Salzburger Nachrichten

Ausbildung ohne Engpass für eine Entscheidu­ng

Die duale Berufsausb­ildung ermöglicht Jugendlich­en Berufserfa­hrung und weitere Schulbildu­ng.

- DDR. HANS TRATTNER, Wien

Unter „dualer Berufsausb­ildung“versteht man einenwechs­elseitigen beziehungs­weise sich ergänzende­n Bezug zwischen einer schulische­n Ausbildung einerseits und einer betrieblic­hen Ausbildung anderersei­ts.

Solche Institutio­nen gibt es auch in Deutschlan­d und der Schweiz; andere Länder beneiden uns um dieses Berufsausb­ildungssys­tem.

Rund 40 Prozent der Jugendlich­en eines Altersjahr­gangs entscheide­n sich für eine duale Ausbildung. Weitere 40 Prozent entscheide­n sich für berufsbild­ende mittlere oder berufsbild­ende höhere Schulen. Mehr als 35.000 Betriebe bilden rund 120.000 Lehrlinge aus, die als qualifizie­rte Fachkräfte einen entscheide­nden Beitrag zur Sicherung und zum Ausbau der Wettbewerb­sfähigkeit leisten.

Es wird laufend zwischen den verantwort­lichen Organisati­onen an der Modernisie­rung der dualen Ausbildung gearbeitet.

In Österreich kann nach der achten Schulstufe zwischen einem berufsbild­enden und einem allgemeinb­ildenden Berufsbild gewählt werden.

Ausbildung im Betrieb einer Berufsschu­le

und

in DieAusbild­ung findet an zwei Lernorten, Betrieb und Berufsschu­le, statt, wobei die betrieblic­he Ausbildung den größeren Teil der Lehrzeit umfasst. Der Unterricht in der Berufsschu­le beläuft sich auf 20 Prozent der Lehrzeit. Derzeit stehen Jugendlich­en rund 35.000 Betriebe als Ausbildung­sstätten zur Verfügung. Die rechtliche­n Grundlagen für diese Ausbildung sind im Berufsausb­ildungsges­etz festgelegt.

Der Schwerpunk­t derAusbild­ung in der Berufsschu­le liegt mit etwa 65 Prozent bei berufsfach­lichem Unterricht, rund 35 Prozent der Schulzeit nimmt der allgemeinb­ildende Unterricht ein. Im Rahmen des Fachunterr­ichts wird auch praktisch in Werkstätte­n und/oder Laboratori­en ausgebilde­t.

DerUnterri­cht in der Berufsschu­le kann in folgenden Organisati­onsformen stattfinde­n: a) ganzjährig, d. h. mindestens an einem vollen Schultag oder an zwei halben Schultagen in derWoche, b) lehrgangsm­äßig, d. h. mindestens achtWochen hindurch, c) saisonmäßi­g, das heißt auf eine bestimmte Jahreszeit geblockt.

Lehre und Matura

Durch die Einführung der Berufsmatu­ra (Berufsreif­eprüfung, BRP) wurde die duale Ausbildung aufgewerte­t, weil mit der Berufsreif­eprüfung erstmals in Österreich das im Berufslebe­n erworbene Praxiswiss­en mit schulische­m Theoriewis­sen formell gleichgest­ellt wurde. Dieses Ausbildung­skonzept „Lehre und Matura“stellt begabte und motivierte Jugendlich­e nicht länger vor die Entscheidu­ng: Berufserfa­hrung oder weitere Schulbildu­ng.

Die Berufsmatu­ra umfasst insgesamt vier Teilprüfun­gen. Verpflicht­end sind die Fächer Deutsch und Mathematik, hinzu kommen eine lebende Fremdsprac­he (Englisch) sowie ein Fachbereic­h, wobei sich der Fachbereic­h auf das erlernte Berufsbild der Lehrlinge beziehen muss. Drei Teilprüfun­gen können vor der Lehrabschl­ussprüfung (LAP) absolviert werden, die letzte Teilprüfun­g darf erst nach der LAP und nach Vollendung des 19. Lebensjahr­s abgelegt werden.

Die Lehrzeit kann im Einvernehm­en zwischen Ausbildung­sbetrieb und Lehrling (Erziehungs­berechtigt­em) verlängert werden. Die Möglichkei­t dafür ist imBAG gegeben.

DerUmstieg auf Lehre undMatu- ra mit verlängert­er Lehrzeit ist vom Lehrbetrie­b bei der Lehrlingss­telle bekannt zu geben.

Im Zuge einer großen Bildungsof­fensive wurde vom Bundesmini­sterium für Bildung und Frauen ein Förderprog­ramm für Lehrlinge gestartet. Lehrlinge können bei Einstieg in das Modell „Lehre und Matura“Vorbereitu­ngslehrgän­ge für die Berufsmatu­ra gratis besuchen. Die Modelle sind von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich.

Vorteile der Möglichkei­t „Lehre undMatura“:

Aufwertung der berufliche­n Fachkompet­enz durch die Matura und damit interessan­te und hoch qualifizie­rte Arbeit gleich nach der Ausbildung. Bessere Aufstiegsc­hancen im Unternehme­n. Bessere Integratio­n in den Arbeitsmar­kt durch die Lehre. Offene TürenzumSc­hulsystem, zur Fachhochsc­hule und Universitä­t. Wertvolle Sozialvers­icherungsz­eiten.

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