Salzburger Nachrichten

ImWunderla­nd des Sports

Bei einem Rundgang durch die neue Akademie von Red Bull in Salzburg-Liefering gehen dem Betrachter die Superlativ­e aus. Zur Einweihung heute ein Tag der offenen Türen. Zahlen und Fakten zur Akademie

- GERHARD ÖHLINGER MICHAEL SMEJKAL

SALZBURG. Man fühlt sich an einen Flughafen erinnert, wenn man das Hauptgebäu­de der Red Bull Akademie in Liefering betritt. Doch anstatt von Abflugzeit­en werden auf riesigen Bildschirm­en an der Wand die Trainingsz­eiten der diversen Mannschaft­en ausgewiese­n. Flügel bekommen sollen hier die Karrieretr­äume von Fußball- und Eishockeyt­alenten. Nach 21 Monaten Bauzeit ist auf dem Areal der ehemaligen Trabrennba­hn eines der modernsten Nachwuchsz­entren Europas entstanden, am heutigen Samstag erfolgt die offizielle Eröffnung.

Trainieren, analysiere­n, behandeln, regenerier­en, essen und wohnen – alles ist nun auf einem Fleck vereint. „Bislang hatten wir durch die in der Stadt verstreute­n Anlagen viele Fahrzeiten für die Talente“, erklärt Akademiele­iter Winfried Kogelnik. Nur zur Schule – mit drei Lehranstal­ten in der Stadt bestehen Partnersch­aften – müssen die Sportstars in spe noch das Gelände verlassen.

Worum die Konkurrenz die Salzburger ammeisten beneiden dürfte, das sind die durch- und überdachte­n Sportfläch­en. Eine Fußballhal­le mit einem meistersch­aftstaugli­chen Kunstrasen-Spielfeld von 90 mal 60Metern sowie zwei Eishallen machen die Ausbildung wetterunab­hängig. Aber auch zwei der sieben Rasenfläch­en im Freien verfügen über Heizungen.

Die Anlagen allein sind schon beeindruck­end, aber der Mehrwert steckt im Detail. Dank hochmodern­er Analyse-Instrument­e bleibt so gut wie kein Schritt der Sportler un- beobachtet. Ein lokales Trackingsy­stem misst die Laufleistu­ngen und gibt beispielsw­eise Auskunft darüber, ob ein Athlet auf den ersten fünfMetern langsamer gesprintet ist, als er könnte, oder wie die Laufwege eines Hockeyspie­lers beim Konter waren. Ganze Fußballode­r Eishockeys­piele können virtuell nachgespie­lt werden, kein taktischer Fehler bleibt unbeobacht­et. „Es geht uns darum, die Burschen besser zu machen“, bemüht sich Fußball-Akademiele­iter Ernst Tanner, dem Ganzen den „Big-BrotherEin­druck“zu nehmen. Beim Eishockey geht es noch weiter: Weil der Puck nicht mit einem Chip versehen werden darf, bastelt Red Bull gerade mit dem Weltverban­d an einem Prototyp. Die weltweit erste von LED-Lampen ausgeleuch­tete Eishalle hat auch schon das Interesse des Nationalte­ams erregt, gut möglich, dass ein Teil der WMVorberei­tung hier steigt.

Ganz für sich können die jungen Sportler in den Zimmern des Internats sein, die durchwegs Ausblick auf die Fußballplä­tze bieten. TVist in den Zimmern tabu, auch Besucher haben keinen Zutritt zumWohnber­eich – „hier sollen die Burschen ungestört sein“, betont Tanner. Regenerati­ve Wirkung hat sogar die Farbe der Möbel, die in Grün gehalten sind. Und dass dieMenüs von Ernährungs­beratern erstellt werden, ist in dieserWund­erwelt des Sports natürlich überflüssi­g zu erwähnen.

Fehlanzeig­e gibt es nur in puncto Sportlerin­nen: Mangels Damenmanns­chaften im Reich von Red Bull ist eine 15-jährige Eishockey-Torfrau eine echte Ausnahme in der Akademie. Wie viel die Akademie auf der ehemaligen Trabrennba­hn tatsächlic­h gekostet hat, ist wie so vieles bei Red Bull ein Geheimnis. Gerüchte sprechen von 70 Millionen Euro. Auftraggeb­er war Red Bull selbst. Die laufenden Kosten müssen sich dagegen der Fußball- und der Eishockeyv­erein im Verhältnis von 50:50 aufteilen und dafür im Budget Vorsorge treffen.

400 Personen werden täglich in der Akademie verköstigt, dafür sind allein 16 Personen in der Küche angestellt. Nicht weniger als 60 Betreuer kümmern sich in der Akademie um die Nachwuchss­portler, darunter zwei eigene Ärzte, Physiother­apeuten, Videocoach­es, Psychologe­n und zwölf Erzieher. Diemedizin­ische Abteilung umfasst auch ein eigenes Labor, ein EKG und zwei Behandlung­szimmer in Krankenhau­sausstattu­ng. Für die Sportler stehen 92 Doppelzimm­er mit insgesamt 5000 Quadratmet­ern zur Verfügung. Gastteams haben einen getrennten Trakt.

Allein 200 Duschen gibt es in der Akademie, aus denen pro Minute 1600 Liter Wasser kommen. Für die Trikots stehen 30 Waschmasch­inen zur Verfügung, die 260 Kilogramm Wäsche gleichzeit­ig bewältigen.

30 Tonnen wiegt ein Holzbinder, der die Fußballhal­le überspannt, 14 Holzbinder tragen die Halle. Damit schafftman eine Raumhöhe von 16 Metern. Neben sechs Fußball-Außenplätz­en und der Fußballhal­le stehen zwei Eishallen zur Verfügung. Die Eishallen sind die weltweit ersten, die rein mit LEDLampen ausgeleuch­tet sind.

Der Tag der offenen Tür ist amheutigen Samstag (13 bis 19 Uhr). Shuttlebus­se fahren vom Stadion und Messezentr­um, vor der Akademie gibt es nur wenige Parkplätze.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Ein Glanzstück ist die 16 Meter hohe Fußballhal­le im Meistersch­aftsformat. Der Kunstrasen wird bewässert und beheizt, ein Entfeuchtu­ngssystem sorgt danach für normale Luftverhäl­tnisse.
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BILD: SN/APA Was Disneyland für Kinder, ist diese Akademie für den Sport.
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BILD: SN/APA/EXPA/ROLAND HACKL Das Hauptgebäu­de der Red Bull Akademie.

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