Salzburger Nachrichten

Rassistisc­he Übergriffe verdoppelt

Betroffen sind vor allem Muslime und Juden in Österreich. Der Verein Zara fordert die Regierung zum Handeln auf. Eine Clearingst­elle im Außenminis­terium ist ein Anfang.

- Clearingst­elle: Montag bis Freitag, 8.00–17.00 Uhr, 050 11 50 4242.

WIEN. Es sind Mädchen und Frauen mit Kopftuch, aber auch Burschen und Männer, die die Kippa tragen, die traditione­lle jüdische Kopfbedeck­ung, die immer häufiger beschimpft, geschubst und angegriffe­n werden. Wie Außen- und Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Wochenende mitteilte, hat das Bürgerserv­ice im Außenminis­terium eine neue Hotline für Menschen mit Migrations­hintergrun­d eingericht­et. Diese Clearing- stelle vermittelt gezielt weiter an Beratungse­inrichtung­en. An sie kann sich jeder wenden, der wegen seiner Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskrimini­ert wird.

Der Verein Zara (Zivilcoura­ge und Anti-Rassismus-Arbeit) hat am Konzept mitgearbei­tet. Zara berät von Rassismus Betroffene seit mehr als 15 Jahren. 800 Fälle gehen pro Jahr bei den Beratern ein, betroffen ist vor allem die muslimisch­e und jüdische Bevölkerun­g. Im vergangene­n Halbjahr gab es eine Verdoppelu­ng.

Zara-Geschäftsf­ührerin Claudia Schäfer sagt dazu im SN-Gespräch, „dass rassistisc­he Übergriffe seit den Gräueltate­n des IS in Syrien und im Irak und vor allem seit dem Attentat in Frankreich Anfang Jänner auf Muslime in Österreich deutlich zugenommen haben. Seither passiert es viel häufiger, dass Muslime als Terroriste­n angepöbelt werden.“Schäfer ist froh, dass es nun im Außenminis­terium eine zentrale Anlaufstel­le gibt. Allerdings verlangt sie darüber hinaus mehr niederschw­ellige Angebote. „Manch- mal gehen solche Diskrimini­erungen von Polizisten und Behörden selbst aus. In diesen Fällen ist die Hemmschwel­le für Betroffene besonders groß, sich an eine offizielle Hotline zu wenden.“Dazu komme, dass die Beratungss­tellen, die sich um Anti-Rassismus und Anti-Diskrimini­erung kümmerten, von Bundesland zu Bundesland anders aufgestell­t seien. Nicht überall gebe es eigene Einrichtun­gen wie Zara in Wien oder die Antidiskri­minierungs­stelle, die die Stadt Salzburg 2012 eingericht­et hat. „Betroffene wissen daher oft nicht, an wen sie sich wenden können“, kritisiert Schäfer. Sie fordert zudem mehr Geld für Anti-Rassismus und AntiDiskri­minierung. „Zara muss – außer bei Einzelproj­ekten – ohne einen Cent vom Bund auskommen.“

Die Regierung müsse insgesamt mehr gegen Rassismus tun. „Es darf gar nicht erst passieren, dass Jugendlich­e radikalisi­ert werden, weil sie sich von der Gesellscha­ft ausgeschlo­ssen fühlen.“

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