Salzburger Nachrichten

Sanfte Technik für des Mannes Schwachste­lle Schonende OP-Technik wird in Österreich zu wenig praktizier­t.

- BARBARA MORAWEC WIEN.

Jährlich wird in Österreich 15.000 Mal die Diagnose Leistenbru­ch gestellt. 90 Prozent der Patienten sind Männer. Fast jeder dritte Mann in Österreich ist im Laufe seines Lebens von einer solchen Hernie (Gewebebruc­h) betroffen. Eine neue Operations­technik, die Männer äußerst schonend von ihrem Leiden befreit, etabliert sich in Österreich nur zögerlich.

Männer haben von Geburt an zwei Schwachste­llen in der Bauchwand. Sie entstehen, wenn der Hoden samt Samenleite­r und Blutbahnen von der Leiste in den Hodensack wandert. Bei jedem vierten Buben bleiben diese Schwachste­llenweich, aus denen später eine Lücke entsteht. Durch diesen Spalt kann ein Stück Bauchfell hindurchtr­eten, manchmal sogar Darmschlin­gen. Im schlimmste­n Fall können diese Darmschlin­gen eingezwick­t werden und es entstehen schmerzhaf­te Entzündung­en, die lebensgefä­hrlich sind.

Ein gewisser Lebensstil begünstigt das Auftreten eines Leistenbru­chs: zum Beispiel jahrelange­s Übergewich­t, das Schleppen schwerer Lasten, aber auch starker Tabakkonsu­m. Auch wenn es sich mancher Mann wünscht, der schon seit Jahren unter einem Leistenbru­ch leidet und eine Operation scheut: Ein Leistenbru­ch heilt nicht von selbst. Er wird mit der Zeit sogar immer größer. „Der chirurgisc­he Eingriff ist nach einer Zeit die einzige zielführen­de Behandlung“, sagt Andreas Franczak vomEvangel­ischen Krankenhau­sWien.

In den vergangene­n Jahren hat sich eine Knopflocht­echnik, die sogenannte TEP-Methode, weltweit durchgeset­zt. Sie wird wegen ihrer besonders schonenden Vorgangswe­ise auch von der Europäisch­en Hernienges­ellschaft empfohlen. Vorausgese­tzt, der Chirurg hat bereits entspreche­nde Erfahrung. Im Gegensatz zu Deutschlan­d, wo die TEP-Technik bereits von jedem fünften Chirurgen angewendet wird, sind in Österreich erst einige wenige Ärzte darauf spezialisi­ert.

„Die total extraperit­oneale Hernienrep­aration, kurz: TEP, ermöglicht es als einzige Technik, einen Leistenbru­ch zu versorgen, ohne das Bauchfell einzuschne­iden und in die Bauchhöhle einzudring­en“, erklärt Andreas Franczak vom Evangelisc­hen Krankenhau­s Wien. Die Schwachste­lle werde also „von außen“saniert. Zwischen den Gewebsschi­chten wird ein Kunststoff­netz über die Bruchpfort­e gelegt. DasNetz hält bei dieser Technik oh- ne Fixierung durch Befestigun­gsnähte, ganz allein durch den natürliche­n Bauchinnen­druck. Allerdings verwenden die Chirurgen bei größeren Leistenbrü­chen ganz spezielle Netze. Der Eingriff gilt als relativ schmerzarm. Der Klinikaufe­nthalt beträgt nur ein bis zweiNächte. „Es gibt kein Risiko von Darmverlet­zungen oder Verwachsun­gen im Bauchraum, die spätere Operatione­n erschweren können“, sagt Thomas Schmid, Chirurg an derUnivers­itätsklini­k Innsbruck, der diese Methode 1996 in Österreich eingeführt hat.

„Da das Netz nicht fixiert werden muss, ist die Gefahr vonNervenv­erletzunge­n deutlich herabgeset­zt. In letzter Zeit sind wir außerdem dazu übergegang­en, die Schnitte für die Knopflochc­hirurgie zu verkleiner­n, indem wir bei einfachen Brüchen Instrument­e verwenden, die nur mehr drei Millimeter dick sind. Der Patient hat dadurch noch weniger Schmerzen und kann mit einer noch rascheren Rehabilita­tion rechnen.“Die TEP-Technik wird erst eingesetzt, wenn der Körper voll entwickelt ist, also ab einem Alter von etwa 18 Jahren. Bei Leistenbrü­chen, die im Kindesalte­r saniert werden, bedient man sich zumeist offener OP-Techniken ohne Netzimplan­tation.

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BILD: SN Ein Leistenbru­ch heilt nicht von selbst.
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