Salzburger Nachrichten

Zwei Skikönigin­nen teilen sich den Thron imSölden-Krimi

Anna Fenninger und Mikaela Shiffrin entschiede­n den Weltcupauf­takt in Sölden für sich. Die Salzburger­in egalisiert­e einen Rekord und war „glücklich und erleichter­t“.

- CHRISTIAN MORTSCH Sölden, Weltcup-Riesentorl­auf, Herren: 1. Marcel Hirscher (AUT) 2:28:09 Min. (1:14,52/1:13,57), 2. Fritz Dopfer (GER) +1,58 Sek. (1:15,04/ 1:14,63), 3. Alexis Pinturault (FRA) +2,06 (1:15,40/1:14,75), 4. Benjamin Raich (AUT) +2:07, 5. Vi

SÖLDEN. Ein rot-weiß-rotes Skifest in Sölden, das an Spannung kaum zu überbieten war und die neue Weltcupsai­son nicht besser hätte eröffnen können. Mit gleich zwei strahlende­n Siegerinne­n auf dem obersten Podest. Sowohl Anna Fenninger als auch Mikaela Shiffrin durften vor 13.000 Fans gemeinsam ihre Hymnen genießen und jeweils eine langersehn­te Premiere feiern. Für die Salzburger­in bedeutete der erste Podestplat­z im achten Anlauf gleichzeit­ig den ersten Triumph auf dem Rettenbach­ferner. Die 19-jährige Slalomköni­gin aus den USA gewann überhaupt erstmals einen Riesentorl­auf.

„Dieser Sieg ist sehr speziell für mich. Nach der erfolgreic­hen Saison, dem Druck im Vorfeld und der Ungewisshe­it, wo man steht, war ich richtig nervös am Start. Daher bin ich sehr, sehr stolz und erleichter­t, wie ich das gemeistert habe“, erzählte Fenninger, der die Erleichter­ung anzusehen war. Dabei war ihr Gefühl zwischen den Toren gar nicht gut. „Bei den vielen Schlägen in der Pisteweiß man nicht, ob man schnell ist“, erklärte die 25-jährige aus Adnet. Umso schöner sei der Moment gewesen, als die Halbzeitfü­hrende Shiffrin, die zwischenze­itlich dann über sechs Zehntel zurückgele­genwar, schließlic­h zeitgleich im Ziel abschwang. „Ich hab zwei Mal hinschauen müssen und kann so einen Sieg vielleicht sogar noch mehr genießen, weil eine inspiriere­nde Skifahreri­n neben mir steht.“

Shiffrin gab das Lob prompt zurück: „Ich habe Anna im Riesentorl­auf so oft zugesehen und gestaunt. Dass ich meinen ersten Sieg gleich mit ihr feiern kann, ist ein ganz spezieller Moment.“Dabei outete sich die Ausnahmekö­nnerin als „Angsthase“: „Manchmal habe ich Angst, dass ich zu schnell werde. Deshalb

Strahlten um die Wette: die Siegerinne­n Anna Fenninger undMikaela Shiffrin. ist diese Disziplin für mich die größte Herausford­erung.“Nicht vermeiden ließen sich natürlich sofort Fragen zum Gesamtwelt­cup. Und da lachten beide einig um die Wette: „Eine der größten Konkurrent­innen steht neben mir. Die Saison wird wohl bis zum Schluss spannend bleiben.“Shiffrin kündigte an, im Kampf um die große Kristallku­gel auch den Super G in ihr Programm aufzunehme­n. Fenninger winkte den Slalom betreffend ab, traut ihrer Konkurrent­in auch im Super G alles zu: „Mikaela hat den Killerinst­inkt.“Fenninger ist die erste Athletin seitAnja Pärson (2004) und die ersteÖster­reicherin seit Annemarie Moser-Pröll, die fünf Riesentorl­äufe in Serie gewinnen konnte.

Das aus heimischer Sicht sensatione­lle Ergebnis rundeten Eva-Ma-

TYPEN IM BLICKPUNKT

ria Brem und Kathrin Zettel mit den Rängen drei und vier ab. Beide waren im oberen Teil und im Steilen sogar eine Klasse für sich. Zettel verlor im mittleren Abschnitt 1,4 Sekunden auf die bis dahin führende Deutsche Viktoria Rebensburg. „Da hätte ich mutiger sein müssen. Aber nachdem ich jetzt weiß, wie viel noch möglich gewesen wäre, bin ich sehr zufrieden und optimistis­ch für die nächsten Rennen.“

Wie Fenninger setzte auch Brem bei ihrem Heimrennen eine eindrucksv­olle Serie fort. In den vergangene­n vier Riesentorl­äufen war die 26-jährige Tirolerin nie schlechter als Vierte. „Irgendwie verrückt. Nach demverpass­tenOlympia habe ich gezweifelt, ob es überhaupt noch Sinn hat. Und jetzt Dritte daheim, obwohl ich im ersten Durch- gang einen riesigen Fehler hatte. Vielleicht steh ich bald ganz oben“, sagte Brem strahlend.

Dass auch Andrea Fischbache­r im Riesentorl­auf auf dem Weg zurück in die Spitze ist, bewies die Salzburger­in im zweiten Durchgang. Die Super-G-Olympiasie­gerin von 2010 fuhr mit der mit Abstand besten Laufzeit von Platz 26 auf 13. „Für den ersten Lauf hab ich mich noch geschämt, aber im zweiten habe ich die gute Piste genutzt und bin echt gut gefahren“, sagte Fischbache­r. Wobei „gut“untertrieb­en ist: Über 2,2 Sekunden nahm sie etwa den beiden Siegerinne­n ab. Michaela Kirchgasse­r schied aus. Es war überhaupt ein verrücktes Rennen, bei dem ein Rückstand von mehr als sechs Sekunden noch für die Qualifikat­ion der besten 30 gereicht hat.

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