17-jährige Sarah dankt allen Bad
Das Opfer der Bluttat von Bad Reichenhall wandte sich in einem Brief an die Öffentlichkeit und dankt allen Helfern. Die Polizei wünscht indes eine schnellere Auslieferung des 20-jährigen Tatverdächtigen.
Eine gute Nachricht gibt es nach den Bluttaten vom 14. Juli von Bad Reichenhall. Sie stammt von dem Opfer selbst, der 17-jährigen Sarah. Sie wandte sich in einem Brief an die Öffentlichkeit. In dem handschriftlich verfassten Text bedankt sie sich für die Spendenaktion „Alle für eine! Stopp der Gewalt“und bei jenen Menschen, die die zahlreichen Benefizveranstaltungen organisierten. „Ich bin stolz und froh, eine Bad Reichenhallerin zu sein, wo so ein Zusammenhalt be-
„ Sarah geht es den Umständen entsprechend gut.“
steht“, schreibt die 17-Jährige.
Bürgermeister Herbert Lackner (CSU) aus Bad Reichenhall hat den Dankesbrief an die Medien weitergeleitet. „Die Mutter von Sarah hat mich im Rathaus besucht und gebeten, den Brief an die örtlichen Medien weiterzuleiten.“Diesem Wunsch sei er gerne nachgekommen.
„Mein Eindruck ist, dass es Sarah den Umständen entsprechend gut geht“, sagt Lackner. Die junge Frau habe am 23. August auch das Sturmfest in der Innenstadt von Bad Reichenhall besucht. „Da ist es ihr gut gegangen – und es hat ihr gefallen.“Der ernste Hintergrund: Das Sturm-
Sarahs Brief. fest wurde zu einer Benefizveranstaltung für Sarah umfunktioniert. Zuvor hatte es bereits am 14. August, einenMonat nach den Bluttaten, ein Benefizkonzert für Sarah gegeben. Auch beimWeinfest Mitte August wurde für die 17-Jährige gesammelt.
Bürgermeister Lackner will helfen, wo er kann: „Ich habe der betroffenen Familie angeboten, dass sie sich jederzeit an die Stadt wenden kann, wenn ein Problem auftauchen sollte. Wir werden dann versuchen, nach unseren Kräften zu helfen.“
Keine Neuigkeiten gibt es indes von jenem 20-jährigen deutschen Soldaten, der verdächtigt wird, Sarah schwer verletzt und einen 73-jährigen Pensionisten ermordet zu haben. Der 20-Jähri- ge wurde am5. August in Norwegen festgenommen. Seitdem sitzt er in Trondheim in Haft. Ihm wird vorgeworfen, am 14. Juli den 73-Jährigen auf offener Straße ermordet zu haben. Sarah überlebte den Angriff mit einem Kampfmesser der Bundeswehr nur knapp. Die 17-Jährige hat bei der Attacke schwerste Gesichtsverletzungen erlitten. Die Ärzte im LKH behandelten sie, mittlerweile ist sie dort wieder entlassen worden.
Die deutschen Behörden warten weiter auf die Auslieferung des Mannes. Da Norwegen kein EU-Mitgliedsland ist, gestaltet sich das Auslieferungsverfahren langwierig. Aufgrund eines Rechtsabkommens aus dem Jahr 1957 musste dasAuslieferungsbe- gehren mit allen Fakten ins Norwegische übersetzt werden. Der Akt ging über die Staatsanwaltschaft zum Generalbundesanwalt und ins Justizministerium, von dort an das norwegische Justizministerium und weiter an die Staatsanwaltschaft in Trondheim.
Frank Konrad vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim berichtet: „Innerhalb der EU wäre ein solches Auslieferungsverfahren stark vereinfacht. Nun ist es so, als ob derVerdächtige in Südamerika oder Asien sitzen würde.“Wie weit das Verfahren bei den norwegischen Kollegen fortgeschritten ist, kann Konrad nicht sagen. „Ich hätte mir aber vorgestellt, dass das schneller gehen müsste“, sagt er. Für Ungeduld seitens der bayerischen Polizei sei aber kein Platz. „Wir sind sicher nicht nervös, dass das nicht klappen wird.“
Laut Konrad wird der Verdächtige in Norwegen von einem Anwalt vertreten. Der 20-Jährige mache weiterhin von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Durch eine unkooperative Haltung und sein Schweigen kann der Verdächtige die Auslieferung nach Deutschland jedenfalls weiter verzögern.
AnfangAugustwar der 20-Jährige auf der Flucht in Norwegen gefasst worden. Die Polizei hatte in seinem Kasernenspind in Bad Reichenhall Kleidung mit dem Blut beider Opfer gefunden. Auf die Spur des Manneswar die Polizei über die Tatwaffe gekommen, ein Bundeswehr-Kampfmesser. Der 20-Jährige hatte sich nach einem Aufenthalt in seinem Heimatort in Rheinland-Pfalz nach Norwegen abgesetzt. Dort hatte er sich wegen einer Handverletzung, die mit der Tat nicht in Zusammenhang stand, in Behandlung begeben, im Krankenhaus wurde er namentlich registriert. Bereits eineinhalb Stunden nach dem Haftbefehl wurde er geschnappt.