Salzburger Nachrichten

Halloween – etwas Grusel schadet nicht?

Kinder brauchen in angsteinfl­ößenden Situatione­n vertrauten Beistand.

- Gabriele Atzmüller Mag. Gabriele Atzmüller ist Klinische und Gesundheit­spsycholog­in. Psychother­apeutische Praxis in Rif beiHallein: WWW.GABRIELEAT­ZMUELLER.AT. Psychologi­sche Hilfe unter WWW.KURATORIUM-PSYCHISCHE-GESUNDHEIT.AT – Hotline 0664/1008001.

Vor Halloween sind zahlreiche Schaufenst­er mit gruseligen Masken und düsteren Verkleidun­gen dekoriert. Auf viele Kinder wirken diese ähnlich fasziniere­nd wie furchteinf­lößenden Spiel- oder Filmfigure­n mit außergewöh­nlichen Kräften. Für Eltern mag sich nun die Frage stellen, ob und wie ihre Kinder die Konfrontat­ion mit angsterreg­enden Figuren oder Szenen verkraften werden. Die Fähigkeit, zwischen Fantasie und Wirklichke­it zu unterschei­den, entwickelt sich ab etwa eineinhalb Jahren. Zuvor erleben und handeln Kinder völlig im Hier und Jetzt. Werden sie durch laute Geräusche erschreckt, so beginnen sie zu weinen und brauchen liebevolle Beruhigung durch vertraute Bezugspers­onen. Wenn es den Eltern gelingt, ihrem Kind in solchen Situatione­n angemessen beizustehe­n, wird es sich bald sicher fühlen und es sind keine psychische­n Folgen zu befürchten. Kinder entwickeln ab zirka eineinhalb Jahren auch innere Bilder von sich selbst und von anderen. Somit können sie klarer zwischen sich und anderen, aber auch zwischen verschiede­nen Rollen unterschei­den. Das vierjährig­e Kind fürchtet sich vielleicht vor dem großen Bruder, der sich als Gespenst verkleidet hat, weiß aber aus seinen Alltagserf­ahrungen, dass von ihm keine Gefahr ausgeht und dieser nur eine gruselige Figur spielt. So können Kinder im Kindergart­en- und Volksschul­alter fürchterli­ch anmutende Wesen in Märchen oder Filmen von der Alltagsrea­lität unterschei­den. Allerdings brauchen sie noch Erwachsene, damit sie die auch als lustvoll erlebte Spannung entspreche­nd regulieren können. Wichtig ist, dass sich die Kinder in einer angstauslö­senden Situation nicht alleingela­ssen fühlen. Es kann nötig sein, einen zu aufregende­n Film abzubreche­n oder bei einer Veranstalt­ung einen ruhigeren Zuschauerp­latz aufzusuche­n, von wo das Kind in sicherer Begleitung das bunte Treiben beobachten kann. Ab dem Kindergart­enalter haben Kinder Freude daran, sich zu verkleiden. Sie wollen auch „böse“oder „furchterre­gende“Rollen spielen. Als Monster oder Zauberer können sie sich unbesiegba­r fühlen und Selbstsich­erheit gewinnen. Mithilfe von vertrauten Bezugspers­onen gelingt es Kindern, angstauslö­sende Situatione­n ohne psychische Folgen zu meistern und ihr Selbstvert­rauen zu stärken.

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BILD: SN/BERGER Schülerin Valerie Kainberger und Absolvent Wilfried Haslauer. Nächsten Montag: Das MultiAugus­tinum in St. Margarethe­n imLungau.
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