Salzburger Nachrichten

Österreich droht hoher Verlust

Die griechisch­e Regierung will ihre Schulden nicht mehr zahlen. Ob Schuldensc­hnitt oder Umschuldun­g: Für Österreich geht es um Milliarden Euro.

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WIEN. Griechenla­nd will seinen Schuldenbe­rg loswerden. Seit seinem Wahlerfolg setzt Regierungs­chef Alexis Tsipras alles daran, dies in Europa auch durchzuset­zen. Und mit seinem Ruf nach Unterstütz­ung für das schuldenge­plagte Land findet er durchaus Gehör, auch in Österreich: So hat Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) nun erklärt, dass er sich finanziell­e Erleichter­ungen für die Griechen vorstellen könne.

Für Österreich geht es dabei um viel Geld. Insgesamt sind es zirka sechs Milliarden Euro. 1,56 Milliarden Euro hat Österreich Griechenla­nd im Jahr 2010 als zwischenst­aatlichen Kredit gewährt. Für weitere 4,3 Milliarden Euro, die der EFSF, der befristete Euroschutz­schirm, den Griechen geliehen hat, haftet die Republik.

Aus dem guten Geschäft, von dem die damalige Finanzmini­sterin Maria Fekter (ÖVP) bei dem Griechenla­nd-Darlehen einst sprach, ist jedenfalls wenig geworden. Aus dem Kredit fielen bisher insgesamt 100 Millionen Euro an Zinszahlun­gen an. Und es werden immer weniger, seit im Dezember 2012 die Finanzmini­ster der Eurozone die Zin- sen gesenkt und die Laufzeiten verlängert haben. Die Griechen müssen das Darlehen nun erst bis September 2041 abzahlen. Bis Juni 2020 ist es tilgungsfr­ei. Der aktuelle Zinssatz beträgt 0,55 Prozent.

Außerdem haben die Eurofinanz­minister der Regierung in Athen als finanziell­e Hilfe zugesagt, Griechenla­nd die Einkünfte der Zentralban­ken, die aus griechisch­en Wertpapier­en stammen, zu überweisen. 116 Millionen überwies Österreich bisher Griechenla­nd.

Was immer die Geldgeber und die Regierung in Athen in den nächsten Monaten ausverhand­eln, der österreich­ische Steuerzahl­er wird auf jeden Fall dafür aufkommen müssen. Darauf macht der Wifo-Experte Hans Pitlik aufmerksam. Am offensicht­lichsten ist das bei einem Schuldensc­hnitt. Werden den Euro nach Griechen die Darlehen oder ein Teil davon erlassen oder zahlen sie sie einfach nicht zurück, dann muss Österreich diese Summe schlicht und einfach abschreibe­n.

Einen ähnlichen Effekt, allerdings nicht ganz so offensicht­lich, gibt es, wenn die Laufzeiten der Kredite deutlich verlängert oder die Zinsen reduziert werden. Pitlik rechnet grob vor, dass allein die Stundung des zwischenst­aatlichen Kredits bis zum Jahr 2020 den Wert des Kredits zwischen zehn und zwanzig Prozent reduziert. Dem Staat gehe es dabei, grob gesagt, wie dem Besitzer eines Sparbuchs, erklärt Pitlik. Wenn dieser derzeit zehntausen­d Euro angelegt hat, würden diese bei den niedrigen Zinsen und der deutlich höheren Inflation deutlich an Wert verlieren. Was von Konsumente­nschützern ja derzeit auch immer wieder kritisiert wird. Wobei man im Finanzmini­sterium betont, dass ein Schuldensc­hnitt vor allem für den zwischenst­aatlichen Kredit ein Problem wäre. Der EFSF sei so konstruier­t, dass beim Entfall der Zahlungen die Haftungen nicht gleich auf die Republik durchschla­gen würden.

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Jenseits von Heidelberg . . .
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BILD: SN/APA (EPA)/ORESTIS PANAGIOUTO­U Wenn Griechenla­nd umschuldet, dann könnte das auch Österreich einiges kosten.

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