„Frauen in der Politik sind zu brav“
Frauenanteil in steirischen Gemeinderäten beträgt nur 19,8 Prozent. Das soll sich ändern.
Üblicherweise sind die Politikerinnen der steirischen Landtagsparteien SPÖ, ÖVP, FPÖ, der Grünen und der KPÖ nicht einer Meinung. In der Frage, dass mehr Frauen in den Gemeinderäten sitzen sollen, haben sich Vertreterinnen aller fünf Parteien nun aber zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Unter dem Motto „Mitbestimmen – Mitgestalten“soll bei der kommenden Gemeinderatswahl – vermutlich im März 2015 – mehr Frauenpower in die Gemeindestuben einziehen.
Derzeit sind nur 19,8 Prozent der steirischen Gemeinderatsmitglieder weiblich. Das Bürgermeisteramt wird gar nur zu fünf Prozent von Frauen ausgeübt. „Das ist nicht gut, wirmüssen das ändern“, sagt die steirische Finanzlandesrätin Bettina Vollath (SPÖ). Um die Lust auf eine Kandidatur zu erhöhen, finden nun in sieben steirischen Regionen Workshops für potenzielle Gemeinderätinnen statt. „Wir wollen nicht im Nachhinein hören, wir hätten Frauen aufgestellt, aber es habe keine gegeben“, betont Vollath, die eine Lanze für das Netzwerken von Frauen quer durch alle Lager bricht. Die Workshops werden von allen Landtags- klubs und dem Frauenressort gemeinsam finanziert und richten sich überparteilich an alle Frauen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren oder das tun wollen. Die Teilnahme ist kostenlos, Kinderbetreuung ist gratis.
Man wolle Frauen das Handwerkszeug vermitteln, wie man sich in der Auseinandersetzung mit Männern besser durchsetzen kann, sagt Bettina Vollath. Will heißen: Strategien vermitteln, um in Sitzungen seinen Standpunkt durchzubringen und nicht wegen „Hackordnungen“das Nachsehen zu haben.
„Fifty-fifty“müsse das erklärte Ziel sein, heißt es. „Frauen sind oft viel zu brav“, sagt Ingrid Gady, Frauensprecherin der steirischen ÖVP. Wenn Frauen politisch tätig seien, seien sie häufig fürWohlfühlgeschichten zuständig. Daher gelte es die Frauen aus den Kuschelecken herauszuholen, damit sie auf Augenhöhe mit den Männern agieren können. Ähnlich argumentiert die grüne Klubobfrau Sabine Jungwirth: „Es braucht den Blickwinkel von Frauen in allen Bereichen, nicht nur bei sogenannten Frauenthemen.“FPÖ-Frauensprecherin Andrea-Michaela Schartel sieht in der Doppelbelastung durch Familie und Beruf den Grund dafür, dass vielen Frauen die Politik als nicht erstrebenswert erscheine.