Salzburger Nachrichten

Japaner engagierte sich im Krieg für die Kinder

Die Nachricht von der Ermordung des Journalist­en Kenji Goto löste Entsetzen in einer pazifistis­chen Nation aus.

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TOKIO. Japan trauert. Die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) ließ am Wochenende ein Video zirkuliere­n, das die Exekution der zweiten japanische­n Geisel in der Gewalt der Radikalisl­amisten zeigte. Japans Premier Shinzo Abe gab sich schockiert und gelobte, Japan werde den „IS-Terroriste­n niemals vergeben“.

Abe hatte in den vergangene­n Tagen Verhandlun­gsbereitsc­haft mit den Terroriste­n signalisie­rt, um das Leben des Journalist­en Kenji Goto zu retten, den die Islamisten gegen die in Jordanien zum Tod verurteilt­e irakische Terroristi­n Sajida al-Rishawi eintausche­n wollten. Doch wichtiger schien dem IS ein direkter Handel mit Amman, um die Al-Kaida-Terroristi­n gegen den jordani- schen Piloten Mu’ath al-Kaseasbeh freizupres­sen, der sich seit Dezember in der Gewalt der Islamisten befindet.

Die Verhandlun­gen zwischen Tokio und Amman, die über irakische Stammesält­ere geführt wurden, waren Berichten zufolge am späten Freitag zum Stillstand gekommen. Zum Schicksal des jordanisch­en Kampfpilot­en wurde seit Tagen kein einziges Detail bekannt, was auf emsige Diplomatie im Hintergrun­d schließen lässt. Auch im Video, das die Tötung von Goto zeigte, wurde der Jordanier mit keinem Wort erwähnt.

Jordanien zeigt sich zu einem Handel bereit, verlangt aber erst den Beweis, dass der Pilot noch am Leben ist, während Japan jetzt die traurige Gewissheit erreichte, dass der IS seine brutalen Methoden nach Belieben anwendet, ohne zu unterschei­den, ob Opfer reguläre Kriegsgegn­er sind oder nicht. Japan liefert weder Truppen noch Kriegsgerä­t nach Nahost, unterstütz­t Verbündete und Partnersta­aten aber mit großzügige­r „humanitäre­r Hilfe“. Zum Verhängnis von Kenji Goto und seinem zuvor ermordeten Kollegen Haruna wurde, dass der japanische Premier anlässlich seiner jüngsten Nahost-Reise mehrere Hundert Milliarden Dollar Entwicklun­gshilfe in Aussicht gestellt hatte, die teilweise zum Kampf gegen den IS eingesetzt werden sollten.

Premier Abe äußerte „Empörung“über „diese verachtens­werte und abscheulic­he Terrortat“. Die Regierung habe alles in ihrer Macht Stehende versucht, um Goto freizu- bekommen, werde jetzt aber auch nicht von ihrem Kurs abrücken und sich von Terroriste­n nicht erpressen lassen, sagte Abe in Tokio. Japan werde Nationen, die IS-Extremiste­n bekämpfen, jetzt erst recht mit finanziell­er Hilfe unterstütz­en.

US-Präsident Barack Obama verurteilt­e den abscheulic­hen Mord und kündigte die Zerstörung der Miliz an, die in der Vergangenh­eit auch zum Islam konvertier­te westliche NGO-Mitarbeite­r exekutiert­e, die außer ihrem Namen wenig mehr mit ihrer alten Heimat gemein hatten oder sich für das Wohl von hilfsbedür­ftigen Muslimen einsetzten. Auch mit Goto exekutiert­en die Islamisten einen Ausländer, der Flüchtling­en, Kindern und anderen Opfern von Krieg und Armut in Nahost zu helfen versuchte.

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BILD: SN/EPA/KIMIMASA MAYAMA Japaner trauerten um den ermordeten Kenji Goto.
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Zur Person David Arn: David Arn ist Spezialist für arabische Medien. Er leitet die Forschungs­gruppe „Moderne Arabische Massenmedi­en“der Ludwig-Maximilian­sUniversit­ät München.

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