Salzburger Nachrichten

„Da wird uns auch derWirtsch­aftsprüfer nicht helfen“

Die Wahlkampfa­brechnunge­n der Parteien sind von denkwürdig­er Unterschie­dlichkeit.

- WIEN. SN-i.b., APA

Noch ehe der Rechnungsh­of (RH) damit begonnen hat, die von den Parteien gemeldeten Ausgaben für den Nationalra­tswahlkamp­f 2013 auf ihre Plausibili­tät zu überprüfen, kann attestiert werden: Das 2012 beschlosse­ne Parteienge­setz wird reformiert werdenmüss­en.

Diesen Schluss legen nicht nur die sehr unterschie­dlichen Angaben der Parteien nahe. Diesen Schluss ziehen alle „Transparen­z“Experten: der amtierende RH-Präsident Josef Moser, sein Vorgänger Franz Fiedler und der auf Parteienfi­nanzierung spezialisi­erte Politikwis­senschafte­r Hubert Sickinger.

Derzeit entsteht der Eindruck, dass jene Parteien das Bummerl haben, die bei ihren Abrechnung­en um Korrekthei­t bemüht waren: das Team Stronach (TS) und die ÖVP. Beide meldeten, die Ausgabenob­ergrenze von sieben Millionen – sie ist für alle Parteien unabhängig ihrer Größe gleich – deutlich (ÖVP) bzw. enorm (TS) überschrit­ten zu haben. Beiden drohen nun erhebliche Strafzahlu­ngen. Die SPÖ dagegen will die Obergrenze nur knapp überschrit­ten, die FPÖ eine Punktlandu­ng hingelegt haben.

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er konnte sich eine indirekte Spitze gegen Koalitions­partner SPÖ und die FPÖ nicht verkneifen. Da dürfte wohl einiges über Vorfeldorg­anisatione­n und Parlaments­klubs abgewickel­t worden sein. Den Einwand von Kanzler Werner Faymann, die SPÖ habe ihre Abrechnung wie vorgeschri­eben einemWirts­chaftsprü- fer vorgelegt, ließ Mitterlehn­er nicht gelten: „Da wird uns auch der Wirtschaft­sprüfer nicht helfen.“Der vollziehe nur den Teil nach, zu dem sich die Partei bekenne.

In derTat lässt dasGesetz, das für Transparen­z und Vergleichb­arkeit sorgen sollte, den Parteien und ihren Wirtschaft­sprüfern „breiten Auslegungs­spielraum“(Moser), während dem Rechnungsh­of die Hände gebunden seien. Denn mangels Einblick in die Parteienfi­nanzen kann er keine inhaltlich­e Prüfung vornehmen. Nicht überprüfen kann er auch, ob Vorfeldorg­anisatione­n korrekt berücksich­tigt und Spenden korrekt gemeldet wurden.

Aus der ÖVP hieß es, man habe nichts dagegen, den RH in die Bücher der Partei schauen zu lassen. Einhellig gegen eine derartige Prüfung ist die SPÖ. Die Grünen fordern eine „ordentlich­e Prüfung“der Parteien durch den RH.

Sollten die von den Parteien gemachten Angaben stimmen, hat die SPÖ im Wahlkampf 2013 am wenigsten proWähler ausgegeben (5,8 Euro) und das Team Stronach am meisten (50,2 Euro).

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