Exoten? Das war einmal .
Die alpine Ski-WM rückt Sportler aus aller Herren Länder in den Blickpunkt – und da haben einige erstaunliche Entwicklungen gemacht.
Alle Jahre wieder: Bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften beschäftigt sich die Skiwelt auch mit den Exoten dieses Sports. Doch siehe da: Immer mehr Fahrer aus Ländern, die eher wenig mit dem Skisport zu tun haben, drehen auf. Wir präsentieren fünf Läufer mit ungewöhnlichen Geschichten, die aber längst keine Exoten mehr sind. Ungarn Sie wurde mit Rang drei in der Abfahrt von St. Moritz, der letzten Abfahrt vor der WM, zur großen Sensation. Dabei kam das für Insider gar nicht so überraschend: Schon bei den Olympischen Spielen in Sotschi lag sie als Siebte vor allen Österreicherinnen. Die eigentlich aus Siebenbürgen stammende Läuferin begann ihre Karriere für Rumänien, doch nach einem Kreuzbandriss in Vancouver 2010 bekam sie vom rumänischen Verband keine Unterstützung und wechselte daraufhin die Nationalität. Seitdem ist Miklós für Ungarn unterwegs, wo sie dank privater Sponsoren mit dem Tiroler Dietmar Thöni trainieren kann. „Eine Medaille für Ungarn wäre ein Durchbruch für die- sen Sport in Ungarn“, meinte Miklós nach dem Erfolg in St. Moritz. Kroatien Er repräsentiert die Generation nach Ivica Kostelic: Filip Zubcic stammt wie Kostelic aus Zagreb und hat auch mit dem kroatischen Skistar trainiert. „Er ist unser größtes Talent und es ist wichtig, dass es eines Tages nach Kostelic auch weitergeht“, sagt Alpindirektor Vedran Pavlek. Fast zwei Jahre hat Zubcic in seiner Karriere nach Schulterverletzungen eingebüßt, in diesem Jahr kam er stärker als je zuvor zurück: In Alta Badia war er mit Rang zwei im zweiten Durchgang die Sensation des Riesentorlaufs. Für Pavlek ist damit noch nicht die Endstation erreicht: „Er hat das Potenzial für einen Allrounder.“ Russland Der Mann vom Eismeer: Trikhichew stammt aus Murmansk und hat damit – so komisch es klingen mag – Heimvorteil: Denn nahe von Murmansk betreibt der russische Verband ein Trainingszentrum. Mit Liften, hier finden regelmäßig die russischen Meisterschaften statt. Auch das geht auf eine Initiative von Wolfgang Mitter zurück, der schon den Schladming-Sieger Alexander Choroschilow unter seinen Fittichen hat. Der Steirer fungiert als eine Art Sportdirektor des russischen Verbands und baute die Strukturen für die Olympischen Spiele auf. Warum es für die Russen heuer so gut läuft? Mitter lässt das Team auf der Reiteralm trainieren – die Anzahl wilder Partynächte soll sich dadurch deutlich verringert haben. „Trikhichew ist derzeit ein reiner Slalomfahrer, aber er hat das Talent zum Allrounder“, so Mitter. Während es für die Weltcupgruppe noch genügend Geld gibt, trifft die Rubel-Abwertung die EuropacupGruppe. „Da fehlt bereits das Geld.“ Südkorea Der Tiroler Georg Höllriegl ist der Mann für die ganz schwierigen Jobs im Skisport. Acht Jahre betreute er die Japaner und brachte Akira Sasaki an die Weltspitze heran, nun hat es ihn nach einem Zwischenstopp beim ÖSV wieder in die Ferne gezogen: Höllriegl soll für Südkorea das Alpinteam für die Olympischen Spiele 2018 aufbauen. Der erste Erfolg hat sich bereits eingestellt: Der 25-jährige Koreaner Jung Donghyun hat im Vorjahr als SlalomSeriensieger im Far East Cup Rang zwei der Gesamtwertung belegt und tritt dieses Jahr im Weltcup an, wo er auch schon die ersten Punkte gemacht hat. Doch mit ihm gibt es ein anderes Problem, wie auch Atomic-Rennsportleiter Christian Höflehner bestätigt: Er spricht kein Wort Englisch. Die Kommunikation über die Materialabstimmung dürfte also durchaus kreativ sein. Großbritannien Der 28-jährige Brite hat vielleicht die ungewöhnlichste Geschichte eines Skifahrers überhaupt: Er stammt aus Manchester, wo er einst in einer Skihalle Ski fahren gelernt hat – aber nicht auf Kunstschnee, sondern auf Matten. Erst mit zwölf Jahren kam das Skitalent zum ersten Mal auf Naturschnee. Im Vorjahr mutierte er zur Sensation im Europacup, er gewann die Slalomwertung. Heuer ist er im Weltcup unterwegs und stellte da einen für Briten nicht alltäglichen Erfolg auf: Im zweiten Durchgang des Nachtslaloms von Madonna war der Matten-Skifahrer aus Manchester schneller als alle Österreicher, inklusive Marcel Hirscher. Nur eines ist für einen Mann aus Manchester sehr ungewöhnlich: Er ist glühender Fan des in Manchester verhassten FC Liverpool.