Am Ende siegt immer Mozart
Sturm und Drang: Pablo Heras-Casado dirigierte zur Mozartwoche die Camerata.
SALZBURG. So ein Vormittagskonzert darf durchaus mit einem Muntermacher beginnen. Der spanische Dirigent Pablo HerasCasado ließ nichts unversucht, Franz Schuberts jugendfrischer 2. Symphonie den bisher unentdeckten Beinamen „Die Feurige“umzuhängen, als er mit der Camerata Salzburg zur Mozartwoche antrat.
Tempo und Lautstärke versetzten den Großen Saal des Mozarteums am Samstag in anhaltende Hochstimmung, allerdings konnte man sich Schuberts Partitur mit den früh ausgeprägten mikroklimatischen Schwankungen durchaus raffinierter umgesetzt vorstellen. Ein bisschen mehr Freiheit für die Musiker der Camerata und eine feinere Klinge hätten der Symphonie gutgetan.
Dass Heras-Casado ein zupackender Dirigent ist, kann auch von Nutzen sein wie bei Elliott Carters Werken, der ja die diesjährige Mozartwoche akzentuierte.
Das Flötenkonzert mit dem virtuosen Uraufführungssolisten Emmanuel Pahud, das Carter als Hundertjähriger komponierte, hat viel Bewegung im Orchesterapparat und zu Beginn scharfe, geradezu aggressive Flötenspitzen. Doch Carter wusste, wie man in guter Erinnerung bleibt, nahm alsbald die Härte raus, bettete den sanften Flötenton in geradezu meditative Klangflächen, verdoppelte das Solo mit der Orchesterflöte und ließ gegen Ende Pahud quirlig tänzeln. Enormes Können verlangt auch der Liederzyklus „What Are Years“, den Carter zu Versen der US-Lyrikerin Marianne Moore komponierte. Die schwedische Sopranistin Kerstin Avemo war den Intervallsprüngen und for- dernden Höhen bestens gewachsen, schärfte ihr lyrisches Potenzial auch dramatisch zu und sang sehr wortdeutlich. Carter illustrierte die pragmatische Poesie mit viel Gefühl, reduzierte mitunter das Ensemble auf pure Farbenwirkung zur Sopranstimme, etwa auf Cello und Harfe zum Lied „That Harp You Play So Well“. Ein anspruchsvoller Zyklus mit versöhnlichem Ende.
Der forsche Zugang von Pablo Heras-Casado, der bei Schubert etwas hölzern wirkte, konnte dem Wunder Mozart nichts anhaben. Die Es-Dur-Symphonie KV 543 erhielt in der beherzten Spielweise der Camerata von Beginn an eine expressionistische „Modernität“, extra dry der langsame Satz, temperamentvolle Ausgelassenheit im Tanzboden-Menuett und dann ein rasanter Finalsatz, brillant absolviert. Das versetzte die Mozartianer in Jubellaune.