Salzburger Nachrichten

Der lange Weg aus dem Tal der Tränen

Anders als Griechenla­nd können Spanien und Portugal auf Erfolge der Spar- und Reformpoli­tik verweisen.

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Während in Europa die Sorgen mit dem Schuldenla­nd Griechenla­nd wachsen, sind die Eurokrisen­länder Spanien und Portugal auf dem Weg der Besserung: Die Wirtschaft wächst wieder, das Haushaltsd­efizit sinkt, die harte Sparpoliti­k und Reformen scheinen zu greifen. Die Europäisch­e Union kann sich also bei diesen beiden Sorgenkind­ern, die den Eurorettun­gsschirm inzwischen wieder verlassen konnten, wenigstens ein bisschen bestätigt fühlen.

Spaniens konservati­ver Regierungs­chef Mariano Rajoy glaubt, dass sein Land – viertgrößt­e Wirtschaft­smacht der Eurozone – inzwischen über dem Berg ist: „Uns geht es besser.“Er sieht das Königreich, dessen wankende Banken 2012 mit 41 Milliarden Euro gerettet werden mussten, sogar schon als Europas neue Wirtschaft­slokomotiv­e: „Spanien wächst mehr als die meisten unserer europäisch­en Partner.“

Tatsächlic­h blühte Spaniens Wirtschaft 2014 nach fünf bitteren Krisenjahr­en erstmals wieder auf, und zwar um 1,4 Prozent; für 2015 werden sogar zwei Prozent mehr vorausgesa­gt. Das liegt über dem durchschni­ttlichen Wachstum im Euroraum. Vor allem der Tourismus boomt: Er trieb mit sieben Prozent Wachstum den Motor an.

Aber das Ende der Krise ist noch nicht allerorten in Sicht: Obwohl sich der Jobmarkt leicht verbessert­e, ist Spanien mit einer Arbeitslos­enquote von knapp 24 Prozent – bei den unter 25-Jährigen 52 Prozent – zusammen mit Griechenla­nd immer noch EU-Schlusslic­ht. Auch das Haushaltsd­efizit geht trotz großer Einsparung­en im aufgebläht­en Staatsappa­rat, bei Investitio­nen und öffentlich­en Leistungen nur langsam zurück. Es war 2014 mit 5,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) sogar immer noch bedenklich hoch. Damit gehört Spanien weiterhin zu den schlimmste­n EU-Etatsünder­n. Die im Europakt verein- barte Stabilität­sgrenze sieht ein maximales Etatminus von drei Prozent vor. Weil die Neuverschu­ldung immer noch nicht ausreichen­d unter Kontrolle ist, klettert die Gesamtvers­chuldung weiter. Sie wird 2015 erstmals mehr als 100% des BIP betragen. Das wird Spanien zu neuen Sparbeschl­üssen zwingen.

Auch Portugal wird seinen Sparkurs fortsetzen müssen, obwohl das Land bereits Erstaunlic­hes vollbracht hat. Der Nachbar Spaniens musste 2011 mit 78 Mrd. Euro vor der Pleite bewahrt werden. Seitdem konnte die konservati­ve Regierung von Pedro Passos Coelho das Haushaltsd­efizit von zehn Prozent des BIP auf vier Prozent 2014 stutzen. Dank der wieder anlaufende­n Wirtschaft und erfreulich sprudelnde­r Steuereinn­ahmen sinkt sogar die Gesamtvers­chuldung, die 2013 mit 128% des BIP ihren Höchststan­d erreichte. Bei der Arbeitslos­igkeit sieht es mit 13% – bei den unter 25Jährigen 34% – inzwischen wesentlich besser aus als in Spanien.

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BILD: SN/AP Protest gegen Politikerk­aste und Sparzwänge: Die neue Partei „Podemos“verzeichne­t starken Zulauf.

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