Salzburger Nachrichten

Auf Kollisions­kurs mit Brüssel

Wie viel gespart wird, was wie teuer gebaut werden darf, wer eine Förderung bekommt: Immer stärker regiert die Europäisch­e Union im Land mit. Salzburgs „Maastricht-Defizit“gerät derweil außer Kontrolle.

- CHRISTIAN RESCH SALZBURG. Finanzrefe­rent

Den politische­n „Aufreger“fürs Wochenende lieferte ÖVP-Finanzrefe­rent Christian Stöckl: Er hatte im SN-Interview erklärt, das Land dürfe keineweite­ren Schulden mehr aufnehmen und müsse für dringend nötige Bauprojekt­ewohl auf PPP-Projekte zurückgrei­fen. Über 200 Mill. Euro müssten, so Stöckl, auf einmal herangekar­rt werden, damit sich das Vorhaben rentiere.

PPP, das bedeutet PrivatePub­lic-Partnershi­p, also einen Vertrag zwischen einer Privatfirm­a und der öffentlich­en Hand. Das hört sich harmlos an. Es bedeutet aber etwa, dass das Land einen großen Straßentun­nel, ein Amt, eine Schule oder ein Spitalgebä­ude vom „Partner“bauen lässt – und dann zurückmiet­et. Varianten gibt es Hunderte, gemeinsam ist ihnen wohl eines: Sie machen die Sache auf Dauer nicht billiger, sie verschiebe­n nur Kosten in die Zukunft. Genau das kritisiert­e am Sonntag auch die SPÖ in einer Aussendung massiv.

Kostenersp­arnis erwartet sich auch der ÖVP-Finanzland­esrat keine. Warum denkt er dann an solche Finanzieru­ngen? Die Antwort ist eine, die von Politikern in Stadt, Land und Gemeinden immerhäufi­ger zu hören ist: Brüsseler Vorgaben machten das nötig.

Vor allem ist Salzburg massiv von den Maastricht-Kriterien betroffen, einem Regelwerk, das alle öffentlich­en Haushalte Schuldengr­enzen unterwirft (siehe Infokasten). Salzburg hat bekanntlic­h 2,1 Mrd. Euro Schulden – und ist erst dabei, sich aus seinem drückenden jährlichen Budgetdefi­zit herauszuqu­älen.

Das Interessan­te ist: Ginge das Land zur einer Bank und nähme einen Kredit über 200 Mill. Euro auf, um damit ein Verwaltung­szentrum, Spitäler und Straßen-

„ Teilweise ist es schon absurd, was wir da machen müssen.“

Christian Stöckl, tunnels zu bauen, dann wäre das „voll Maastricht-relevant“. Die von der EU vorgegeben­e Bilanz Salzburgs würde um diesen Betrag verschlech­tert. Was derzeit fatal wäre. Würde das Land hingegen ein geschickte­s PPP-Modell anwenden, würde mindestens dieselbe Summe ausgegeben, dieselben Gebäude würden errichtet. Doch das Maastricht- Defizit stiege umkeinen Cent. „Es ist teilweise schon völlig absurd, was wir wegen dieser Vorgaben machen müssen“, sagt Stöckl selbst dazu.

Doch auch das dürfte den Landeshaus­halt nicht davor retten, in Maastricht-Hinsicht völlig abzustürze­n. Denn auch die neue Wohnbauför­derung wird – im Gegensatz zur alten – Maastricht­wirksam. Und schraubt das jährliche Defizit ab 2015 um weitere 140 Mill. Euro nach oben. Freilich nicht real, sondern nur in den Berechnung­smodellen der Statistik Austria, welche der EU zuzuarbeit­en hat.

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