Handel sucht Bauern
Der Handel wirbt mit Regionalität und sucht dabei Kleinstbetriebe und Bauern als Partner.
SEEKIRCHEN. Hans Zweimüller kippt die Äpfel vom Traktor in die Waschanlage. „Im Flachgau war es heuer ein schlechtes Apfeljahr“, sagt der Seekirchner Safterzeuger und stellt die Maschinen an. Waschen, pressen, erhitzen, abfüllen – in der kleinen Mosterei Loaster läuft das inzwischen maschinell. Allein in die Flaschenwaschanlage hat man 100.000 Euro investiert. Wegen der schlechten Ernte im Flachgaumussmanheuer Äpfel von „weiter weg“zukaufen. „Normal kommen 80 Prozent der Äpfel aus der Region, heuer werden wir auch aus der Steiermark zukaufen“, sagt Zweimüller. Aus Österreich komme ohnehin die gesamteWare.
Regionalität, das ist auch das Schlagwort, mit dem es die Mosterei Loaster in dieMerkur-Regale geschafft hat. „Guats aus der Region“nennt sich das neue RegionalregalKonzept. Schon bisher haben 500 Kleinlieferanten die österreichweit 128 Merkur-Filialen mit insgesamt 7000 Produkten beliefert, teils nur einen einzigen Markt, teils alle im Bundesland. Jetzt sollen es mehr werden. „Wir haben noch Platz“, sagt Merkur-Marketingleiterin Barbara Eichinger, vor allem in Salzburg, wo erst 55 regionale Lieferanten Spezialitäten liefern. Im September hat man einen Aufruf an Landwirte und kleine Produzenten gestartet. Seither gebe es bis zu 180 Anfragen in derWoche. „Offen sind wir für alle Ideen“, meint Eichinger, von Marmelade über Honig, Käse, Teigwaren oder eben Säfte.
Apfelsaft klar und trüb sowie Spezialitäten wie Apfel/Rote Rübe undMost liefert Loaster an die neun Salzburger Merkur-Märkte. „Most wird wieder beliebter, aber die große Menge macht heute der Süßmost aus und nicht wie vor Jahrzehnten derMost, den so gutwie jeder Bauer im Flachgau selbst presste“, sagt Zweimüller. Zwar übernehme die Mosterei nach wie vor für Bauern wie Private die Pressung des eigenen Obsts. Vor allem aber kauft man Äpfel und Birnen zu und produziert selbst Säfte. Bereits vor rund fünfzehn Jahren hat man die Viehwirtschaft aufgegeben. Rund 150 Tonnen Äpfel im Jahr verarbeitet man derzeit, 75.000 Liter Saft bringt das. Die Menge könnte man steigern. „Ziel ist, dass irgendwann eine ganze Familie von derMosterei leben kann“, sagt Zweimüller, der bisher nur im Nebenerwerb Safterzeuger ist, die meiste Arbeit erledigt seine Frau. Die Töchter Andrea (30) und Petra (25) haben Interesse. „Ideen hätten wir, wie wir etwa den Hofladen ausweiten könnten“, sagen sie. Mit der Entscheidung lasse man sich aber noch Zeit.
Den Verkauf über den Handel – neben Merkur sind die Säfte auch bei Interspar im Regal – sieht man als Chance. „Für uns bringt es Bekanntheit“, sagt Zweimüller. Dem eigenen Direktverkauf mache man damit kaum Konkurrenz. „Die Stammkunden kommen ohnehin und Kunden im Pinzgau könnten wir sonst nie erreichen.“
Für Produkte aus der Region seien Kunden bereit, mehr zu zahlen, sagt Merkur-Marketingleiterin Eichinger. „Wir fahren bei diesen Produkten auch keine Aktionen wie sonst imHandel üblich.“