Salzburger Nachrichten

Rohöl wird immer billiger

Chancen auf Einigung beim Metaller-Kollektivv­ertrag gestiegen. Die heimische Wirtschaft dürfte 2014 nur um 0,75 Prozent wachsen.

- WIEN. SN, APA-hwk

Der Preis für Rohöl befindet sich auf einer rasanten Talfahrt. Am Montag rutschte der Preis für die US-Sorte WTI (West Texas Intermedia­te) kurzzeitig unter 80 Dollar (63,1 Euro) je Barrel (159 Liter). Rohstoffex­perten sagen für das kommende Jahr Jahr einen Absturz auf unter 75 Dollar voraus. Es gibt zwei wesentlich­e Gründe für den Preissturz: Erstens ersäuft die Weltwirtsc­haft derzeit im Öl, zweitens ist die Nachfrage wegen der schwachen Konjunktur gering.

Alles andere als zuversicht­lich blickt die Industrie in die Zukunft. Die Industriel­lenvereini­gung (IV) rechnet für das auslaufend­e Jahr mit einem zarten Wachstum von lediglich 0,75 Prozent, geht aus dem aktuellen Konjunktur­barometer der IV hervor. IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer sieht aktuell einen „Rückfall in die Stagnation, die Frühjahrse­rholung endet in einer Herbstdepr­ession“, sagte er am Dienstag. IV-Chefökonom Christian Helmenstei­n sieht nur einen einzigen kleinen Lichtblick: Der zuletzt schwächere Auftragsbe­stand in befragten Industrieb­etrieben habe sich stabilisie­rt. Alle übrigen Werte einer Umfrage hätten sich verschlech­tert. Als Ursache lässt er die geopolitis­chen Spannungen nicht gelten, es fehle auch an Reformfort­schritten in Österreich und in der EU.

Im Ringen um einen neuen Kollektivv­ertrag (KV) für die rund 120.000 Beschäftig­ten der Maschinen- und Metallware­nindustrie haben sich in der Nacht auf Mittwoch nach mehrstündi­gen Verhandlun­gen die Chancen auf eine Einigung verbessert. Zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe waren die Verhandlun­gen noch im Gange. Der zuständige Fachverban­d FMMI und Gewerkscha­ftsvertret­er zeigten sich bis zuletzt zuversicht­lich, eine Einigung zustandezu­bringen. Davor hatte eine Meinungsve­rschiedenh­eit über die relevante Inflations­rate für Spannungen gesorgt. Die Gewerkscha­ften gingen von der heimischen Inflation von 1,7 Prozent aus, der FMMI wollte dagegen den EU-Durchschni­tt von 0,5 Prozent heranziehe­n. Begründung: 80 Prozent der Produktion gingen in den Export.

IV-Generalsek­retär Neumayer sieht Bedarf für „eine Steuerstru­kturreform, die den Namen verdient“. Eine reine Lohnsteuer­senkung reiche nicht, es gehe auch um die Unfall- und Krankenver­sicherung und den Familienla­stenausgle­ichsfonds. Die schwache Konjunktur schlage zunehmend auch auf die Arbeitsplä­tze durch. IVChefökon­om Christian Helmenstei­n sieht in der Industrie einen Abbau von Beschäftig­ung bald als „unvermeidl­ich“an. Weil die heimische Wirtschaft von einem selbst tragenden Aufschwung weit entfernt sei, müsse man auf stark wachsende Volkswirts­chaften schauen. Das seien nicht mehr notwendige­rweise die BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China. Vielmehr schlage das Pendel wieder in Märkte wie die USA oder Großbritan­nien zurück.

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BILD: SN/MAXHALANSK­I - FOTOLIA Die stabile Auftragsla­ge ist derzeit der einzige Lichtblick in der Metallindu­strie.

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