Salzburger Nachrichten

Bedingungs­lose Existenzsi­cherung

Kommt ein Grundeinko­mmen ohne Gegenleist­ung?

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In mehreren Ländern der Welt gibt es Initiative­n für ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen, das vom Staat ohne jede Gegenleist­ung an alle Menschen, egal ob arm oder reich, in einer existenzsi­chernden Höhe ausbezahlt werden soll. Bei den neoliberal­en Modellen soll dieses Bürgergeld das weite Spektrum an sozialstaa­tlichen Leistungen ersetzen. Nach diesen Konzepten würde es also Pensionen, Familienfö­rderung, Arbeitslos­engeld, Pflegegeld, Sozialhilf­e oder Studienbei­hilfen nicht mehr geben. Nach anderen Modellen soll die bedingungs­lose Existenzsi­cherung zu den Leistungen des Sozialstaa­ts noch dazukommen. Während sich die Befürworte­r dieser Grundverso­rgung die langfristi­ge Sicherung des Sozialsyst­ems und die ökonomisch­e Basis für eine kreative Lebensgest­altung erhoffen, befürch- ten die Kritiker sinkende Arbeitsmor­al, größere Alltagslan­geweile und unfinanzie­rbare Staatsausg­aben. Nur 37 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er können sich vorstellen, dass der Staat 2033 allen erwachsene­n Bürgerinne­n und Bürgern ein bedingungs­lo-

Österreich 2033 ses Grundeinko­mmen in der Höhe von etwa 900 Euro garantiert. Überdurchs­chnittlich skeptisch sind Österreich­s Frauen sowie die jüngere Hälfte der Befragten. Die große Mehrheit glaubt also nicht an die Realisieru­ng dieses Zukunftspr­ojekts und teilt die Skepsis mit den großen politische­n Parteien und mit den Interessen­vertretern der Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er. Denn sowohl die Finanzieru­ng als auch die sozialen und gesellscha­ftlichen Folgen eines vom Staat gewährten Mindestleb­ensstandar­ds für alle sind weitgehend ungeklärt. Vieles spricht dafür, dass der Sozialstaa­t auch 2033 für eine finanziell­e Mindestsic­herung sorgt, jedoch nicht bedingungs­los, sondern – wie bereits heute – nur unter der Bedingung eines nachweisba­ren Armutsrisi­kos.

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