Rassistische Übergriffe verdoppelt
Betroffen sind vor allem Muslime und Juden in Österreich. Der Verein Zara fordert die Regierung zum Handeln auf. Eine Clearingstelle im Außenministerium ist ein Anfang.
WIEN. Es sind Mädchen und Frauen mit Kopftuch, aber auch Burschen und Männer, die die Kippa tragen, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, die immer häufiger beschimpft, geschubst und angegriffen werden. Wie Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Wochenende mitteilte, hat das Bürgerservice im Außenministerium eine neue Hotline für Menschen mit Migrationshintergrund eingerichtet. Diese Clearing- stelle vermittelt gezielt weiter an Beratungseinrichtungen. An sie kann sich jeder wenden, der wegen seiner Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskriminiert wird.
Der Verein Zara (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) hat am Konzept mitgearbeitet. Zara berät von Rassismus Betroffene seit mehr als 15 Jahren. 800 Fälle gehen pro Jahr bei den Beratern ein, betroffen ist vor allem die muslimische und jüdische Bevölkerung. Im vergangenen Halbjahr gab es eine Verdoppelung.
Zara-Geschäftsführerin Claudia Schäfer sagt dazu im SN-Gespräch, „dass rassistische Übergriffe seit den Gräueltaten des IS in Syrien und im Irak und vor allem seit dem Attentat in Frankreich Anfang Jänner auf Muslime in Österreich deutlich zugenommen haben. Seither passiert es viel häufiger, dass Muslime als Terroristen angepöbelt werden.“Schäfer ist froh, dass es nun im Außenministerium eine zentrale Anlaufstelle gibt. Allerdings verlangt sie darüber hinaus mehr niederschwellige Angebote. „Manch- mal gehen solche Diskriminierungen von Polizisten und Behörden selbst aus. In diesen Fällen ist die Hemmschwelle für Betroffene besonders groß, sich an eine offizielle Hotline zu wenden.“Dazu komme, dass die Beratungsstellen, die sich um Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung kümmerten, von Bundesland zu Bundesland anders aufgestellt seien. Nicht überall gebe es eigene Einrichtungen wie Zara in Wien oder die Antidiskriminierungsstelle, die die Stadt Salzburg 2012 eingerichtet hat. „Betroffene wissen daher oft nicht, an wen sie sich wenden können“, kritisiert Schäfer. Sie fordert zudem mehr Geld für Anti-Rassismus und AntiDiskriminierung. „Zara muss – außer bei Einzelprojekten – ohne einen Cent vom Bund auskommen.“
Die Regierung müsse insgesamt mehr gegen Rassismus tun. „Es darf gar nicht erst passieren, dass Jugendliche radikalisiert werden, weil sie sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen.“