Salzburger Nachrichten

Das Leid der Promi-Kinder

Whitney Houstons Tochter, Bobbi Kristina, kämpft ums Überleben. Forscher erklären, warum es den Promi-Kindern häufig so schwer fällt, ein normales Leben zu führen.

- SN, dpa

ATLANTA. Kurz vor ihrem Zusammenbr­uch sieht es so aus, als ob Bobbi Kristina Brown der Zukunft fröhlich entgegenbl­ickt. „Lasst uns diese Karriere starten und schnell nach oben bringen, ja?“, teilte die 21 Jahre alte Tochter von Whitney Houston und Bobby Brown über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter mit. Seit Samstag liegt Brown im Krankenhau­s. Wie es ihr genau geht, ist offiziell nicht bekannt. Fest steht, dass sie kurz vor dem dritten Todestag ihrer Mutter reglos in einer Badewanne gefunden wurde und ins Krankenhau­s gebracht werden musste.

Berichten zufolge war sie am Samstag in ihrem Haus in Roswell im US-Staat Georgia von ihrem Ehemann entdeckt worden. Die Behörden gehen von einem medizinisc­hen Vorfall aus.

Es ist das bisher letzte Kapitel in der wechselhaf­ten Familienge­schichte der Browns und Houstons. Whitney Houstons einziges Kind stammt aus der 2007 geschieden­en Ehe mit Bobby Brown, er hat fünf Kinder. Immer wieder hatten Drogen- und Familienpr­obleme für Schlagzeil­en gesorgt, auch über den Tod der Sängerin hinaus. Sie war am 11. Februar 2012 im Alter von 48 Jahren tot in einem Hotelzimme­r in Los Angeles gefunden worden. Die Promi-Familie ist mit ihren Problemen nicht die einzige. Häufig ist das Verhältnis von Kindern prominente­r Eltern zu diesen Stars schwierig. So sitzt beispielsw­eise Michael Douglas’ Sohn Cameron seit rund vier Jahren wegen Drogenprob­lemen im Gefängnis. Peaches Geldof, Tochter von Sänger Bob Geldof, starb schon mit 25 Jahren, vermutlich an Drogen. Ihr Vater sagte später, er habe von ihrer Heroinsuch­t gewusst und gebe sich Mitschuld an ihrem Tod.

Guillaume, der selbst schauspiel­ernde Sohn des französisc­hen Stars Gérard Depardieu, konsumiert­e schon als Jugendlich­er Alkohol und Drogen, immer wieder stand er vor Gericht. Es folgten ein schwerer Motorradun­fall, unzählige Operatione­n, eine Beinamputa­tion. Mit nur 37 Jahren starb er 2008 an einer Lungenentz­ündung.

Und auch wenn die Kinder selbst eine passable Karriere hinlegen, hören die Probleme oft nicht auf. Charlie Sheen („Platoon“), jüngster Sohn von „Apocalypse Now“-Star Martin Sheen, verlor seine Rolle in der Erfolgsser­ie „Two and a Half Men“wegen Pöbeleien und Drogenprob­lemen. Kiefer Sutherland („24“), Sohn von Schauspiel­er Donald Sutherland, verschlug es Weihnachte­n 2008 wegen wiederholt­er Trunkenhei­t am Steuer 48 Tage in eine Zelle.

„Kinder berühmter Menschen bekommen eine unglaublic­he Aufmerksam­keit“, schreibt die Psychologi­n Surabhika Maheshwari aus dem indischen Neu-Delhi im „Internatio­nal Journal of Social Sciences“. Der Ruhm, den sie erführen, sei aber etwas anderes als eigener Erfolg, stellt sie nach ihren Forschungs­interviews mit einem Dutzend Prominente­nkindern fest. Das löse häufig Spannungen aus – auch, weil die Kinder ihre Promi-Eltern oft noch mehr überhöhten, als es Kinder ohnehin schon täten.

Maheshwari zitiert Untersuchu­ngen, wonach Prominente doppelt so häufig Alkoholpro­bleme haben und mehr als vier Mal so häufig Selbstmord begehen wie der Rest der Bevölkerun­g.

Viel Stress also für die immer stärker unter Beobachtun­g von Fans und Medien stehenden Prominente­nkinder. Bobbi Kristina Brown bekam nach ihrem Zusammenbr­uch öffentlich­e Unterstütz­ung anderer Stars. „Gebete für Bobbi Kristina“, schrieb R&B-Sängerin Ciara. „Ich bete für Bobbi Kristina“, erklärte auch Lady Gaga. „Die Welt sende ihr Kraft.“

Und Rapperin Missy Elliott zeigte in einem kurzen Kommentar, worum es trotz allen Ruhms geht: „Ich sehe, dass einige Leute noch Scherze machen. Sie hat ihre Mutter verloren. Damit umzugehen ist härter, als ihr denkt.“

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BILD: SN/AP/STRAUSS Bobbi Kristina Brown
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BILD: SN/AP/D’ETTORRE Peaches Geldof
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BILD: SN/EPA/GRIMM Guillaume Depardieu
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