Wir sind eigentlich ganz normal
Eine Geschichte über Knallköpfe und darüber, wie sie die Welt vor gefräßigen . . ., aber lest es einfach selbst.
Warummüssen Kinder in der Schule genau solche Dingeamallermeisten lernen und darin Nachhilfe bekommen, die sie am wenigsten können? Warum muss jemand höhere Mathematik büffeln, obwohl er sie nicht und nicht versteht, weil sein Talent im Schreiben von spannenden Geschichten liegt? Warum muss ein Mathematikgenie unbedingt Goethe auswendig können, auchwenn es sich nicht einen einzigen Reim merken kann? Und dann das unsportliche Mädchen. Esmuss unter dem Gelächter seiner Mitschüler den Sprung über den Bock wagen, um keinen Fünfer im Zeugnis zu bekommen. Dabei hat es eine Stimme, die Herzen erweicht. Diese Kinder fühlen sich beschämt, gedemütigt und – vor allem – auf Dauer demotiviert, überhaupt etwas zu lernen.
Der Hauptgrund für solche Auswüchse, die jeder von uns kennt oder sogar miterlebt hat, ist das Schulsystem. Es baut darauf auf, jedes Kind gleich zu behandeln, in jedem Gegenstand. Das ist einerseits gut, weil man versucht, zu allen Kindern gerecht zu sein und Willkür von Lehrern zu vermeiden. Das ist anderseits aber auch wieder nicht gut, weil man mit diesem System keinesfalls auf die speziellen Talente eines heranwachsenden Menschen eingehen kann.
Das ist der Kern des illustrierten Buchs, das der Kinderbuchautor Thomas Brezina gemeinsam mit dem Genetiker Markus Hengstschläger geschrieben hat. Es heißt „Warum nur Knallköpfe die Welt vor Killer-Klobrillen retten können“und es handelt von einer ungewöhnlichen Truppe von Schülern, die alle einen „Knall“haben, nicht der Norm entsprechen, von den anderen Kindern verspottet werden und von den Lehrern gepiesackt.
Nein, keine Angst, es ist kein trauriges Buch. Es ist das Gegenteil. Es ist ein komisches Buch. Eines Nachts erlebt die kleine Truppe von Außenseitern im finsteren Schulhaus gänzlich unerwartete Abenteuer, die sie aber heldenhaft bestehen? Warum? Weil jeder etwas Spezielles kann, das die anderen rettet.
Eine lustige, aber auch eine sehr schöne Geschichte. Sie handelt da- von, dass die Welt auch Menschen braucht, die „um die Ecke“denken können. Sie sind ungewöhnlich und auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen merkwürdig, aber dennoch „voll normal“. Und sie sollen sich nicht von den selbstgerechten „Normalos“einschüchtern lassen, die scheinbar immer recht haben, weil sie in derMehrzahl sind.
Das ist ein Thema, das der Genetiker Hengstschläger schon in seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“erörtert hat. Darin plädiert er für die genetisch bedingte Vielfalt menschlichen Denkens. Nur diese Vielfalt werde die Herausforderungen unserer Zeit lösen können, meint er. Über das Kinderbuch sagt er: „Ich habe mich immer gefragt, ob diese Diskussion auch bei Kindern und Jugendlichen angekommenist. Mit diesem Buch hoffen wir jetzt, alle Altersgruppen erreichen zu können.“
Die Idee, dass Kinder mit besonderen Eigenschaften oder Voraussetzungen wie ADHS, Legasthenie, Allergie oder Migrationshintergrund einen Fall nur lösen, weil sie diese viel zu oft nur negativ gesehenen Eigenschaften besitzen, stammt von dem Genetiker. „Die Geschichte dazu wurde in genialer Weise vom Thomas Brezina erfunden und gerappt“, erzählt Hengstschläger. Es sei ein Buch entstanden mit einem für uns äußerst wichti- gen pädagogischen Kern, gegen Stigmatisierung und Mobbing, das Kindern, Eltern, Großeltern – uns allen – Mut machen soll.
Ach ja, es ist in Rap-Reimen geschrieben. Uncool? Probiert es aus.