Nach 117 Jahren weiblich
Die Wirtschaftsuniversität Wien bekommt erstmals in der Geschichte eine Rektorin. Die Informatikerin und Genderforscherin Edeltraud Hanappi-Egger. Was sie plant.
torin in der 117 Jahre währenden Geschichte der Wirtschaftsuniversität gewählt worden.
Warum der Uni-Rat sich gerade für die zurückhaltende, aber selbstbewusste Frau entschieden hat, zeigt ein zweiter, genauerer Blick auf ihren Lebenslauf. Die Ehefrau des Wirtschaftsmathematikers Hardy Hanappi und somit Schwiegertochter von Fußballlegende Gerhard Hanappi kennt die WU wie ihre Westentasche. Seit zwölf Jahren arbeitet die gebürtige Eisenstädterin und Mutter eines Sohnes an der WU als Professorin für „Gender und Diversität in Organisationen“. Das Institut dafür hat sie selbst aufgebaut. Fast drei Jahre leitete sie zudem das Institut für Management.
Auch hochschulpolitisch kennt sich Hanappi-Egger aus. 2006 bis 2008 war sie Vorsitzende des Uni-Senats an der WU und ab 2008 Uni-Rätin an der TU Graz. Doch mitreden allein war ihr auf Dauer nicht genug. „Der Reiz besteht für mich darin, nun gesamtverantwortlich für die WU zu sein“, erklärt Hanappi-Egger ohne Umschweife, warum sie sich als Rektorin bewarb.
Auch wissenschaftlich lässt sich begründen, warum der Uni-Rat sich für die 51-Jährige als Rektorin und gegen ihre Konkurrenten entschied – Ada Pellert, Präsidentin der Uni für Weiterbildung in Berlin, oder den deutschen Professor und Unternehmer Bernd Höfer.
Hanappi-Egger seit jeher mit sozialen Strukturen und Organisationsformen beschäftigt. „Mich hat schon als Informatikstudentin an der TU Wien interessiert, wie technische Systeme soziale Gefüge beeinflussen. Wie sich zum Beispiel das Machtgefüge auf die Gestaltung von Managementsystemen auswirkt“, sagt sie.
Von dieser Erkenntnis ist es nicht mehr weit zu ihrem heutigen Forschungsfeld, der Diversität. Hanappi-Egger untersucht unter anderem Geschlechterunterschiede in Organisationen. Sie erforscht, wie Firmen mit individuellen Lebenssituationen ihrer Mitarbeiter umgehen.
Genau dieses Wissen will Hanappi-Egger als Rektorin an der WU einbringen. „ Ich habe vor, die Rahmenbedingungen an der WU noch stärker an die Lebensentwürfe der Studierenden und der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anzupassen“, sagt sie. So könne sie sich vorstellen, ein Teilzeitstudium für berufstätige Studierende und Studierende mit Kind einzuführen sowie die Arbeitsbedingungen für Wissenschafterinnen und Wissenschafter flexibler zu gestalten. Ein radikaler Kurswechsel der WU schwebe ihr aber nicht vor, sobald sie am 1. Oktober offiziell die Nachfolge von Rektor Christoph Badelt antritt.
Zu den großen Themen Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren sagt sie bloß: „Das muss man mit den politisch Verantwortlichen ausverhandeln.“Auch sonst hält sich Hanappi-Egger mit öffentlichen Aussagen zurück, außer dass sie nicht wisse, woher manche Zeitungen nähmen, dass sie der SPÖ nahestehe. Es sei auch falsch, dass sie Gitarre spielen könne. Was also macht Hanappi-Egger in ihrer Freizeit? „Lesen, Sport treiben und Reisen, am liebsten an den Strand.“