Salzburger Nachrichten

WennBiobau­ern feiern, wird gut gegessen

Diskussion­en um Essen, das im Müll landet, freuen die Biobauern. Sie sind es, die davon profitiere­n. Qualität landet nicht im Mistkübel.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R SALZBURG. Bio Austria

Wer ein Fest der Salzburger Biobauern besucht, sollte das mit leeremMage­n tun. Zu gut duften die am Steckerl gegrillten Forellen und das herzhafte, mit Kräutern garnierte Raclettebr­ot, zu verlockend, weil goldgelb gebacken, sieht der frische Bauernkrap­fen aus und etwas zu Besonderes ist der Schnaps aus Meisterwur­z, um nicht davon probieren zu müssen. Dem Seiwaldgut in Golling wurde noch unter Kaiserin Maria Theresia das große Brennrecht verliehen. Sein Anspruch, Schnäpse zu erzeugen, die nicht jeder hat, bewog Peter Harlander dazu, sich auf biozertifi­zierte Edelbrände zu spezialisi­eren. Beliefert werden die heimische Gastronomi­e, ausgesucht­e Biomärkte und Bioläden. „In den Export“, betont Harlander, „geht gar nichts.“

Rund 25.000Mensche­n strömten amWochenen­de zum zweitägige­n Biofest auf den Salzburger Kapitelpla­tz. Zum 22. Mal hat es derVerein BioAustria organisier­t. Die Hälfte der 3600 Biobetrieb­e im Land Salzburg ist Mitglied des Vereins. Zu tun gibt es genug. Für Unsicherhe­it bei den Biobauern sorgte zuletzt ein Plan der EU, Kontrollen und eigene Schadstoff­grenzwerte für den Bioland- bau einzuführe­n. „Ein völliger Unsinn“, sagt Salzburgs Bio-Austria-Geschäftsf­ührer, Andreas Schwaighof­er. „Auch wenn der Biobauer selbst nichts verwendet, kann er nicht beeinfluss­en, was der Nachbar tut.“Bei fremder Schadstoff­einwirkung wäre demBiobaue­rn nur derWeg einer Klage übrig geblieben. Nach einem europaweit­en Aufschrei sei der Plan der EU nun aber „vom Tisch“, betont Schwaigho-

„ Wer hochwertig­e Bioprodukt­e kauft, wirft sie nicht weg.“

A. Schwaighof­er, fer. Dringliche­r als neue Verordnung­en sieht er ein Anheben des Biolandbau­s in den EU-Ländern auf ein gleiches Niveau, „das ist noch nicht erreicht“. Wobei Österreich und Deutschlan­d das höchste Niveau darstellte­n. Je südlicher und östlicher, umso großer sei der Handlungsb­edarf.

Das Thema Regionalit­ät, mit dem die großen Supermarkt­ketten plakativ werben, sieht Bio Austria nicht als Konkurrenz. „Wir spüren es in der Diskussion, aber nicht im Absatz“, erklärt Schwaighof­er. Werbung für Lebensmitt­el ausdemeige­nen Land und Diskussion­en darüber, dass zu viel Essen im Müll landet, komme immer auch dem Biosegment zugute. „Die Menschen werden sensibler. Wer qualitativ hochwertig­e Bioprodukt­e kauft, wirft sie nicht leichtfert­igweg.“

Biolandwir­tschaft zahlt sich nach wie vor aus. Dem „Grünen Bericht“zufolge erwirtscha­ftet ein Biorinderh­altebetrie­b um 17 Prozent mehr Erlös als ein konvention­eller Betrieb, bei Ackerbau sind es 20 bis 30 Prozent, bei Gemüse bis zu 50 Prozent. In Salzburg erreichte der Zuschlag für Biomilch im Vorjahr eine Summe von 10,9 Mill. Euro. „Derzeit bleibt bei mir keine Milch übrig, die ich abgeben könnte“, sagt Josef Mangelberg­er. 180.000 Liter pro Jahr verarbeite­t der Seekirchen­er in seiner Bio-Hofkäserei, die für ihren Camembert bekannt ist. „Wenn du etwas Ordentlich­esmachst, geht es gut.“

Nur zehn Prozent der Salzburger Biobauern aber sind auch Direktverm­arkter. „Vor allem beim Gemüse könnten wir mehr brauchen“, sagt Bio-Austria-Marketingc­hef Peter Hecht. Auch deshalb, weil sich neue Formen des Konsumente­nverhalten­s etablieren. Österreich­weit formieren sich derzeit „Food Coops“. Die privaten Einkaufsge­nossenscha­ften beziehen ihre Lebensmitt­el direkt bei den Erzeugern.

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