Gestatten, Wolke mein Name
Zahlreiche schräge Vornamen wurden in Österreich bereits bewilligt. Die rechtliche Lage ist schwammig, die Toleranz der Standesbeamten gefragt.
SALZBURG. Beowulf, Bruce-Willy, Diamant oder Edelweiß: Alles Namen für Kinder. Genehmigt nicht etwa in den USA, sondern in Österreich, wie die Vornamensliste der Statistik Austria aus dem Jahr 2013 zeigt (lt. Erhebung, Anm.). Englische Begriffe wie Marvellous (fabelhaft), Destiny (Schicksal) oder Hope (Hoffnung) wurden auch hierzulande bereits zu Vornamen. Sky (Himmel) oder Cloud (Wolke) ebenso.
In Österreich regeln die Standesbeamten, ob ein Vorname genehmigt wird oder nicht. Einfach ist diese Entscheidung nicht immer. Laut Gesetz darf zumindest der erste Vorname dem Geschlecht des Kindes nicht widersprechen. Und es dürfen keine Bezeichnungen gewählt werden, „die nicht als Vornamen gebräuchlich oder dem Wohl des Kindes abträglich“sind. „Das ist eine schwammige Geschichte“, sagt Karlheinz Westermayer, Vorsitzender des Standesbeamten-Fachverbands. Fantasienamen sind zwar nicht erlaubt, Namen, die in einem anderen Land gebräuchlich sind, dürfen in Österreich aber vergeben werden. Einen persönlichen Bezug müssen die Eltern nicht haben. Eine österreichischeMutter kann also auch einen amerikanischen, indischen oder afrikanischen Na- men wählen. „In den USA oder in Slowenien gibt es überhaupt keine Beschränkungen. In Österreich ist das strenger geregelt. Aber in der Handhabe ist man in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel toleranter geworden“, erzählt der steirische Standesbeamte aus der Praxis. „Sofern die Eltern die Namensherkunft nachweisen können undman männlich und weiblich unterscheiden kann, wird das im Regelfall auch bewilligt.“
Hilfreich sind dabei das Standardwerk „Internationales Handbuch der Vornamen“, in dem 80.000Vornamen verzeichnet sind, Listen der Statistik Austria und das Internet. Ist der Name dort nicht verzeichnet und der Standesbeamte ratlos, werden auch Botschafter befragt, ob der Name im Ausland tatsächlich gebräuchlich ist, wie Stefan Fuchs, Leiter des Standesamts der Stadt Salzburg, erzählt.
Zwar wurden in Österreich bereits Buben und Mädchen nach Orten benannt – London, Paris und Sydney wurden genehmigt –, alles ist aber nicht erlaubt: „Einfach einen Namen erfinden, das geht nicht. In Salzburgwollten Eltern ihr Kind nach einem Berg nennen und haben dies auch blumig begründet“, verrät Fuchs. Der Hintergrund: Das Kind sollte denNamen des Zeugungsorts tragen. Die Standesbeamten legten ein Veto ein.
Haben die Zuständigen Zweifel, bitten sie die Eltern meist zu einem persönlichen Gespräch. Einsichtig seien die Eltern oft, vor allem, wenn der Standesbeamte auf die Folgen hinweise. „Irgendwann kommt die Tochter oder der Sohn in die Volksschule. Die Kinder untereinander sind dann meist nicht so tolerant“, sagt Westermayer. Nur fünf bis sechs Mal müssten die steirischen Landesbeamten im Jahr die Genehmigung verweigern, und das bei 1200 Geburten. Ausgefallene Namen kommen also vor, sind in Österreich aber nach wie vor die Ausnahme. Die Statistik führen klassische Namen an: Anna sowie Hannah und Sophie standen zuletzt in der Hitliste ganz oben. Bei den Buben sind es Tobias, Lukas und Maximilian.
„Wir hatten schon alle möglichen Modeerscheinungen, etwa Namen aus ,Star Trek‘. Derzeit geht der Trend wieder mehr zu deutschen Namen. Davor waren französische Namen sehr beliebt“, erzählt der Steirer. In Salzburg sind die exotischen Namen ebenfalls selten. Auch die früheren Klassiker findet man kaum noch auf einer Geburtsurkunde. „Die Vornamen, die viele unserer Großväter trugen, die vergibt man heute nicht mehr“, erklärt Fuchs.
Nur ein einziges Elternpaar taufte ihren Sohn im Vorjahr auf dem Standesamt im Schloss Mirabell klassisch – auf den Namen Franz.