Sanfte Technik für des Mannes Schwachstelle Schonende OP-Technik wird in Österreich zu wenig praktiziert.
Jährlich wird in Österreich 15.000 Mal die Diagnose Leistenbruch gestellt. 90 Prozent der Patienten sind Männer. Fast jeder dritte Mann in Österreich ist im Laufe seines Lebens von einer solchen Hernie (Gewebebruch) betroffen. Eine neue Operationstechnik, die Männer äußerst schonend von ihrem Leiden befreit, etabliert sich in Österreich nur zögerlich.
Männer haben von Geburt an zwei Schwachstellen in der Bauchwand. Sie entstehen, wenn der Hoden samt Samenleiter und Blutbahnen von der Leiste in den Hodensack wandert. Bei jedem vierten Buben bleiben diese Schwachstellenweich, aus denen später eine Lücke entsteht. Durch diesen Spalt kann ein Stück Bauchfell hindurchtreten, manchmal sogar Darmschlingen. Im schlimmsten Fall können diese Darmschlingen eingezwickt werden und es entstehen schmerzhafte Entzündungen, die lebensgefährlich sind.
Ein gewisser Lebensstil begünstigt das Auftreten eines Leistenbruchs: zum Beispiel jahrelanges Übergewicht, das Schleppen schwerer Lasten, aber auch starker Tabakkonsum. Auch wenn es sich mancher Mann wünscht, der schon seit Jahren unter einem Leistenbruch leidet und eine Operation scheut: Ein Leistenbruch heilt nicht von selbst. Er wird mit der Zeit sogar immer größer. „Der chirurgische Eingriff ist nach einer Zeit die einzige zielführende Behandlung“, sagt Andreas Franczak vomEvangelischen KrankenhausWien.
In den vergangenen Jahren hat sich eine Knopflochtechnik, die sogenannte TEP-Methode, weltweit durchgesetzt. Sie wird wegen ihrer besonders schonenden Vorgangsweise auch von der Europäischen Herniengesellschaft empfohlen. Vorausgesetzt, der Chirurg hat bereits entsprechende Erfahrung. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die TEP-Technik bereits von jedem fünften Chirurgen angewendet wird, sind in Österreich erst einige wenige Ärzte darauf spezialisiert.
„Die total extraperitoneale Hernienreparation, kurz: TEP, ermöglicht es als einzige Technik, einen Leistenbruch zu versorgen, ohne das Bauchfell einzuschneiden und in die Bauchhöhle einzudringen“, erklärt Andreas Franczak vom Evangelischen Krankenhaus Wien. Die Schwachstelle werde also „von außen“saniert. Zwischen den Gewebsschichten wird ein Kunststoffnetz über die Bruchpforte gelegt. DasNetz hält bei dieser Technik oh- ne Fixierung durch Befestigungsnähte, ganz allein durch den natürlichen Bauchinnendruck. Allerdings verwenden die Chirurgen bei größeren Leistenbrüchen ganz spezielle Netze. Der Eingriff gilt als relativ schmerzarm. Der Klinikaufenthalt beträgt nur ein bis zweiNächte. „Es gibt kein Risiko von Darmverletzungen oder Verwachsungen im Bauchraum, die spätere Operationen erschweren können“, sagt Thomas Schmid, Chirurg an derUniversitätsklinik Innsbruck, der diese Methode 1996 in Österreich eingeführt hat.
„Da das Netz nicht fixiert werden muss, ist die Gefahr vonNervenverletzungen deutlich herabgesetzt. In letzter Zeit sind wir außerdem dazu übergegangen, die Schnitte für die Knopflochchirurgie zu verkleinern, indem wir bei einfachen Brüchen Instrumente verwenden, die nur mehr drei Millimeter dick sind. Der Patient hat dadurch noch weniger Schmerzen und kann mit einer noch rascheren Rehabilitation rechnen.“Die TEP-Technik wird erst eingesetzt, wenn der Körper voll entwickelt ist, also ab einem Alter von etwa 18 Jahren. Bei Leistenbrüchen, die im Kindesalter saniert werden, bedient man sich zumeist offener OP-Techniken ohne Netzimplantation.