Geburtshelfer der bunten Gaukler
Vom Ei zur Raupe. Von der Raupe zur Puppe. Von der Puppe zum Schmetterling: Otto Feldner ist bei dieser wundersamen Verwandlung Kuppler und Hebamme zugleich.
40-jährige Zuchterfahrung muss ganz schön anstrengend sein. Wohin das Auge Feldners in der Natur auch wandert, überall sieht er Handlungsbedarf für seine Schützlinge. Für sie lässt er verbuschte Hanglagen roden, damit ihr Futter – der weiße Mauerpfeffer – nicht erstickt. Aus Schotterhalden macht er Schmetterlingsparadiese, aus kleinen Unkrautecken Habitate für die bunten Gaukler. Im Oberpinzgau hat er neue Brutgebiete für den Trauermantel und den Schwalbenschwanz geschaffen und den Apollofalter wieder eingebürgert. In Schulprojekten lässt er staunende kleine Akteure etwa große Augenspinner züchten. Einzigartige Schmetterlingsbiotope hat er in Zusammenarbeit mit der Naturschutzabteilung des Landes Salzburg und Grundbesitzern schon gerettet.
Auch in seinem eigenen Garten in Saalfelden vollzieht sich täglich, von Frühjahr bis zum Herbst, die wundersame Metamorphose vom Ei zum Falter. Da hängen in den Bäumen eigenartige Gaze-Säcke, in denen die Raupen auf ihrer Nahrung sitzen und sich in aller Seelenruhe in ihren Kokon einspinnen. Da kann Feind Kohlmeise noch so lauernd um sie herumschwirren. Einmal ausgeschlüpft, bringt der Züchter manche Pärchen dann zum Liebesspiel: In der „Handpaarung“ist der Hobbyentomologe geradezu berühmt in Sammlerkreisen. Mit feiner Hand führt er die beiden achtsam zusammen und aktiviert den Paarungsreflex des Männchens am Hinterteil. Bald darauf legt das Weibchen Eier. An die Adresse internationaler Sammler und Institute gehen später gezüchtete Kanadische Schwärmer, der Japanische Seidenspinner oder auch der Totenkopfschwärmer. Eier zur Weiterzüchtung bekommt Feldner aus Russland, Kirgisien, Kasachstan, der Türkei, ebenso aus Pakistan, Nepal, Tibet, China, Japan sowie Schweden und Italien. Vom Aussterben bedrohte Arten wieder einzubürgern hilft der 62-Jährige derzeit auch in Rumänien. Besonders den Apollo hat das engagierte Mitglied der Salzburger Entomologischen Arbeitsgemeinschaft des Hauses der Natur schon oft gezüchtet. Durch seine Initiative tummelt sich dieser Überlebenskünstler aus der Eiszeit heute wieder am Moarkirchlweg in Uttendorf, bei der Stoßwand im Saalachtal sowie im Stoissengraben bei Saalfelden.
Auch von der Wachau tönt der Hilferuf: „Unser Apollo stirbt aus.“Feldners strikter Befund: „Eine Wiederansiedelung funktioniert nur, wenn in den Weingärten nicht mehr gespritzt wird.“
Für die Türkei hilft Feldner derzeit seinem Sammlerfreund Oktay Onaran in Istanbul bei der Aufbereitung eines Buches über die Parnassier-Apollo-Familie. Langweilig wird’s für diesen Mann auch im Herbst und Winter nicht: Feldner übermittelt dann seine umfangreichen Aufzeichnungen der Sommersaison zur Auswertung an die Landesdatenbank.