Papst verfasst erstmalig eine Öko-Enzyklika
Der oberste Hirte der Katholiken wird zu einem Warner des Klimawandels.
Die Chefin der amerikanischen Umweltbehörde, Gina McCarthy, war am Freitag auf Besuch beim Papst in Rom. Die irischstämmige Katholikin, die sich gerade auf einer Europa-Tour befindet, sieht in Papst Franziskus einen Verbündeten. Thema der Gespräche im Vatikan war unter anderem der Klimaaktionsplan von Präsident Barack Obama.
Dass die US-Diplomatin der United States Environmental Protection Agency den obersten Hirten der Katholiken aufsuchte, hatte weniger einen spirituellen als einen irdischen Grund. Denn der in weltlichen Fragen offenbar recht praktisch orientierte Papst bereitet gerade eine Öko- Enzyklika vor. Er will dieses bisher einmalige Dokument rechtzeitig vor dem UNO-Weltklimagipfel in Paris veröffentlichen. Idealerweise soll das „Rundschreiben“, wie es übersetzt heißt, schon im Juni oder Juli erscheinen. Das Anliegen des Papstes ist der Schutz des Klimas und damit die Erhaltung der Schöpfung, wie er sagt. Eine Enzyklika ist seit Jahrhunderten die wichtigste Verlautbarungsform der Glaubensgemeinschaft. Insofern wird dem Schreiben auch eine wichtige politische Dimension beigemessen.
Einen der vielen gedanklichen Anstöße zur Öko-Enzyklika hat dem gebürtigen Argentinier sicherlich auch der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler gegeben, der seinem Chef in Rom unlängst in einer langen Audienz über die bedrängte Lage der indigenen Völker in Brasilien berichtet hat. Der Schutz der Indios und des brasi- lianischen Regenwalds ist dem Papst seit dem Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro ein ganz persönliches Anliegen. Alle Religionen stimmten darin überein, dass die Zerstörung der Umwelt verhindert werden müsse, sagte Franziskus.
Dass der Klimawandel Jorge Mario Bergoglio, wie der Papst mit bürgerlichen Namen heißt, nicht kaltlässt, kann man auch aus seiner „Rückendeckung“für die US-Regierung ersehen. Er wies seine amerikanischen Bischöfe 2014 an, den in den USA nicht von allen Lagern goutierten „Clean Power Plan“kräftig zu unterstützen. Dieser sieht den Abbau der Kohlendioxidemissionen aus Kohlekraftwerken bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent des Niveaus von 2005 vor.