ImWunderland des Sports
Bei einem Rundgang durch die neue Akademie von Red Bull in Salzburg-Liefering gehen dem Betrachter die Superlative aus. Zur Einweihung heute ein Tag der offenen Türen. Zahlen und Fakten zur Akademie
SALZBURG. Man fühlt sich an einen Flughafen erinnert, wenn man das Hauptgebäude der Red Bull Akademie in Liefering betritt. Doch anstatt von Abflugzeiten werden auf riesigen Bildschirmen an der Wand die Trainingszeiten der diversen Mannschaften ausgewiesen. Flügel bekommen sollen hier die Karriereträume von Fußball- und Eishockeytalenten. Nach 21 Monaten Bauzeit ist auf dem Areal der ehemaligen Trabrennbahn eines der modernsten Nachwuchszentren Europas entstanden, am heutigen Samstag erfolgt die offizielle Eröffnung.
Trainieren, analysieren, behandeln, regenerieren, essen und wohnen – alles ist nun auf einem Fleck vereint. „Bislang hatten wir durch die in der Stadt verstreuten Anlagen viele Fahrzeiten für die Talente“, erklärt Akademieleiter Winfried Kogelnik. Nur zur Schule – mit drei Lehranstalten in der Stadt bestehen Partnerschaften – müssen die Sportstars in spe noch das Gelände verlassen.
Worum die Konkurrenz die Salzburger ammeisten beneiden dürfte, das sind die durch- und überdachten Sportflächen. Eine Fußballhalle mit einem meisterschaftstauglichen Kunstrasen-Spielfeld von 90 mal 60Metern sowie zwei Eishallen machen die Ausbildung wetterunabhängig. Aber auch zwei der sieben Rasenflächen im Freien verfügen über Heizungen.
Die Anlagen allein sind schon beeindruckend, aber der Mehrwert steckt im Detail. Dank hochmoderner Analyse-Instrumente bleibt so gut wie kein Schritt der Sportler un- beobachtet. Ein lokales Trackingsystem misst die Laufleistungen und gibt beispielsweise Auskunft darüber, ob ein Athlet auf den ersten fünfMetern langsamer gesprintet ist, als er könnte, oder wie die Laufwege eines Hockeyspielers beim Konter waren. Ganze Fußballoder Eishockeyspiele können virtuell nachgespielt werden, kein taktischer Fehler bleibt unbeobachtet. „Es geht uns darum, die Burschen besser zu machen“, bemüht sich Fußball-Akademieleiter Ernst Tanner, dem Ganzen den „Big-BrotherEindruck“zu nehmen. Beim Eishockey geht es noch weiter: Weil der Puck nicht mit einem Chip versehen werden darf, bastelt Red Bull gerade mit dem Weltverband an einem Prototyp. Die weltweit erste von LED-Lampen ausgeleuchtete Eishalle hat auch schon das Interesse des Nationalteams erregt, gut möglich, dass ein Teil der WMVorbereitung hier steigt.
Ganz für sich können die jungen Sportler in den Zimmern des Internats sein, die durchwegs Ausblick auf die Fußballplätze bieten. TVist in den Zimmern tabu, auch Besucher haben keinen Zutritt zumWohnbereich – „hier sollen die Burschen ungestört sein“, betont Tanner. Regenerative Wirkung hat sogar die Farbe der Möbel, die in Grün gehalten sind. Und dass dieMenüs von Ernährungsberatern erstellt werden, ist in dieserWunderwelt des Sports natürlich überflüssig zu erwähnen.
Fehlanzeige gibt es nur in puncto Sportlerinnen: Mangels Damenmannschaften im Reich von Red Bull ist eine 15-jährige Eishockey-Torfrau eine echte Ausnahme in der Akademie. Wie viel die Akademie auf der ehemaligen Trabrennbahn tatsächlich gekostet hat, ist wie so vieles bei Red Bull ein Geheimnis. Gerüchte sprechen von 70 Millionen Euro. Auftraggeber war Red Bull selbst. Die laufenden Kosten müssen sich dagegen der Fußball- und der Eishockeyverein im Verhältnis von 50:50 aufteilen und dafür im Budget Vorsorge treffen.
400 Personen werden täglich in der Akademie verköstigt, dafür sind allein 16 Personen in der Küche angestellt. Nicht weniger als 60 Betreuer kümmern sich in der Akademie um die Nachwuchssportler, darunter zwei eigene Ärzte, Physiotherapeuten, Videocoaches, Psychologen und zwölf Erzieher. Diemedizinische Abteilung umfasst auch ein eigenes Labor, ein EKG und zwei Behandlungszimmer in Krankenhausausstattung. Für die Sportler stehen 92 Doppelzimmer mit insgesamt 5000 Quadratmetern zur Verfügung. Gastteams haben einen getrennten Trakt.
Allein 200 Duschen gibt es in der Akademie, aus denen pro Minute 1600 Liter Wasser kommen. Für die Trikots stehen 30 Waschmaschinen zur Verfügung, die 260 Kilogramm Wäsche gleichzeitig bewältigen.
30 Tonnen wiegt ein Holzbinder, der die Fußballhalle überspannt, 14 Holzbinder tragen die Halle. Damit schafftman eine Raumhöhe von 16 Metern. Neben sechs Fußball-Außenplätzen und der Fußballhalle stehen zwei Eishallen zur Verfügung. Die Eishallen sind die weltweit ersten, die rein mit LEDLampen ausgeleuchtet sind.
Der Tag der offenen Tür ist amheutigen Samstag (13 bis 19 Uhr). Shuttlebusse fahren vom Stadion und Messezentrum, vor der Akademie gibt es nur wenige Parkplätze.