Salzburger Nachrichten

Die vielen Comebacks des Günter Praschak

- Günter Praschak (l.) mit Leopold Stastny.

Vor genau 30 Jahren blieb bei Austria Salzburg kein Stein auf dem anderen: Beim finanziell schwer angeschlag­enen und nach sechs Runden auf dem letzten Platz der Nationalli­ga liegenden Club löste der Spediteur Rudi Quehenberg­er an der Vereinsspi­tze Karl Kirchberge­r ab und sicherte sich die Dienste von Günter Praschak als Berater und Technische­r Direktor.

Joachim Glaser

Für den damals 55-jährigen Praschak war es das x-te Comeback im Salzburger Fußball. „Bist du verrückt, dass du dir das antust?“Mit dieser Frage sah sich Praschak damals tagtäglich konfrontie­rt. Nur einen Tag nach der Zusage trat er erstmals vor die Mannschaft, stärkte Trainer Hannes Winklbauer den Rücken – und das anstehende Match gegen Sturm Graz konnte dank Toren von Perlak, Kovacic und Schildt 3:0 gewonnen werden. Die „rote Laterne“wurde abgegeben, am Ende der Saison 1984/85 musste die Mannschaft dennoch absteigen.

Der 16-jährige Günter Pra- schak aus Heidenreic­hstein in Niederöste­rreich hatte im Frühjahr 1946, versteckt in einem Lkw, die Demarkatio­nslinie bei Enns passiert – Salzburg war sein Ziel, wo sein Vater in der Kendlersie­dlung eine kleine Schneidere­i eröffnet hatte. Zwirn und Nadel interessie­rten Günter freilich nicht, er wollte nur Fußball spielen. Sein erster Club war noch im gleichen Jahr der SAK. Dort blieb er bis zum ersten Auf- und Abstieg in die Staatsliga 1952/53, teilweise als spielender Clubsekret­är. Dann folgten zwei Jahre beim LASK, ehe es retour nach Salzburg ging, dieses Mal zur Austria. Nach drei Lehener Jahren kamen zwei weitere Jahre beim LASK, dann für fast ein Jahrzehnt die nächste Austria-Ära als Spieler, Spielertra­iner und Trainer. Im Sommer 1969 gelingt Praschak mit der Verpflicht­ung des Münchner Peter Grosser ein Coup – die Zusammenar­beit ist aber schon nach zwei Spielen beendet. Beim ersten „Heimspiel“auf dem Ausweichpl­atz des ASV in Itzling gegen Innsbruck verweigert der aus Wien verpflicht­ete Stürmer Walter Seitl den Einsatz nach der Pause. Praschak ist empört und nimmt seinen Hut.

Günter Praschak starb im April 2011 im 82. Lebensjahr.

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BILD: SN/PRIVAT

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