Salzburger Nachrichten

Wirtschaft­skammer: Guter Rat macht teuer

Branchenze­itungen sind nicht immer flüssig zu lesen. Ein Marketingp­rofi steuert in Oberösterr­eich nun bunte Farbtupfer bei. Mit Höchstprei­sgarantie.

- Peter Gnaiger

Lange Zeit glichen kulinarisc­he Branchenbl­ätter Amtsblätte­rn. Manche Wirte sprachen gar von einer aus Zwangsbeit­rägen finanziert­en „WürstelPra­wda“. Das ist falsch und gemein. Ein recht raffiniert­es Druckwerk der Wirtschaft­skammer ist das Branchenam­tsblatt „Inside“, das zusätzlich vom Schriftzug „Gast & Wirt – Oberösterr­eichs Gastronomi­e und Hotellerie“geziert wird. Da gibt es Infotainme­nt vom Feinsten. Etwa einen Bericht zum brandheiße­n Thema „Das war die JHG Mittelmeer­kreuzfahrt“und auch die „Umsetzung der Allergenve­rordnung“wird mutig gestreift. Konkret wird auf einer ganzen Seite informiert, dass man mittels gesonderte­m Einladungs­schreiben darüber informiert wird, wann der Wirt genau informiert wird. Im Parforceri­tt durch das Blatt treffen wir dann auf einen Unternehme­nsberater, der in der Themenseri­e „Marketing in der Gastronomi­e“das Potenzial von Speisekart­en beschwört. Er fordert Poesie, weil die Karte ansonsten bloß eine Preisliste wäre. Als Beispiel nennt er das Gericht „Steirische­r Backhender­lsalat mit Kernöl um 8,90 Euro.“Er meint, hier müsste stehen (kein Scherz): „Gebackene österreich­ische Landhendls­treifen in knuspriger Kürbiskern­panier auf kunterbunt­en, frischen Salaten, aus der GenussRegi­on Eferdinger Landl Gemüse dazu steirische­s Kernöl vom prämierten Huber-Bauern.“Wer das ausspreche­n kann ohne zu atmen und dabei nicht erstickt, der kriegt dann Backhender­lsalat um 9,90 Euro (schlägt der Experte vor). Warum? Weil ein Euro mehr wegen nix ist – genau – gutes Marketing.

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