Von der Kultur, gut zu speisen
Im Annaberger Heimatmuseum wurden Hunderte Besucher mit frischen Bauernkrapfen verwöhnt.
Buchenholzstücke knistern. Rauch steigt auf. Bernhard Ponemayr (77), seines Zeichens Kustos des Heimatmuseums Gererhof in AnnabergLungötz, hat in der Rauchkuchl des Denkmalhofs Gererhof das Feuer entfacht. Er, seine Familie und viele helfende Hände veranstalteten am Sonntag den achten Krapfentag in der Lammertalge-
„ Wir nehmen Roggenmehl. Das verlangt unser Klima.“
meinde. Jetzt trägtRupertRettenbacher Dampflkrapfen in die Küche. Die Eisenprecht-Bäuerin Christl Eder hat sie daheim vorbereitet. Sie möchte an diesem Tag noch mehr als 200 Stück dieser traditionellen Annaberger Spezialität im heißen Butterschmalz backen. Die Dampflkrapfenwerden mit Sauerteig aus Roggenmehl gemacht. Warum aus Roggenmehl? Ponemayr lehnt sich zurück und erklärt: „Bis in die 1960er-Jahre bauten die Bauern ihr eigenes Getreide an. In Annaberg gedieh aufgrund der klimatischen Verhältnisse vor allem Roggen und kaumWeizen. Daher mussten die Bauern mit Roggenmehl das Auslangen finden.“
Ponemayr, seine Frau Resi, Familienmitglieder und Freunde waren ebenfalls schon fleißig. Sie haben daheim aus 15 Kilogramm Mehl den Teig für die Fleischkrapfen gerührt, geknetet und gewalkt. Für die pikante Fülle zerkleinerten sie 15 Kilogramm Rindfleisch, geselchtes Schweinefleisch und verschiedene Wurstsorten. Gewürzt hat Ponemayr hauptsächlich mit Grünzeug wie Petersilie, Maggikraut und Schnittlauch. Damit der Eigengeschmack der Hauptzutaten weitgehend erhalten bleibt.
Auch Gerti Portenkirchner hat den Hefeteig für die Bauernkrapfen daheim zubereitet. Sie hat ihn in einem speziellen Behälter für Germteig mitgebracht. In der Rauchkuchl legt Portenkirchner ein Tuch auf. Darauf legt sie Teigstücke, knetet und formt sie so lang, bis sie rund und etwa faustgroß sind. Dann zieht sie den Germteig flink so lang auseinander, bis ein dünner Fladen entsteht. Den gibt sie in das heiße Butterschmalz und schon wölbt sich der Krapfen.
Mit den ersten Gästen beginnt das geschäftige Treiben in der Küche. Vor dem Heimatmuseum hat Rupert Rettenbacher Tische und Bänke aufgestellt. „200Gäste haben Platz“, sagt er. Ponemayr stellt die Pfanne auf ein Dreibein direkt über das Feuer. Als das Fett heiß genug ist, legt er gemeinsam mit seiner Tochter Anna Gschwandl die Krapfen vorsichtig in die Pfanne. „Die Hitzemuss stimmen. Bei zuwenig Hitze wird die Fülle nicht durch“, sagt Ponemayr. Auch die EisenprechtBäuerin Christl Eder arbeitet mit einer Pfanne auf einem Dreifuß über offenem Feuer. Das Fett soll noch heißer als bei den Fleischkrapfen sein. Erst wenn das Fett raucht, gibt sie den fünf Millimeter dünnen, handtellergroßen Teig in die Pfanne. Es zischt und schäumt. Der Teig bläst sich auf. Behutsam wendet Eder den Dampflkrapfen und bäckt ihn auf der Rückseite fertig. Dann nimmt sie ihn aus dem Fett und lässt ihn abtropfen. Während die Gäste warten, plaudern alle gemütlich,