Die Bauarbeiter zittern, wenn der Archäologe fündig wird
Auch bei den heute startenden Baustellen in der Innenstadt kann es durch archäologische Funde zu Verzögerungen kommen. Salzburgs oberster Archäologe kann aber beruhigen.
Große Baustellen haben einen strengen Zeitplan. Vor allem die Arbeiten in der Getreidegasse und in der Bürgerspitalgasse, die heute, Montag, starten, erlauben keine großen Verzögerungen. Bis zur Festspielzeit soll der Verkehr in der Bürgerspitalgasse wieder fließen. Aber Unwägbarkeiten gibt es immer. Und eine davon sind Menschen wie Peter Höglinger.
Höglinger ist der zuständige Amtsarchäologe für das Bundes-
„ Unsere Tätigkeit mag exotischer klingen, als sie ist.“
land Salzburg. Und als solcher obliegt ihm auch die Koordination der archäologischen Aufsicht von Baustellen. Eine Baustelle in der Salzburger Innenstadt findet auf historischem Boden statt. Schon in der Römerzeit war die Gegend zwischen Berg und Fluss besiedelt. Irgendetwas, sagt Peter Höglinger, finde man bei größeren Baustellen immer. Vor allem in der Bürgerspitalgasse sei das zu erwarten. „Hier hat man bei neuen Bauten das Abbruchmaterial nicht abgetragen.“
So wollte man mit den Bauwerken höher über die Salzach kommen. Denn Hochwasser gab es hier schon immer. „Auch die römische Stadt wurde mehrmals überschwemmt. Die Salzach wurde ja erst um 1900 reguliert. Und auch danach war es trotzdem immer wieder knapp.“
So finden sich unter den heutigen Bauten mittelalterliche Mauerreste und darunter römische. In der Getreidegasse sei die Situation anders, sagt Höglinger. „Die römischen Bauwerke gingen nicht bis zum heutigen Salzachufer. Die Salzachböschung war in etwa bei der Getreidegasse.“
Wenn also ein Archäologe in der Baugrube etwas entdeckt, muss er erst einmal einschreiten, bevor weitergebaut wird. Insgesamt hielten sich Verzögerungen durch archäologische Arbeiten aber in Grenzen, sagt Peter Höglinger. „Ich sehe das nicht als Bedrohung.“Mittlerweile seien Archäologen und Bauleiter ein eingespieltes Team. Bei den kommenden Baustellen werden immer Archäologen von privaten Firmen die Arbeiten begleiten. „Die können gleich mit der Situation umgehen.“
Dabei geht es dann meist nicht darum, altertümliche Schätze zu heben, sondern vor allem um die Dokumentation und Vermessung der Funde. „Unsere Tätigkeit mag exotischer klingen, als sie ist“, sagt Höglinger. Es sei aber im Grunde eine sehr trockene und anstrengende Arbeit. Schaufel und Krampen kämen weitaus häufiger zum Einsatz als der feine Pinsel. Und üblicherweise werden die Funde wie Keller, Mauerreste oder andere Gebäudeteile nach der Dokumentation wieder zugeschüttet. Der Fund einer römischen Tonscherbe, wie bei den Bauarbeiten zur Neugestaltung der Linzer Gasse, sei schon etwas Besonderes.
Auch größere Funde brächten üblicherweise die Bauzeit nicht grob durcheinander. Obwohl: Bei den Arbeiten am Kajetanerplatz im Vorjahr dürften die Bauleiter schon geschwitzt haben. Hier fanden sich Reste der barocken Stadtmauer, der Fronfeste und der Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert. Und unter der Kajetanerkirche entdeckten die Archäologen ein römisches Mosaik. „Da mussten wir dann schon etwas genauer schauen. Aber auch bei der Baustelle hat die Bauzeit gehalten.“
Mittlerweile sei auch bei den meisten Baufirmen die Skepsis gegenüber den Archäologen verschwunden, sagt Peter Höglinger. „Vor zehn Jahren, als wir die archäologische Arbeit bei Baustellen intensiviert haben, hat es schon Ängste gegeben.“Die seien aber schnell verschwunden. „Die haben bald gesehen, dass wir auch anpacken können.“