Engel schweben durch Salzburg
Zwei Tänzer stellen in einer Choreografie den Flug von Engeln dar – mit Bergsteigerschuhen an ein Flugzeugteil geschnallt.
Er hängt kopfüber an einem Flugzeugstück aus Carbon. Seine Partnerin steht in drei Metern Höhe darauf. Die Füße der beiden Tänzer stecken in Bergsteigerschuhen. Die Beine dienen dem Halt, ihre Oberkörper bewegen sich zu den Klängen eines achtköpfigen Männerensembles. Fließend, gleitend, andächtig – und vor allem engelsgleich.
Während am Sonntagnachmittag in der Kollegienkirche in der Salzburger Altstadt „O magnum mysterium“von Tomás Luis de Victoria unter der Leitung von Martin Fuchsberger ertönt, fährt der grüne Stapler los. Daran montiert ist ein Winglet – die Spitze eines Flugzeugflügels. Es soll den Tänzern als eine Art Flügel oder Wolke dienen. Tänzerin Anna Virkkunen steht darauf, ihr Kollege Roni Sagi hängt unter ihr. Teils wirkt es, als würden sie fahren, snowboarden oder surfen. Dabei folgen die Engel aber den Klängen der Musik. Die beiden sind von zahlreichen Engelsskulpturen umgeben.
Hubert Lepkas künstlerische Inszenierung, ein sogenanntes Performative Shooting, soll einen Engelsflug darstellen: „Jeder weiß, dass Engel fliegen können, aber niemand weiß wie. Wir haben experimentiert, wie man so einen Engelsflug darstellerisch umsetzen könnte.“Geprobt wurde in Workshops im Wald von Michaelbeuern. „Mit Bag- gern und Bäumen haben wir uns dem Thema choreografisch genähert“, erzählt der Künstler. Letztlich entstand die Idee für „Engel“.
Die Ergebnisse durften Interessierte am Sonntag mitverfolgen: Zunächst in der Kollegienkirche, abends am Universitätsplatz. Rund 50 Schaulustige waren bei der Inszenierung in der Kollegienkirche dabei. „Es ist ganz wunderbar, eine sehr schöne Idee“, sagte eine Salzburgerin. Ihre Begleitung machte sich hingegen Sorgen um die Tänzer:
„ Engel sind mysteriöse, faszinierende Wesen.“
„Hoffentlich rutscht der Mann nicht aus seinen Schuhen.“Regisseur Hubert Lepka gab jedoch Entwarnung: „Die beiden sind sehr sicher an das Winglet geschnallt.“
Festgehalten wurde der Engelsflug in einem vierminütigen Kurzfilm und Fotos. „Wir schaffen somit eine Art öffentliche Skulptur, die auch über das Internet weiterverbreitet werden kann“, erklärt Lepka. Warum gerade Kollegienkirche und Universitätsplatz als Kulisse für den Engelsflug gewählt wurden? „Die Engelspräsenz ist in der Kollegienkirche mit 72 Engeln am dichtesten. Unsere beiden Tänzer performen also vor einem Hintergrund kunstgeschichtlicher Auseinandersetzung mit diesen Figuren.“