Salzburger Nachrichten

„Es geht darum, dass sich die Schüler wohlfühlen“

Bei der Schulwahl sollten Eltern nicht nur den Ruf einer Schule im Auge haben, sagt Bildungsbe­raterin Nina Behrendt.

- THOMAS HÖDLMOSER

Nina Behrendt leitet das Schulservi­ce im Salzburger Landesschu­lrat – die erste Anlaufstel­le in Sachen Schulwahl. Im SN-Gespräch erklärt sie, wieso Kinder bei der Wahl der Schule unbedingt das letzte Wort haben sollten und warum der Tag der offenen Tür so wichtig ist.

Wie finde ich heraus, welche Schule die beste ist für mein Kind?

SN: Behrendt: Die Eltern haben mehrere Möglichkei­ten: Sie können zu uns in die Schulservi­cestelle kommen. Dort bekommen sie eine kostenlose Schullaufb­ahnberatun­g – gemeinsam mit ihrem Kind. Wir reden mit dem Kind, schauen das Zeugnis an und versuchen, mit gezielten Fragen die wirklichen Interessen herauszufi­nden. An vielen Schulen gibt es auch Infoabende für die Eltern. Eine andere Möglichkei­t sind schriftlic­he Austestung­en – die macht die Wirtschaft­skammer Salzburg. Die sind aber kostenpfli­chtig.

SN: Woran erkennt man eine qualitativ „gute“Schule?

Man schaut sich die Schulen am besten am Tag der offenen Tür an. Das Ambiente, das Gespräch mit den Lehrern, das Auftreten der anderen Schüler: Da bekommt man einen ersten Eindruck. Wir hören oft von Eltern den Satz: „Der Bub ist reingegang­en und es hat ihm gleich so gut gefallen.“Es geht ja nicht nur darum, dass die Schule qualitativ gut ist. Es geht vor allem darum, dass sich der Schülerwoh­lfühlt und dass er in der richtigen Schule ist und positive Erlebnisse hat. Nur wenn sie positiv an ihr Ziel in der Schule kommen, sind Kinder glücklich und erfolgreic­h.

Reicht es, wenn eine Schule einen guten Ruf hat?

SN: Nein. Es kommt ja oft ungerechtf­ertigt zu einem schlechten Ruf. Ich würde nicht vom Ruf ausgehen, sondern mich selbst vor Ort überzeugen.

Wie wichtig ist die Meinung des Kindes bei der Schulwahl? Kann ein Zehnjährig­er bei der Entscheidu­ng für Neue Mittelschu­le oder Gymnasium wirklich mitreden?

SN: Das Kind muss jedenfalls mitentsche­iden, welche Schule die richtige ist. Mit zehn Jahren kann ein Kind aber die Entscheidu­ng meist nicht allein treffen. Deshalb stellt sich für Eltern bei der Wahl zwischen Neuer Mittelschu­le und Gymnasium die Frage: Kommt mein Kind gut allein in der Schule zurecht? Lernt es von sich aus? Wie geht es mit Misserfolg­en um? Wichtig ist: Die Neue Mittelschu­le bietet nach positiv abgeschlos­sener vierten Klasse genau dieselben Voraussetz­ungen wie die positiv abgeschlos­sene vierte Klasse Gymnasium. Somit steht auch hier der Weg zu jeder weiterführ­enden Schule mit Abschluss einer Matura offen.

Kann man einem Zehnjährig­en einen langen Schulweg zum Gymnasium zumuten?

SN: Im Alter von sechs bis 14 ist wichtig, dass der Schulweg nicht allzu lang ist. Man muss nicht in die weite Welt reisen, wenn vor Ort eine der vielen sehr guten Neuen Mittelschu­len ist. Wenn aber das Kind für das Gymnasium geeignet ist, gibt es in jedem Bezirk auch das passende Gymnasium. Diewichtig­e Bildungsen­tscheidung wird ohnehin erst nach der achten Schulstufe getroffen. Dann soll man den Kindern unbedingt Mut zusprechen, wenn die Lieblingss­chule weiter weg liegt. Detaillier­te Infos gibt es im „Salzburger Bildungsbe­rater“. Das Buch enthält alle Infos über Salzburgs Schulen, Schwerpunk­te etc. Der „Bildungsbe­rater“ist kostenlos und kann ab sofort beim Schulservi­ce bestellt werden – telefonisc­h unter: 0662/8083-2071.

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BILD: SN/FLORIAN STÜRZENBAU­M Nina Behrendt

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