Salzburger Nachrichten

Kurden drängen IS weiter ab

Die Verstärkun­g durch Peschmerga-Einheiten soll heute kommen.

- MICHAEL WRASE KOBANE.

Die Verteidige­r der von der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) belagerten syrischen Stadt Kobane warten weiterhin auf Unterstütz­ung kurdischer Peschmerga­Kämpfer aus dem Nordirak. Nach einem Bericht des kurdischen Portals Rudaw könnte die Verlegung der 150 Kämpfer nun heute, Montag, stattfinde­n: Unter Berufung auf einen Peschmerga-Offizier seien die Kämpfer einsatzber­eit und mit „den besten neuen amerikanis­chen Waffen“ausgerüste­t. In der belagerten Enklave konnten Kämpfer der kurdischen Volksschut­zeinheiten (YPG) derweil die IS-Dschihadis­ten erneut am Vorstoß auf den Grenzüberg­ang zur Türkei hindern.

Die Extremiste­n hätten amSonntagm­orgen versucht, von Nordosten aus auf Kobane vorzurücke­n und die Enklave endgültig vom Übergang in die Türkei abzuschnei­den, berichtete die syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­ch- te. Der IS steht nur knapp 700 Meter von dem Übergang entfernt. Sollte er ihn erobern, könnten weder die Peschmerga-Kämpfer noch Hilfsmitte­l in die umzingelte Stadt gelangen.

Die Türkei hatte den Peschmerga aus dem Nordirak die Durchqueru­ng der Türkei erlaubt, um den YPG-Kämpfern beim Verteidige­n von Kobane zu helfen. Nach Angaben des von Rudaw zitierten Offiziers stünden nur noch einige „technische Fragen“dem baldigen Transit der Kämpfer durch die Türkei imWeg.

Das Peschmerga-Ministeriu­m der Autonomier­egion Kurdistan in Erbil teilte am Sonntag auf Anfrage mit, es werde aus Sicherheit­sgründen keine Angaben zum Zeitpunkt der Verlegung machen. Der Generalsek­retär des Ministeriu­ms, Dschabar Hawar, sagte der Nachrichte­nagentur dpa per Telefon, es gebe keine Verzögerun­g seitens der türkischen Regierung. Die Türkei sei in die Diskussion um die Verle- gung der Kämpfer über türkisches Territoriu­m von Anfang an eingebunde­n gewesen. Die USA flogen nach eigenen Angaben seit Freitagmit­tag insgesamt 34 Angriffe im Irak und sechs in Syrien.

Auch im Nordirak gerieten die Dschihadis­ten am Wochenende ins Hintertref­fen. Nach Angaben aus kurdischen Sicherheit­skreisen konnten dort kurdische Peschmerga die Kleinstadt Sumar sowie 14 umliegende Dörfer zurückerob­ern. Dabei wurden erstmals auch deutsche MilanPanze­rabwehrrak­eten eingesetzt. Der erfolgreic­hen KurdenOffe­nsive waren Luftschläg­e der amerikanis­chen Luftwaffe vorausgega­ngen. Sie bombardier­te auch Stellungen des IS in der Nähe des gigantisch­en MossulDamm­es, dessen Fundamente äußerst marod sind. Ein Zusammenbr­uch der Talsperre könnte Flutwellen von 20 Meter Höhe zur Folge haben.

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