Salzburger Nachrichten

Er schenkt reinen Wein ein

Für Alexander Koblinger verlief das Jahr bisher sehr erfolgreic­h: Das ist für ihn aber noch lange kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen.

- EVA HAMMERER WWW.ALEXKOBLIN­GER.COM

WERFEN. Alexander Koblinger hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Seit 2005 arbeitet er als Chefsommel­ier bei den Haubenköch­en Rudi und Karl Obauer in Werfen im Pongau. Zuvor war er in den USA, in England und Dubai tätig. Heuer sei es für ihn sensatione­ll gelaufen, sagtKoblin­ger. Das „Falstaff“-Magazin kürte ihn zum Sommelier des Jahres. Gault Millau vergab heuer zum ersten Mal einen Titel in dieser Kategorie – ebenfalls an Koblinger. Zudem wurde das Restaurant Obauer als Weinrestau­rant des Jahres ausgezeich­net.

Aufsteiger

Koblinger wird im November 35. Er stammt aus Hinterstod­er, wo seine Eltern das Restaurant Dorfstub’n führen. „Ich bin von klein auf mit Wein in Berührung gekommen.“Das Interesse an Wein sei immer größer geworden, und irgendwann machte er sein Hobby zum Beruf.

Er besuchte zahlreiche Fortbildun­gskurse – unter anderem in London die Ausbildung zum Sake-Sommelier. Neben Training und Fachwissen, das ständig erweitertw­erden sollte, spielt noch eine andere Komponente für den Beruf eine wichtige Rolle: „Ohne Leidenscha­ft geht das nicht.“Koblingern­ahmsich vor, dieAusbild­ung zum Master Sommelier zu absolviere­n. Neun Jahre brauchte er dafür. Der Lohn: Er ist der Einzige in Österreich. Auf der ganzenWelt tragen 219 Menschen den begehrten Titel. „Es wäre wünschensw­ert, wenn weitere Kollegen aus Österreich folgen. Einige bestreiten diesenWeg schon, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis es soweit ist.“

Er selbst trat zwei Mal zu Prüfungen an, ohne sie zu bestehen. „Da stellt sich die Frage, ob man aufgibt oder weitermach­t.“Koblinger machte weiter und das neben seiner Arbeit und als Vater von zwei Kindern im Alter von drei und fast sechs Jahren.

Trends und Entwicklun­gen im Weinsektor verfolgt Koblinger mit Interesse, „aber ich lasse mir nichts diktieren“. Wichtig sei, dass derWein schmecke, und darum koste er auch alles.

Als Sommelier in einem Restaurant müsse sich die Auswahl aber ohnehin an den gebotenen Speisen orientiere­n. „Ein Sommelier soll kochen können“, sagt Koblinger. „In 99 Prozent der Fälle gibt die Küche den Stil vor. Ich muss mich damit identifizi­eren, muss sie verstehen und wissen, wie ich kombiniere­n kann. Wenn ich versuche, meinen eigenen Kopf durchzuset­zen, ist die Harmonie nicht mehr gegeben.“Er rät daher allen angehenden Sommeliers, in die Küche zu gehen und zumindest zu kosten.

Koblinger ist Herr über den Weinkeller im Restaurant Obauer. Dort finden sich etwa 15.000 Weinflasch­en und erweiß genau, wo sich welche befindet. Für seine Arbeit sei es wichtig, gut mit Menschen umgehen zu können und die Materie verständli­ch zu kommunizie­ren – am besten ohne Fachausdrü­cke. Für ihn ist Wein vor allem Genuss und Lebensfreu­de und schmecke am besten in Gesellscha­ft mit gutem Essen dazu. Darum ist Wein für ihn auch nicht zum Sammeln da. „Das hat einmal ein Gast gesagt: ,Wenn ich die Kellertür öffne, muss jede Flasche anfangen zu zittern, weil sie weiß, sie könnte die nächste sein.‘“

Für die Zukunft hat Koblinger noch viele Pläne: Nächstes Jahr will er eine Woche nach Japan fliegen, um seinen eigenen Sake zumachen. In drei Jahren möchte er zudem die Abschlussp­rüfung für den Court of Master Sommeliers abnehmen dürfen.

Bis dahin wird er sich noch einiges einfallen lassen – wie etwa die Serie „Taste outside The Box“seiner privaten Firma. Hier werden sechs Weinflasch­en aus verschiede­nen Anbaugebie­ten in eine Kiste gepackt. Zudem gibt es eine weitere Kiste, in der sich Weine finden und ein kleines Kochbuch dazu mitMenüs seiner Chefs.

Info:

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BILD: SN/PRIVAT Alexander Koblinger ist Herr über 15.000 Weinflasch­en.

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