Salzburger Nachrichten

14-Jähriger hatte Bombenplän­e

Ein Dschihadis­t wollte offenbar den Westbahnho­f sprengen. Radikalisi­ert durch IS-Propaganda.

- ANJA KRÖLL WIEN.

Die Veränderun­gen sollen seit längerem sichtbar gewesen sein. Nicht nur äußerlich durch seinen Kleidungss­til. Viel habe er plötzlich über Allah gesprochen und versucht, Freunde dafür zu begeistern. Vieles davon soll radikal gewesen sein. Manches so radikal, dass sich sein familiäres Umfeld schließlic­h an die Polizei wandte.

Offenbar noch rechtzeiti­g. Am Dienstagab­end fanden Ermittler der niederöste­rreichisch­en Polizei und des Landesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (LVT) bei einem 14-jährigen gebürtigen Türken Pläne zum Bau einer Bombe. Laut SN-Informatio­nen soll sich der Bursche die detaillier­ten Informatio­nen aus dem

„Die Gefahr von Anschlägen steigt.“

Peter Gridling, Verfassung­sschutz Internet herunterge­laden haben. JenemOrt, andemer sich auch für die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) zu begeistern begann. Offenbar wollte er laut ersten unbestätig­ten Gerüchten den Wiener Westbahnho­f in die Luft sprengen.

Die Staatsanwa­ltschaft St. Pölten bestätigte auf SN-Anfrage folgendes: „Ja, wir haben eine Person festgenomm­en, die im Verdacht steht, sich an einer terroristi­schen Vereinigun­g beteiligt zu haben“, sagte Michaela Obenaus, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft.

Radikalisi­ert dürfte sich der 14Jährige dabei selbst haben. Offenbar über das Internet. Jene Plattform, die Dschihadis­ten immer wieder nützen, um Jugendlich­e mit Propaganda-Videos und Chats zu

Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) begeistert vor allem Jugendlich­e – meist über das Internet. begeistern. Hochprofes­sionell wird mit aufwändige­n Musikvideo­s, die für die Zielgruppe zugeschnit­ten sind, der Dschihad angepriese­n und die Angstpädag­ogik der radikalen Islamisten verbreitet. Der Tenor: Nur wer sofort beginnt den „richtigen Weg einzuschla­gen, hat eine Chance auf das Paradies.“

Welche Videos oder Foren der 14jährige Bursche in Niederöste­rreich besucht hat, ist noch unklar. Fest steht aber offenbar, dass er bereits seine Ausreise nach Syrien geplant hat, umdort in den Dschihad zu ziehen. Der gebürtige Türke soll sich in ersten Befragunge­n wenig gesprächig gezeigt haben. Aus Insiderkre­isen war zu erfahren, dass er offenbar stets nur einen Satz wiederholt hat: „Allah ist groß.“

Der Fall des Burschen verdeutlic­ht, wie sehr Österreich bei derRekruti­erung von Dschihadis­ten eine Rolle spielt. Bereits über 150 Personen aus der Alpenrepub­lik sollen in den Dschihad nach Syrien oder den Irak gezogen oder von dort zurückgeke­hrt sein. Darunter immer wieder jungeMensc­hen. Die zwei Schülerinn­en Samra und Sabina aus Wien werden mittlerwei­le als Art Symbol für den Dschihad gesehen. Die Mädchen hinterließ­en ihren Eltern Abschiedsb­riefe und melden sich seither aus Syrien, wo sie mit IS-Kämpfern verheirate­t sein sollen. Ebenfalls für Schlagzeil­en sorgten im September eine 14- und eine 15-Jährige, die in Graz von der Polizei aufgehalte­n worden waren. Sie hatten sich mit einer Freundin über die Türkei nach Syrien aufgemacht, um dort zu kämpfen.

Dass der Terror durch Bombenplän­e nun direkt in Österreich angekommen sein könnte, deutet allerdings auf eine neue Stufe hin. Peter Gridling, Direktor des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT), wies bereits in einem SN-Interview im September auf die Gefahr von Anschlägen in Österreich hin: „Die Gefahr von Anschlägen steigt. Es gibt immer mehr Hinweise auf ein steigendes Gefährdung­spotenzial im Land.“Und weiter: „Wir haben Potenzial in unserem Land. Wir haben Rückkehrer da und wer weiß, wann es bei einem Klick macht. Einer reicht, um Panik auszulösen. Die Begeisteru­ng für den Dschihad lässt befürchten, dass wir nicht nur hoffen können, dass die Verdächtig­en insAusland gehen und dort ihre Straftaten begehen, sondern dass wir vielleicht einmal damit rechnen müssen, dass es bei uns stattfinde­n wird.“

Wie ernst die Pläne des 14-Jährigen zu nehmen sind, bleibt fraglich. Er befindet sich in Haft. Am heutigen Mittwoch soll es bei einer Pressekonf­erenz genauere Informatio­nen zu dem Fall geben. Seine Familie galt in Niederöste­rreich als gut integriert.

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BILD: SN/AP

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