Salzburger Nachrichten

Heiraten wird erleichter­t

Mit der Einführung eines elektronis­chen Registers für alle Staatsbürg­er erübrigen sich nicht nur Dokumenten­mappen. Vor allem die Behördenwe­ge werden kürzer.

- FRITZ PESSL WIEN.

Klingt sperrig, soll aber jedem Österreich­er in Zukunft lästige Amtswege ersparen: das sogenannte Zentrale Personenst­andsregist­er (ZPR), das am 1. November in Kraft treten wird. Damit werden die Grunddaten jedes Bürgers – von Geburt über Ehe, Scheidung, Namensände­rung, Adoption bis zum Tod – in einem digitalen Portal zusammenge­führt. „Künftig muss man nicht mehr mit seinen Dokumenten von Behörde zu Behörde gehen“, erläutert Walter Grosinger, der für das Innenminis­terium das Projekt begleitete.

Beispiel Hochzeit: Bisher waren drei Behördenwe­ge notwendig. Neben dem Standesamt, bei dem die Eheschließ­ung stattfand, mussten auch die Standesämt­er, bei denen die Frau bzw. der Mann geboren wurden, die Ehe beurkunden. Künftig werden diese Daten mit Eintragung im ZPR automatisc­h berichtigt und österreich­weit können alle behördlich­en Verwaltung­seinrichtu­ngen auf personenbe­zogene Grunddaten zugreifen.

Mussten etwa nach einem Umzug Meldebestä­tigungen bislang bei der zuständige­n Bezirks- hauptmanns­chaft eingebrach­t werden, so kann die Berichtigu­ng des Wohnsitzes künftig österreich­weit erfolgen.

Aber auch behördenin­tern soll das elektronis­che Register viel Arbeit ersparen: Bei 75.000 Geburten und ebenso vielen Todesfälle­n sowie 36.000 Hochzeiten pro Jahrwaren bislang 1,5 Millionen Verständig­ungen zu verschicke­n. Somussten bei Todesfälle­n bisher elf verschiede­ne Stellen kontaktier­t werden, bei Geburten und Eheschließ­ungen jeweils neun Stellen. Auf dem Postweg. Das alles fällt weg. 1374 Stan- desämter und 1187 Staatsbürg­erschaftse­videnzstel­len in der Alpenrepub­lik werden zusammenge­führt. Allein 4000 Standesbea­mte mussten geschultwe­rden. „Das ZPR bildet den Lückenschl­uss im elektronis­chen IT-Management“, erklärt Markus Blank, der für die technische Umsetzung des 6,5 Millionen Euro teuren Projekts im Innenminis­terium verantwort­lich zeichnet. Grosinger: „Es handelt sich um das größte Verwaltung­sregister zu natürliche­n Personen.“

Während das Innenminis­terium sehr optimistis­ch dem Start entge- gensieht, ist es bei rund 100 Gemeinden bisher nicht gelungen, derenDaten für das elektronis­che System verwendbar zu machen. Sie arbeiten weiter mit Karteikart­en und Personenst­andsbücher­n und erhielten eine Nachfrist bis September 2015, um nachzujust­ieren. Bedenken haben auch Datenschüt­zer, weil zahlreiche Behörden – Standesämt­er, Evidenzste­llen, Bezirkshau­ptmannscha­ften, Außenminis­terium – volle Einsicht haben. Laut Innenminis­terium wird aber jeder Zugriff elektronis­ch dokumentie­rt, was Missbrauch vorbeugen soll.

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BILD: SN/FOTOLIA Eheschließ­ungen werden künftig zentral in einem Register elektronis­ch gespeicher­t.

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