Eine Theatermacherin geht auf Spurensuche
Toihaus-Chefin Myrto Dimitriadou eröffnete am Samstag die Jubiläumssaison des Theaters als Performerin.
„Eine neue Zeitrechnung beginnt.“Ankündigungen dieser Art wecken Erwartungen an Aufbruch oder personelle Veränderung. Das Toihaus hat dergleichen nicht nötig. Als Wundertüte in der Salzburger Theaterlandschaft produziert das Haus sowohl Barockopern-Destillate wie auch technoides Tanztheater oder fantasievolle Bühnenstücke für Säuglinge.
Die „neue Zeitrechnung“soll auf das 30-jährige Bestehen im Dezember hinweisen, wie Myrto Dimitriadou erläutert. „EineGala passt nicht zu unserer Haltung, ein theatrales Projekt schon eher“, betont die Langzeitleiterin des Hauses. Die Kunstinstallation zum Jubiläumfin- det im öffentlichen und im virtuellen Raum statt, man zeigt Präsenz im Stadtbild. Die Arbeit findetResonanz in Salzburg und darüber hinaus. Die Stadt prämierte das Toihaus unlängst für dessen originelle Plakate. Am Freitag wird Dimitriadou in Innsbruck mit dem StellaSonderpreis für herausragende Leistungen im Kindertheaterbereich ausgezeichnet, das Toihaus selbst ist für den Grazer Elevate Artivism Award nominiert.
„Wir sind eine Gruppe, die sich immer weiter entwickelt und stets neue Dinge ausprobiert“, erklärt die Theatermacherin. „Das Überraschende ist, was sich unser Publikum erwartet.“Zu den Konstanten zählt der Komponist Hüseyin Evirgen, der ab 22. November sein neu- es Stück „Antipoden“zeigt. Bereits am 25. Oktober starten die theatralen Führungen in der Residenzgalerie, im Februar 2015 steht die fünfte Ausgabe des „Bim Bam“-Festivals für Klein(st)kindertheater an.
Die Eröffnungsproduktion „Wolflicht“brachte am Samstag ein Wiedersehen mit Dimitriadou als Darstellerin. Choreografin Katharina Schrott setzt bewusst die Intendantin in Szene, schließlich handelt „Wolflicht“von Erinnerungen. Eine alternde Künstlerin geht auf Spurensuche, ein Brautkleid, ein Säuglingsbündel und einige Federn bilden Bruchstücke einer (Lebens-)Geschichte. Vieles wird bloß angedeutet in dieser Performance, die von Gudrun Raber-Plaichinger (Violine) und Yoko Yagihara (Klavier) mit Salonklängen und Klangfantasien untermalt wird.
Das Licht spielt eine zentrale Rolle im ästhetischen Konzept von Ausstatterin Ragna Heiny, von der völligen Dunkelheit des Beginns führt der Weg ins gleißende Rampenlicht. Keine Dreiviertelstunde dauert es, bis sich alles zum Schlussbild eines Schattenrisses fügt. Ein Abend, so rätselhaft und spannend wie das Toihaus selbst.