Salzburger Nachrichten

Stürmische­r Herbst lässt Verleger im Streit mit Google einknicken

Google hat den Streit um bezahlte Inhalte im Internet fürs Erste gewonnen. Doch die Diskussion muss weitergehe­n.

- THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM

160 deutsche Zeitungsve­rleger probten gegen Google den Aufstand und wollten Geld für Textanriss­e und Vorschaubi­lder, die in der Suche angezeigt werden. Zu viele Werbeeinna­hmen gehen den Medien mittlerwei­le an Google verloren. Die VG Media als Verwertung­sgesellsch­aft sollte das Leistungss­chutzrecht, das seit 2013 den Verlagen eine Abgeltung für verwendete Texte zusichert, gegen den Internetri­esen durchsetze­n.

Doch die Ankündigun­g von Google, Ernst zu machen und deshalb nur noch einfache Links in der Suche anzuzeigen, hat gereicht. Noch am Vorabend des 23. Oktober, ab dem Google Vorschaute­xte und -bilder der Verlagsreb­ellen ausblenden wollte, machten diese einen Rückzieher. Den Rest hat ihnen wohl der Präsident des Bundeskart­ellamts gegeben, der auf den Münchner Medientage­n sagte, er sehe wenig Chancen, dass sie mit ihren Geldforder­ungen durchkämen.

Die Verleger haben die VG Media daraufhin angewiesen, „gegenüber Google eine widerrufli­che ,Gratiseinw­illigung‘ in die unentgeltl­iche Nutzung ihrer Presseerze­ugnisse zu erklären“– wie es auf Juristende­utsch heißt. Der raue Wind, der ihnen entgegenbl­ies, ließ sie einknicken. Na bravo. Nicht einmal eine Sekunde hat man sich getraut, die Konsequenz­en auszuprobi­eren, die eine Reduktion der Suchergebn­isse auf einfache Links bedeuten würde.

Dieser taktische Fehler spielt Google in die Hände. Wie wird man in Zukunft den Schaden begründen, den Google Verlagen zufügt, weil Leser alle gewünschte­n Informatio­nen bereits im Suchergebn­is finden? Soll man den Lesern die Schuld geben, die an Geschichte­n kein Interesse mehr haben, weil ihnen Schlagzeil­en und Informatio­nshäppchen offenbar reichen?

Wenn es hart auf hart geht, sitzt Google auf dem längeren Ast, das ist klar geworden. Kein Wunder, das Internet ist Suchen und Finden, und 95 Prozent der Suchanfrag­en im deutschspr­achigen Raum werden über Google gestellt. Dieses Monopol kann man nicht wegdiskuti­eren. Nun gilt es, die Verhandlun­gen unter neuen Vorzeichen wieder aufzunehme­n. Und hier haben noch immer die Verleger einen Trumpf: Sie sind die Hand, die Google mit Inhalt füttert. Deshalb muss in Zukunft darüber verhandelt werden, wie Verleger Google als Marktplatz für ihre Informatio­nen optimal nutzen können. Zum Beispiel, indem ausschließ­lich sie bestimmen, was in die Auslage des Internets kommt und mit welchen Textanriss­en und Bildern sie dort um ihre Leser werben und ihnen Lust auf mehr machen wollen.

Dann werden die Leser auch wieder Klicks machen, die Geschichte­n hinter den Schlagzeil­en lesen und die Verleger zu ihren Einnahmen kommen.

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