Microsoft verschenkt Office an alle Schulen
1,5 Millionen Österreicher sollen Word und Excel kostenlos bekommen. Großzügige Geste, Werbegag oder Verzweiflungstat von Microsoft?
Office 365 kostet gutes Geld. Für das neueste Büropaket von Microsoft zahlt ein Nutzer eigentlich zwischen 85 und 120 Euro jährlich. Eigentlich. Denn Schüler, Studenten und Lehrer zahlen dafür gar nichts. Österreichs Schulen und Universitäten bekommen das Paket um Word und Excel kostenlos zur Verfügung gestellt. „Sie wenden sich einfach an den IT-Verantwortlichen an Ihrer Uni oder Schule. Der sagt Ihnen dann, wo und wie Sie das Paket herunterladen können“, erläutert Claudia Feichtinger, Leiterin des „Microsoft Education Teams“. Die Cloud-Funktion kann ebenso kostenlos genutzt werden, also die Möglichkeit, Dokumente online abzulegen und flexibel abzurufen. Bis zu 1,5 Millionen Österreicher sollen auf diese Weise „beschenkt“werden. Eine Einschränkung gibt es jedoch: „Die Bildungseinrichtung muss bei der Aktion mitmachen“, beschreibt Feichtinger. Bislang seien rund 400 Institutionen im Boot. Unter ihnen sind die Uni Wien, die Uni Graz und alle Bundesschulen, also etwa jede HAK oder HTL. Die Uni Salzburg ist noch kein Partner. Es gebe aber Gespräche.
Doch was steckt hinter der Aktion? Ist es der sprichwörtlich verschenkte Gaul oder ein Trojanisches Pferd? „Zum einenwollen wir in den Bildungsbereich investieren“, beschreibt Feichtinger. „Zum anderen betreiben wird dadurch sicher auch Kundenbindung.“Oder anders gesagt: Wer als Schüler oder Student Office nutzt, soll es noch nutzen, sobald sein Gratis-Abo abläuft. Dies ist übrigens der Fall, sobald man nicht mehr an der Bildungseinrichtung aktiv ist.
Für Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung ist diese Bindung ein Problem. „Das ist eine Hintertür, über die man sich den Zugang zu Millionen Menschen erschleicht.“Der Jugendforscher ergänzt: „Das ist eine Verzweiflungsaktion von Microsoft, weil sie bei den Jüngeren kaum eine Rolle spielen.“Das Office-Paket bekomme man zudem nicht kostenlos. „Der Nutzer bezahlt, indem er seine Daten zur Verfügung stellt.“Laut Ikrath sollten sich Bildungseinrichtungen „von derWelt des Kommerziellen fernhalten“. Man könne ja nicht kommerzielle Alternativen empfehlen, etwa Open Office.
Chiara Werner-Tutschku, Vorsitzende der Hochschülerschaft an derWirtschaftsuniWien, hält dagegen. „Wir verpflichten die Studierenden ja nicht dazu, das MicrosoftPaket zu verwenden.“Und die Studentenvertreterin ergänzt: „Für uns ist das ein willkommenes Zusatzangebot. Ob die Studierenden das Angebot aber auch nutzen, ist zu 100 Prozent ihnen selbst überlassen.“