„Mein schönster Sieg in den letzten zwei Jahren“
Game, Set and Thriller, Federer. Einen Punkt vor dem US-Open-Aus zwang er Monfils in die Knie.
Als alles vorbei war unter den Flutlichtstrahlern des größten Tennisstadions der Welt, blendete der US-Sender ESPN nur zwei Worte zum erschöpften, glücklichen Sieger ein. „The King“. Der König. Roger Federer, der Entfesselungskünstler, hatte soeben im Viertelfinale der US Open TennisEntertainer Gaël Monfils in einer wahren Schlacht 4:6, 3:6, 6:4, 7:5, 6:2 niedergerungen. „Vielleicht mein schönster Sieg in den vergangenen zwei Jahren“, erklärte der 33jährige Schweizer, nachdem er bei 4:5, 15:40 im vierten Satz hauchdünn vor dem Aus stand.
„In dem Moment dachte ich nur: Geh wenigstens kämpfend unter“, gab er danach zu. Kampfgeist, der sich auszahlte. Beim ersten Matchball verzog Monfils einen Passierball um Zentimeter, mit einem Vorhandwinner beim zweiten leitete Federer die Wende ein. Nach 3:20 Stunden machte der „Maestro“sein neuntes Halbfinale in Flushing Meadows perfekt. Nur fünf Asse und 44 unerzwungene Fehler machten es ihm schwer, doch sein Wille und Traum vom 18. GrandSlam-Triumph waren stärker.
„Da hat sich meine ganze Karriere in einem Spiel gespiegelt“, resümierte Federer. „Der erste Satz war nicht schlecht, im zweiten habe ich nichts mehr verstanden, im dritten mich nach Breakrückstand zurückgekämpft, im vierten angefangen, besser zu spielen, und im fünften dann wie im Traum.“Wie viel ihm der Sieg bedeutet, unterstrich Federer mit untypischen Emotionen. Es sei ein genialerMoment, ein großes Match in seiner langen Karriere.
„Ich weiß, dass ich mental für einen solchen Kampf bereit bin, und ich fühle mich auch körperlich sehr gut“, erklärte er im Hinblick auf die kommendenAufgaben. Damit rückte das Traumfinale mit Novak Djo- kovic näher. Zunächstmuss er heute, Samstag, aber möglicherweise zu einem weiteren Kraftakt ausholen, will er Überraschungsmann Marin Čilić aus demWeg räumen.
Der 25-jährige Kroate setzte sich klar in drei Sätzen 6:2, 6:4, 7:6(4) gegen den höher eingestuften ThiemBezwinger Tomáš Berdych durch. Zeigt Čilić einmal mehr keine Schwächen, serviert er wieder 19 Asse, dann dürfen sich Tennisfans auf einen weiteren Krimi freuen.
Etwas deutlicher scheinen die Kräfteverhältnisse im zweiten Halbfinale verteilt zu sein. Djokovic ist beim letzten Grand Slam des Jahres in Topform, agierte auch beim Viersatzsieg im Viertelfinale über Andy Murray souverän. Sein Herausforderer Kei Nishikori ist der Marathonmann in New York. Der Japaner begeisterte mit zwei Fünfsatzerfolgen über Milos Raonic und Stan Wawrinka nicht nur das Kaiserreich, das ihm zu Füßen liegt und feiert wie einen Popstar. Um ein weiteres Kapitel japanische Sportgeschichte zu schreiben, müsste der 24-Jährige ein weiteres Mal über sich hinauswachsen.