Das Burgtheater braucht den Kaffee
Sponsoren und Markenkooperationen werden gesucht.
Ein starker Kaffee im Pausenfoyer des Burgtheaters ist nicht mehr bloß dazu da, das Publikum für die zweite Hälfte einer Aufführung munter zu halten. Der Kaffee am Buffet ist Botschafter für eine neueWirklichkeit im Kulturbetrieb: Er dient als Werbebotschaft. Der Theaterbesucher schluckt sie mit jedem kleinen Schwarzen, und hält dabei auch noch – für alle sichtbar – die Tasse mit dem Logo.
Zudem ist der Pausenkaffee ein Geldbringer für dieKunst: Für einen Sponsorbeitrag sichert sich eine Kaffeefirma das Recht auf die Alleinpräsenz ihrer Marke.
Dieses Modell einer SponsoringPartnerschaft, wie esNestlé mit den Salzburger Festspielen seit Jahren pflegt, wird Julius Meinl – nicht die Bank, nicht das Gourmetgeschäft, sondern die Kaffee- und Teefirma – mit dem Burgtheater ausbauen. Seit rund fünf Jahren hat sie sich die Exklusivität für den Pausenkaffee in Burgtheater, Staatsoper und Volksoper gesichert.
Das Burgtheater sei bereit, solche „attraktiven Pakete für Partner zu schnüren“, versprach Direktorin Karin Bergmann am Dienstag, bevor die Firma Meinl im Vestibül die von Demner, Merlicek & Bergmann ausgetüftelte Werbelinie samt des neuen Angebots für Onlinebestellung von Kaffeemischungen nach individuellen Rezepturen – „Mein Meinl“– anpries. Burgschauspielerin Mavie Hörbiger unterstützte die Meinl-Werbung und rezitierte Texte von Karl Kraus und Elfriede Jelinek.
Die Burgtheater-Direktorin sprach artig von der Gemeinsam- keit in „Innovation und Tradition“und versicherte: „Es geht nicht nur um Geld“, es gehe um ein Engagement, beidembeide Partner zusammenpassten. Solche Partner sind für das Burgtheater mit der Finanzkrise und bei eingefrorenen Subventionen nötiger denn je. Karin Bergmann sagte, sie suche solche Partner für Sonderprojekte, wie das Kinder- und Jugendtheater, oder um Produktionen des Burgtheaters in die Bundesländer zu schicken.
Wie viel Meinl für die Markenpräsenz zahlt, blieb unbeantwortet, es dürfte ein fünfstelliger Betrag pro Jahr sein. Um das Image aufzuputzen, wird die Marke mit dem Renommee des Burgtheaters aufgeladen, und es wird versprochen, dass dieser Kaffee die Gemütlichkeit des Wiener Kaffeehauses sowie poetische Inspiration vermittle.