Salzburger Nachrichten

Wie man in China zum Vegetarier wird

Haarsträub­endes wird in zwei Fernsehdok­umentation­en über „Hunger und Durst“von Claus Kleber offenbar.

- BERLIN. SN, dpa

Nach Reportagen über die atomare Bedrohung und den Klimawande­l spüren Fernsehmod­erator Claus Kleber und seine Kollegin Angela Andersen Hungersnöt­en und Wasserknap­pheit nach. Sie setzen in einer Dokumentat­ion für Arte und ZDF auf Emotionen. Die Hintergrün­de sind im Netz zu lesen.

„Das wird kein restlos objektiver Bericht“, sagt Claus Kleber gleich zu Beginn des Films. „Dafür habe ich zu viel gesehen.“Viel gereist sind der Fernsehjou­rnalist und Co-Autorin Angela Andersen für die zweiteilig­e Dokumentat­ion „Hunger“ und „Durst“. In Indien wird eine Reisauktio­n besucht. Der „heute journal“-Moderator inspiziert Getreidesä­cke, die vor sich hinfaulen, weil sich jemand verspekuli­ert hat. In China beschließt Kleber, häufiger vegetarisc­h zu essen, nachdem er in einer Fleisch- und Milchfabri­k erlebt hat, wie Kühe zu bloßen Teilen der Maschine geworden sind. Wie die Palmölplan­tage eines ausländisc­hen Investors das Leben der lokalen Bevölkerun­g positiv verändern, aber auch zu größter Not führen kann, erfährt er im westafrika­nischen Sierra Leone.

Dem Hunger in Europa wird im spanischen Málaga nachgespür­t, wo eine Familie Probleme hat, täglich genug Essen auf den Tisch zu stellen. Nach Deutschlan­d reist Kleber nicht. Die Bilder von deutschen Tafel-Vereinenwä­ren ihmzu nah an dem gewesen, was die Zuschauer täglich im „heute-journal“zu sehen bekommen. Außerdem habe ihn an Spanien, dem „Gemüsegart­en Europas“, der Gegensatz gereizt.

Kleber verlässt dabei nicht nur die Rolle des objektiven Berichters­tatters, er und sein Team greifen auch aktiv ein. Sie unterstütz­en ei- ne indischeMu­tter finanziell, damit sie ihr verhungern­des Kind in eine Klinik bringen kann. „Ich habe mit solchen Eingriffen schon ein Problem“, sagt der Journalist. Im Team

Ausreden, umeiner Frau beistehen zu können

hätten sie darüber eine Debatte geführt, um dann zu merken, dass sie nur nach einer Ausrede suchten, der Frau helfen zu können.

Die Bilder stehen bei „Hunger“und „Durst“imVordergr­und. Zu se- hen, wie in Indien Kinder verhungern, während Geschäftsm­änner zwischen Reisbergen ihren Überfluss präsentier­en – dasweckt Emotionen. Dahinter stecken aber komplexe Fragen. Es geht etwa um Nahrungsmi­ttelspekul­ation, die UNOMilleni­umsziele sowie Risiken und Möglichkei­ten der Gentechnik.

TV:

Der Zweiteiler „Hunger“und „Durst“ist morgen, Dienstag, in Arte ab 20.15 Uhr in einem Stück zu sehen. An zwei Abenden, am5. November (23.15 Uhr) und 11. November (20.15 Uhr), zeigt ihn auch das ZDF.

Newspapers in German

Newspapers from Austria