Zwei Skiköniginnen teilen sich den Thron imSölden-Krimi
Anna Fenninger und Mikaela Shiffrin entschieden den Weltcupauftakt in Sölden für sich. Die Salzburgerin egalisierte einen Rekord und war „glücklich und erleichtert“.
SÖLDEN. Ein rot-weiß-rotes Skifest in Sölden, das an Spannung kaum zu überbieten war und die neue Weltcupsaison nicht besser hätte eröffnen können. Mit gleich zwei strahlenden Siegerinnen auf dem obersten Podest. Sowohl Anna Fenninger als auch Mikaela Shiffrin durften vor 13.000 Fans gemeinsam ihre Hymnen genießen und jeweils eine langersehnte Premiere feiern. Für die Salzburgerin bedeutete der erste Podestplatz im achten Anlauf gleichzeitig den ersten Triumph auf dem Rettenbachferner. Die 19-jährige Slalomkönigin aus den USA gewann überhaupt erstmals einen Riesentorlauf.
„Dieser Sieg ist sehr speziell für mich. Nach der erfolgreichen Saison, dem Druck im Vorfeld und der Ungewissheit, wo man steht, war ich richtig nervös am Start. Daher bin ich sehr, sehr stolz und erleichtert, wie ich das gemeistert habe“, erzählte Fenninger, der die Erleichterung anzusehen war. Dabei war ihr Gefühl zwischen den Toren gar nicht gut. „Bei den vielen Schlägen in der Pisteweiß man nicht, ob man schnell ist“, erklärte die 25-jährige aus Adnet. Umso schöner sei der Moment gewesen, als die Halbzeitführende Shiffrin, die zwischenzeitlich dann über sechs Zehntel zurückgelegenwar, schließlich zeitgleich im Ziel abschwang. „Ich hab zwei Mal hinschauen müssen und kann so einen Sieg vielleicht sogar noch mehr genießen, weil eine inspirierende Skifahrerin neben mir steht.“
Shiffrin gab das Lob prompt zurück: „Ich habe Anna im Riesentorlauf so oft zugesehen und gestaunt. Dass ich meinen ersten Sieg gleich mit ihr feiern kann, ist ein ganz spezieller Moment.“Dabei outete sich die Ausnahmekönnerin als „Angsthase“: „Manchmal habe ich Angst, dass ich zu schnell werde. Deshalb
Strahlten um die Wette: die Siegerinnen Anna Fenninger undMikaela Shiffrin. ist diese Disziplin für mich die größte Herausforderung.“Nicht vermeiden ließen sich natürlich sofort Fragen zum Gesamtweltcup. Und da lachten beide einig um die Wette: „Eine der größten Konkurrentinnen steht neben mir. Die Saison wird wohl bis zum Schluss spannend bleiben.“Shiffrin kündigte an, im Kampf um die große Kristallkugel auch den Super G in ihr Programm aufzunehmen. Fenninger winkte den Slalom betreffend ab, traut ihrer Konkurrentin auch im Super G alles zu: „Mikaela hat den Killerinstinkt.“Fenninger ist die erste Athletin seitAnja Pärson (2004) und die ersteÖsterreicherin seit Annemarie Moser-Pröll, die fünf Riesentorläufe in Serie gewinnen konnte.
Das aus heimischer Sicht sensationelle Ergebnis rundeten Eva-Ma-
TYPEN IM BLICKPUNKT
ria Brem und Kathrin Zettel mit den Rängen drei und vier ab. Beide waren im oberen Teil und im Steilen sogar eine Klasse für sich. Zettel verlor im mittleren Abschnitt 1,4 Sekunden auf die bis dahin führende Deutsche Viktoria Rebensburg. „Da hätte ich mutiger sein müssen. Aber nachdem ich jetzt weiß, wie viel noch möglich gewesen wäre, bin ich sehr zufrieden und optimistisch für die nächsten Rennen.“
Wie Fenninger setzte auch Brem bei ihrem Heimrennen eine eindrucksvolle Serie fort. In den vergangenen vier Riesentorläufen war die 26-jährige Tirolerin nie schlechter als Vierte. „Irgendwie verrückt. Nach demverpasstenOlympia habe ich gezweifelt, ob es überhaupt noch Sinn hat. Und jetzt Dritte daheim, obwohl ich im ersten Durch- gang einen riesigen Fehler hatte. Vielleicht steh ich bald ganz oben“, sagte Brem strahlend.
Dass auch Andrea Fischbacher im Riesentorlauf auf dem Weg zurück in die Spitze ist, bewies die Salzburgerin im zweiten Durchgang. Die Super-G-Olympiasiegerin von 2010 fuhr mit der mit Abstand besten Laufzeit von Platz 26 auf 13. „Für den ersten Lauf hab ich mich noch geschämt, aber im zweiten habe ich die gute Piste genutzt und bin echt gut gefahren“, sagte Fischbacher. Wobei „gut“untertrieben ist: Über 2,2 Sekunden nahm sie etwa den beiden Siegerinnen ab. Michaela Kirchgasser schied aus. Es war überhaupt ein verrücktes Rennen, bei dem ein Rückstand von mehr als sechs Sekunden noch für die Qualifikation der besten 30 gereicht hat.
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