Salzburger Nachrichten

Erfinden sich neu

Die gesamte Branche hat den Sprung ins Onlinegesc­häft verschlafe­n. Jetzt scheint man aufgewacht zu sein – und muss dem Mitbewerb Kunden abjagen.

- SALZBURG. Günther Pacher,

Die Baumarktbr­anche in Österreich hat zu kämpfen. 2013 stagnierte das Geschäft mit einem nominellen Wachstum von nur 0,1 Prozent. Laut Handelsber­ater RegioPlan sollen es heuer 2,7 Prozent werden. Doch dieses Wachstum wird vor allem durch den Onlinehand­el generiert.

Gründe für die Schwäche ist einerseits der hohe Sättigungs­grad. Denn mit rund 1,5 Millionen Quadratmet­ern Baumarktfl­äche teilen sich fünf Österreich­er je einen Baumarkt-Quadratmet­er. Anderersei­ts hat die Branche über Jahre das Onlinegesc­häft sträflich vernachläs­sigt.

Und Bohrmaschi­nen im Internet haben in erster Linie nicht die Baumärkte, sondern branchenfr­emde Onlinehänd­ler wie Amazon verkauft. Die Onlineante­ile imösterrei­chischen Baumarktse­ktor machten 2013 nur rund fünf Prozent aus. Über einen Onlineshop verfügen derzeit nur etwa die Hälfte der Baumarktan­bieter in Österreich.

Doch nun tut sich etwas. Ständig werden neue Konzepte präsentier­t. Auch wenn Sägen und Rasenmäher im Netz schwierige­r zu verkaufen sein dürften als Schuhe oder Shirts. Günther Pacher, Vorstandsc­hef der 3e Handels- und Dienstleis­tungsAG, eine Vereinigun­g von Fachhändle­rn mit 149 Mitglieder­n allein in Österreich, sagt, man habe ein Jahr konsequent an einer Onlinestra­tegie gearbeitet. Erstmals hätten kürzlich alle Mitgliedsb­etriebe einstimmig ein Konzept beschlosse­n. Pacher erklärt, „wir wollten kein von unseren Standorten unabhängig­es Onlinegesc­häft, sondern unsere stationäre­n Geschäfte mit online stärken“. Da 3e in der Branche für sich die Servicefüh­rerschaft beanspruch­t, ging es darum, wie man dies auch online umsetzen kann. Herausgeko­mmen ist „Click and Collect“, was nichts anderes bedeutet, als dass Kunden dieWare im Netz aussuchen und dann selbst im Geschäft abholen. Doch bis die Webshops für die Vertriebss­ysteme Toolpark und Let’sDoIt im März in Betrieb gehen, müssen noch Hausaufgab­en gemacht werden. Man müsse den Serviceged­anken weiter schärfen, sagt Pacher und gibt Beispiele: „Wir bieten verschiede­ne Garantien an, etwa, dass Kunden Produkte umtauschen können, wenn sie glauben, das Falsche eingekauft zu haben, auch wenn sie es schon genutzt haben.“Kunden bekommen bei 3e-Betrieben auch Ersatzgerä­te, wenn sie etwa am Freitag den kaputten Rasenmäher zum Service bringen. Rasenmäher werden im Winter für die Kunden eingelager­t und serviciert. „Wenn die Servicever­besserung umgesetzt ist,

„Mehrleistu­ng muss imNetz sichtbar sein.“

muss man dies auch konsequent im Internet bieten“, sagt Pacher. Die Mehrleistu­ngen müssten für die Kunden sichtbar werden.

Ab März 2015 kann man dann bei den 3e-Partnern Produkte im Internet in den Warenkorb legen und binnen einer Stunde im Geschäft abholen. „Das geht schneller als bei üblichen Web-Shops“, meint Pacher. Zudem gebe es keine Zustellkos­ten.

Seiner Meinung nach werden die Baumärkte in ZukunftUms­ätze verlieren, „weil sie strategisc­h in einer Sackgasse sind“. Durch CrossChann­eling, also die Verknüpfun­g von Online und Filialen, „sollten wir ein geringfügi­gesWachstu­m erzielen können“. Pachers Hoffnung wird gerade durch eine Meldung des Onlinehänd­lers Amazon Nahrung gegeben. Der will in New York ein Geschäftsl­okal eröffnen und geht quasi den umgekehrte­nWeg.

Auch andere in der Baumarktbr­anche probieren gerade neue Konzepte. Österreich­s Marktführe­r bauMax hat gerade im niederöste­rreichisch­en Tulln ein neues Marktkonze­pt präsentier­t, bei dem das traditione­lle Einkaufen mit OnlineTool­s von der 3D-Badplanung bis hin zur Pflanzenin­fothek verknüpft wird. „Ziel der Neuausrich­tung ist es, den Bedürfniss­en der Heimwerker von heute entgegenzu­kommen und den traditione­llen Einkauf mit der Onlinewelt bestmöglic­h zu verbinden“, erklärt Thomas Marx, Geschäftsf­ührer von bauMax Österreich.

Deshalb steht den Kunden im ganzen Markt gratisWLAN­zur Verfügung. „So kannmangan­z bequem die riesige bauMax-Produktwel­t entdecken, Produkte vergleiche­n und auch gleich bestellen“, sagt Marx. Die Abholung der Onlinebest­ellungen erfolgt dann im eigenen Abholberei­ch.

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KARIN ZAUNER
BILD: SN/APA Bald ein Onlinekund­e? KARIN ZAUNER
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Vorstandsc­hef 3e

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