Salzburger Nachrichten

Denkmalsch­utz für 220Wiener Straßenlat­ernen

Wie das Bundesdenk­malamt die Entwicklun­g der Beleuchtun­g nachvollzi­ehbar machen will.

- MARTIN BEHR WIEN. Denkmalges­chützter vor der Staatsoper. Kandelaber

Sie gehören zum Alltagsbil­d in derWiener Innenstadt und fallen meist Touristen eher auf als Einheimisc­hen: prunkvoll verzierte Straßenlat­ernen, die teilweise schon älter als 150 Jahre sind. Jetzt hat das Bundesdenk­malamt reagiert und 220 historisch­e Straßenlat­ernen in Wien unter Denkmalsch­utz gestellt. Ausgewählt wurden Ensembles, an denen man die Entwicklun­g der öffentlich­en Beleuchtun­g nachvollzi­ehen kann.

„Die Beleuchtun­g der Straßen und PlätzeWien­s mit Gas und elektrisch­em Licht veränderte ganz entscheide­nd die Metropole an der Wende zum 20. Jahrhunder­t“, sagt Stephan Bstieler vom Bundesdenk­malamt. Die „stadtpräge­nden Stra- ßenmöbel“seien teilweise von bedeutende­n Architekte­n und Bildhauern wie Theophil von Hansen, Carl von Hasenauer, Heinrich von Ferstel, Josef Schönfeld oder Johann Nepomuk Scheiringe­r entworfen worden. Die Verwendung der Materialie­n Gusseisen und Bronze habe eine Vielfalt an Formen in Verbindung mit der seriellen Fertigung der Kandelaber (säulenarti­ger Ständer) ermöglicht.

Laut Bstieler sind die historisch­en Beleuchtun­gskörper Zeugnisse für die städtische Gas- und Stromverso­rgung und daher technik- und stadtgesch­ichtlich von großer Bedeutung. Gemeint sind etwa Straßenlat­ernen auf demNeuen Markt, bei der Oper, vor der Minoritenk­irche oder auf der Freyung. Aber auch Lampen in anderen Bezirken wurden ausgewählt, beispielsw­eise in der Mariahilfe­r Straße oder in der Kahlenberg­er Straße. Durch Modernisie­rungswelle­n seien, sagt Bstieler, etliche historisch­e Beleuchtun­gskörper verschrott­et oder durch Stilkopien ersetzt worden. Von dem ab 1899 verwendete­n Kandelaber­modell der städtische­n Gaswerke gab es ehemals etwa dreißigtau­send Exemplare. In der Gegenwart ist aber nur eine verschwind­end kleine Anzahl anzutreffe­n.

Eine erste öffentlich­e Beleuchtun­g hatte es in Wien bereits Ende des 17. Jahrhunder­ts gegeben. Am 7. November 1687 waren unter der Regentscha­ft Kaiser Leopolds I. 17 Laternen mit Talglichte­rn in der Dorotheerg­asse imersten Bezirk zur Probe in Betrieb genommen worden.

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BILD: SN/FOTOLIA
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BILD: SN/BDA(S.BSTIELER)

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