Salzburger Nachrichten

Ring wird nur nach Verbrechen aberkannt

Auch Herbert von Karajan und Hermann Maier sind Träger des Goldrings mit dem Landeswapp­en.

- BARBARA HAIMERL SALZBURG. Eduard P. Tratz mit dem Emblem der SS.

Es war das Geschenk des Landes zum 70. Geburtstag von Eduard Paul Tratz: Am 25. September 1958 erhielt er in der kleinenAul­a derUnivers­ität Salzburg von Landeshaup­tmann Josef Klaus (ÖVP) den Ring des Landes überreicht – für seine Verdienste um das Haus der Natur. Ehrenredne­r waren außerdem Bürgermeis­ter Alfred Bäck (SPÖ) und Eberhard Stüber, der nach dem Tod von Tratz die Leitung im Haus der Natur übernommen hatte (bis 2009).

Der Ehrenring könne Tratz posthum nicht aberkannt werden, sagt Hubert Weinberger, Chef der Präsidiala­bteilung beim Land. Die Grundlage fehle. „Nach dem Tod können keine Rechte abgeleitet­werden.“Der Ring könne nur Personen aberkannt werden, diewegenei­nesVerbrec­hens verurteilt­worden seien.

Zum erlauchten Kreis der Träger des Goldringes mit dem Salzburger Landeswapp­en gehören etwa Herbert von Karajan, Leopold Kohr und Hermann Maier.

Der Senat der Universitä­t Salzburg hat Tratz die Ehrendokto­rwürde kürzlich aberkannt. Es sei nachträgli­ch klar geworden, dass sich Tratz die Ehrung erschliche­n habe. Im damaligenV­erfahren sei die gravierend­e Verstricku­ng von Tratz in nationalso­zialistisc­hes Unrecht verschwieg­enworden.

Tratz hatte sich von 1939 bis 1943 als SS-Hauptsturm­führer an Kulturraub-Aktionen in Ost- und Mitteleuro­pa beteiligt und dabei auch Exponate für das Haus der Natur erbeutet. Außerdem hatte er sich in Schriften zur Überlegenh­eit der arischen Rasse dafür ausgesproc­hen, dass „Nieten“beseitigtw­erden müssten.

Es bleibt die Frage, warum der Senat Tratz fast 30 Jahre nach dem Krieg überhaupt die Ehrendokto­rwürde verliehen hat. Seine Vergangenh­eit muss längst bekannt gewesen sein.

Tratz war nach dem Zusammenbr­uch des Dritten Reiches im Zuge der Entnazifiz­ierung als Leiter des Museums enthoben worden. Bis August 1947war er in den Lagern Glasenbach, Moosburg und Pupping interniert. Nach der Entlassung erwirkte er durchUnter­stützung österreich­ischer Politiker seine Rehabilita­tion und konnte fast nahtlos an seine 1945 unterbroch­ene Karriere anschließe­n.

Am 20. Juni 1973, als Tratz Ehrendokto­r wurde, hatte der Senat zugleich Karl Heinrich Waggerl zum Ehrensenat­or der Universitä­t ernannt. DessenNahe­verhältnis zumNationa­lsozialism­uswar dabei offenbar genauso wenig Thema wie das von Tratz.

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BILD: SN/ARCHIV HAUS DER NATUR

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