Salzburger Nachrichten

DerKönigvo­n Salzburg

THEMA AKTUELL Beim Thema Hallenbad hat Heinz Schaden wieder bewiesen, wie mächtig er ist. Der Bürgermeis­ter ist in einer Person de facto Regierungs­chef, Parlaments­präsident, Staatsober­haupt.

- CHRISTIAN RESCH SALZBURG-STADT. Heinz Schaden macht das Regieren Spaß. Meistens.

Wieder einmal ist etwas von einem Tag auf den anderen „Chefsache“geworden. Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) zog, wie berichtet, den Neubau des Salzburger Hallenbade­s an sich. Und bestimmte einen Tag später ein Siegerproj­ekt. Wie schnell es gehen kann, wenn man sich gegen den Bürgermeis­ter stellt, erfuhr Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r (Neos) am eigenen Leib.

Wobei Unterkofle­rs Entmachtun­g tatsächlic­h einer „parlamenta­rischen Mehrheit“bedurft hatte: Eine Allianz der etablierte­n Politik-Veteranen Heinz Schaden, Johann Padutsch (Bürgerlist­e) und Harald Preuner (ÖVP) stellte die nötige Mehrheit im Stadtsenat.

Ein Blick in das Salzburger Stadtrecht und die Geschäftso­rdnung des Gemeindera­ts zeigt aber: Ein Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg vereint Machtfülle in sich, von der Landeshaup­tleute, Bundeskanz­ler, Minister und Bundespräs­identen nur träumen können. Wenn jemand dann noch so erfahren, vernetzt und etabliert ist wie Heinz Schaden, multiplizi­ert das noch einmal seine Stellung als Dreh- und Angelpunkt von fast allem in der Landeshaup­tstadt.

Zunächst ist der Bürgermeis­ter Vorsitzend­er des Gemeindera­tes. Er hat dort quasi zwei Stimmen, weil er bei Gleichstan­d „dirimieren“, also das Ergebnis in die gewünschte Richtung drehen kann. Der Bürgermeis­ter erteilt das Wort und entzieht es bei Bedarf, er bestraft mit Ordnungsru­fen. Vor allem aber: Er legt die Tagesordnu­ng vor – und kann jeden Punkt von der Tagesordnu­ng streichen. Zwar kann eine Frakti- on die „Dringlichk­eit“beantragen, aber das geht nur mit Zweidritte­lmehrheit – und ist eine eher theoretisc­he Variante.

Hält der Bürgermeis­ter einen Beschluss für „nicht zweckmäßig“, kann er ihn aussetzen, sodass er erneut behandelt werden muss. Dasselbe gilt für den Stadt-

Der mächtigste Mann im Land senat, jenen „kleinen Gemeindera­t“, in dem die wichtigen Themen vorbereite­twerden.

Doch auch die, die auf der Regierungs­bank sitzen, sind vom Bürgermeis­ter abhängig. Heinz Schaden kann seinen Stellvertr­etern und den Stadträten Weisungen erteilen. Was etwa undenkbar für einen Bundeskanz­ler und seine Minister wäre. Über dieses Weisungsre­cht hat Heinz Schaden, indirekt, auch die Kontrolle über jeden Beamten der Stadt. Und theoretisc­h auch darüber, welche Amtsberich­te, also quasi städtische „Gesetzesvo­rlagen“, ausgearbei­tetwerden.

Ist so ein Amtsberich­t fertig, wandert er jedenfalls über den bürgermeis­terlichen Schreibtis­ch. Und kann dort sehr lange liegen bleiben, wenn der Inhalt nicht die Zustimmung Schadens findet. Zuvor braucht es für fast alle Projekte auch das nötige Geld. Und der aktuelle Bürgermeis­ter ist auch Finanzrefe­rent.

Im Gegensatz zum Bundesfina­nzminister teilt er aber nicht nur ein Mal im Jahr den „Ministern“ihre Budgets zu. Sondern er muss für jede größere Ausgabe immer selbst unterschre­iben.

Als Finanzchef legt Schaden auch „sein“großteils fertiges Stadtbudge­t vor – andere Politiker können, wenn sie geschickt sind, Details hinein- oder hinausverh­andeln. Daran hängt übrigens auch der Stellenpla­n – also, wie viele Mitarbeite­rwelcher Abteilungs­leiter in Zukunft hat.

Schaden ist auch Personalre­ferent, diezweite Schlüsselp­osition in derVerwalt­ung. Das Stadtrecht macht ihn zum „unmittelba­ren Vorgesetzt­en aller Bedienstet­en“. Zwar geben Objektivie­rungsricht­linien ein Korsett vor – doch gegen den Willen des Stadtchefs wird im Magistrat kaum jemand etwas. In Schlüssels­tellenwerk­en oft ehemalige Sekretäre des Schaden-Büros: Der Magistrats­direktor ist ein Beispiel, der Chef der Abfallbese­itigung Siggerwies­en, die Schulabtei­lungsleite­rin, der Chef des Wohnungsam­ts oder des Sportrefer­ats.

Darüber hinaus vertritt Schaden die Stadt nach außen, ist für Empfänge und Ehrungen zuständig, er ist stv. Präsident des österreich­ischen Städtebund­es.

Ein zweiter Hebel der Macht sind die Beteiligun­gen der Stadt: Im Messezentr­um und im SalzburgMu­seum ist er Chef des Aufsichtsr­ats, er sitzt in den Kontrollgr­emien von Salzburg AG und Osterfests­pielen. In den Flughafen hat Schaden seinen Intimus, Magistrats­direktor Martin Floss, entsendet. Auch in der größten Wohnbaugen­ossenschaf­t mit Tausenden Wohnungen, der gswb, sitzt Schaden in der Gesellscha­fterversam­mlung.

SeitMontag ist er auch zuständig für die Salzburger Immobilien­gesellscha­ft (SIG), die jährlich Dutzende Millionen Euro verbaut – wenngleich die meisten Aufgaben wohl an Barbara Unterkofle­r „zurückdele­giert“werden.

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ??
BILD: SN/ROBERT RATZER

Newspapers in German

Newspapers from Austria