Aus Feinden wurden Freunde
„Stille Nacht“hat 1914 zu einer kurzen Waffenpause im Weltkrieg geführt.
Ein echtes Weihnachtswunder mit Salzburger Beteiligung. Das hat sich am Heiligen Abend 1914 zugetragen. Schauplatz waren die Schützengräben um Ypern (Belgien). Tausende kriegsmüde Soldaten lagen dort: Belgier, Franzosen und Briten auf der einen und Deutsche auf der anderen Seite. Oft nur 50Meter auseinander. Leichen imNiemandsland dazwischen blieben tagelang liegen.
„Begonnen hat es mit dem Singen von Weihnachtsliedern durch deutsche Soldaten“, erzählt Hiltrud Oman, Obfrau des Stille-Nacht-Museums Arnsdorf. Mit dabei das schon damals weltbekannte „Stille Nacht“. Die Briten hörten zu – und applaudierten. „Denn auch sie und die Franzosen haben das Lied gekannt“und antworteten mit den Strophen in ihrer Sprache, weiß Omans Stellvertreter Franz Pfaffinger. Nach und nach wurden die Waffen niedergelegt. Irgendwann war es so weit, und der erste Soldat verließ unbewaffnet seinen Graben und überbrachte Weihnachtsgrüße an die vormaligen Feinde.
Es folgten echte Verbrüderungsszenen. Museums-Kustos Max Gurtner: „Die wurden auf Fotos festgehalten und schafften es bis auf die Titelblätter britischer Zeitungen.“Laut Tagebucheintragungen deutscher und britischer Offiziere wurden bis zum 26. Dezember sogar drei Bierfässer von sächsischen Soldaten an die Briten verschenkt. Diese revanchierten sich mit Christmas-Puddings. Historikern zufolge war der Weihnachtsfrieden ein Großereignis: 100.000 Soldaten dürften daran beteiligt gewesen sein. Sie sprachen miteinander, teilten Zigaretten und
Schokolade und zeigten sich Fotos ihrer Angehörigen. „Sogar informelle Fußballspiele dürfte es zwischen den Schützengräben gegeben haben“, sagt Gurtner.
Im Arnsdorfer Museum will man nun diesem Ereignis der Weltgeschichte gedenken: Seit vergangenem Samstag läuft die Sonderausstellung „1914: Stille Nacht – Friedenslied im Schützengraben“. Zu sehen sind neben Lebensmittelmarken und Originalgeschirr mit militärischen Motiven unzählige Weihnachtsund Feldpostkarten aus dem Kriegswinter 1914. Viele wurden von Flachgauer Soldaten an ihre Lieben zu Hause geschickt. Höhepunkt der Ausstellung ist ein vom Museumsverein produzierter Kurzdokumentarfilm, in dem die Entstehung des Weihnachtsfriedens nachgezeichnet wird.
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