Ein Unglück als Start für den Lawinenschutz
Daten & Fakten Die Lawine und ihre Verhinderung Nach einem Unglück mit 15 Toten begannen die Tauernkraftwerke 1956 mit dem Lawinenschutz. In Kaprun gibt es dazu eine Ausstellung.
forderte 1955 in Kaprun 15 Tote. Im linken Bild die vergebliche Suchaktion nach der Katastrophe. Ab 1984 wurden in Kaprun Lawinen vom Hubschrauber aus abgesprengt.
im Kaprun Museum ist Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr und Sonntag von 15 bis 18 Uhr zu sehen.
Kurz vor der Fertigstellung der Kapruner Kraftwerke im Jahr 1955 ereignete sich dort ein katastrophales Unglück. Am 5. Dezember waren 18 Arbeiter bei der Fassung des Ebmattenbaches oberhalb der Stauseen beschäftigt, als sich eine rund 120 Meter breite und 400 Meter lange Lawine vom Grießkogel löste. Drei Arbeiter wurden in einen Stollen bei der Fassung geschleudert und kamen mit leichten Verletzungen davon. 15 Männer riss die Lawine in den Tod.
Für die Tauernkraftwerke (heute Verbund) war das der Anlass, 1956 einen der ersten Lawinenwarndienste in Österreich einzurichten. Die Lawinenkommissionen oder die Lawinenwarndienste der Länder gab es damals noch nicht. In Tirol wurde der Landeswarndienst 1960 gegründet, in Salzburg 1965.
Im Museum Kaprun dokumentiert eine Ausstellung sechs Jahrzehnte Lawinenschutz bei den Kraftwerken. Zahlreiche eindrucksvolle Fotos zeigen Lawinen und die Maßnahmen dagegen. Die Ausstellung wurde unter anderem vom Museumsverein unter Obmann Helmut Kleon, der Bergrettung und Rudolf Ludwig gestaltet. Ludwig war von 1966 bis 1997 Sicherheitstechniker bei den Tauernkraftwerken und vor allem für den Lawinenschutz zuständig. Der begeisterte Fotograf hatte bei der Arbeit fast immer seine Kamera dabei. Viele der Fotos in der Ausstellung stammen von ihm.
Durch eine Fotoserie, die er in der Freizeit schoss, wurde Ludwig unter Lawinenexperten bekannt. 1963 traf er bei einer Skitour auf dem Kapruner Maiskogel seinen Bekannten Heimo Straubinger und sagte zu ihm, er solle einen Hang hinunterfahren, damit er Fotos machen könne. Dabei löste Straubinger ein Schneebrett aus. Die einzigartige Fotoserie diente auf Lawinenkursen als Anschauungsmaterial.
Wichtiger war für den Techniker jedoch der erfolgreiche Lawinenschutz bei den Kapruner Kraftwerken. Ludwig: „Bis 1955
„ Nach 1956 gab es nur mehr einen einzigen Lawinentoten.“
starben auf der Baustelle mindestens 44 Menschen durch Lawinen. In der Zeit danach gab es bei den Tauernkraftwerken nur mehr einen Lawinentoten.“
1968 wurde bei den Tauernkraftwerken eine vierteilige Skala für die Lawinengefährdung eingeführt, die bis heute in Gebrauch ist. Die fünfteilige Skala der Landeswarndienste kam erst 25 Jahre später. 1984 gelang es den Tauernkraftwerken, eine Genehmigung für die Sprengung von Lawinen vom Hubschrauber aus zu erlangen. Die Aufzeichnungen des Unternehmens halfen der Universität für Bodenkultur in Wien bei der Entwicklung eines Prognoseprogramms.