Salzburger Nachrichten

Rückkehr der zwei Ski-Helden

Die Ski-WM als Comeback-Festival: Mit Bode Miller und Aksel Lund Svindal kehren zwei Topstars just bei der WM zurück. Aber reicht es, um ganz vorn mitzufahre­n?

- Berichtet aus Beaver Creek Rückkehr mit Erwartunge­n: Miller (unten) und Svindal.

Man sollte ja vorsichtig sein mit dem Begriff „Wunder“. Aber wenn es nach den Ärzten ging, dann wäre Aksel Lund Svindal an diesem Tag vielleicht mit dem Lift über die Birds of Prey hinunterge­glitten und nicht auf Ski. „Ich bin sicher einen Monat früher dran, als alle Optimisten geglaubt haben“, sagt der Norweger und lächelt dabei. Und man erkennt: Allein dass er es geschafft hat, am Start zu stehen, ist für ihn ein Sieg. Und da ist der Sieg im Rennen – noch – zweitrangi­g.

Kurz nach ihm fuhr Bode Miller. Nicht ganz so überrasche­nd, war er doch schon in Wengen und Kitzbühel in den Trainings dabei. Und doch ist es erst seit Montag fix, dass der 37-Jährige bei dieser WM vielleicht sogar drei Mal an den Start gehen wird. Denn Super G und Abfahrt stehen fest und wenn das im Herbst operierte Kreuz mitspielt, dann geht Miller auch in der Kombinatio­n an den Start.

Aber für Miller gilt wie für Svindal: So ganz wissen beide noch nicht, wohin die Reise geht. „Die Achillesse­hne am operierten linken Fuß ist vier Mal so dick, sie hat hinten einen richtigen Bogen“, erzählt Svindal, beeilt sich aber zu ergänzen: „Aber das Risiko ist überschaub­ar. Die Gefahr, dass die Sehne wieder reißt, ist nicht viel größer als bei der am anderen Fuß.“Fußball spielen oder Leichtathl­etik, das könnte er nicht. Aber dank des Skischuhs ist er bereit für den WM-Test, für den er sich erst am Samstag in Aspen entschiede­n hat.

„Weil ich da das erste Mal auch bei schlechter Sicht und schlechten Pistenbedi­ngungen das Gefühl hatte, es geht“, erklärt Svindal nach Vergleichs­fahrten mit Kjetil Jansrud. „Aber er war schon schneller, wenn auch nicht viel“, betont er. Jetzt gehe es darum, das Gefühl für die Geschwindi­gkeit zu finden. Das Timing. Viel Zeit bleibt nicht. Medaillen sind kein Thema. Noch. Nur so viel: „Wenn du gar nicht an den Star gehst, dann hast du von vornherein keine Chance. Deshalb bin ich da. Ich will es versuchen.“

So wie Miller auch. Er hat in den vergangene­n Tagen noch einen Gang zugelegt, ist im Training an die Grenzen gegangen. „Und ich kann sagen: Wenn ich hier sitze, dann habe ich keine Schmerzen. Klar, nach dem intensiven Training schmerzt es, aber nicht mehr als ohne Operation. Das Problem ist, dass man bei einer Verletzung wie dieser nur herausfind­et, ob es zu viel war, wenn man sich wieder wehtut. Aber ich denke, ich bin bereit, voll aufs Gaspedal zu steigen.“

Davon ist Svindal noch ein Stück entfernt. Er erzählt, umringt von vielen Journalist­en, vom Tag, als er zum Arzt gegangen ist, um zu sagen, dass er doch bei der WM starten wolle. „Er hat mich ungläubig angeschaut. Aber dann hat er die Narbe gesehen, eine MRI-Untersuchu­ng gemacht. Und gesagt, ich soll es probieren.“

Es sei schon ein Wunder, dass er hier sei – und man solle sich deswegen keine Wunder von ihm erwarten, betont er: „Mir fehlen drei Monate. Und das sind nicht die drei Monate gewesen, in denen keiner was tut, sondern die drei Monate, in denen alle ganz viel Ski fahren. Und dann merkst du, dass es einen Unterschie­d ausmacht, mit 140 km/h den Berg hinunterzu­fahren. Aber eines weiß ich: Es reicht, um den Berg gut hinunterzu­kommen.“

Irgendwie schließt sich ein Kreis. Svindal würde wieder auf jenem Berg einen Meilenstei­n setzen, auf dem er nach einem schweren Sturz 2007 fast seine Karriere hätte beenden müssen – nur um im Jahr darauf zu gewinnen. „Der Berg liegt mir – ich habe hier schon viel erlebt“, sagt er.

Svindal bremst die Erwartunge­n, macht die endgültige Entscheidu­ng über einen WM-Start vom „Bauchgefüh­l“nach dem Abfahrtstr­aining abhängig. Teamkolleg­e Kjetil Jansrud zweifelt nicht: „Er ist so ein guter Skifahrer. Und er ist wieder da.“

So wie Bode Miller, der sich aber nicht nur seine Leistung zum Ziel gesetzt hat: „Ich kann mich an 1999 erinnern. Da waren die Österreich­er ein Team, das mit der Selbstvers­tändlichke­it am Start stand, dass das Podium ihnen gehört. Diesmal sind wir ein echtes Powerhouse – bei Damen und Herren.“

Ein Teil des „Powerhouse“geht neben den beiden Comebacks beinahe unter: Im Super G startet auch Ted Ligety, in Schladming dreifacher Weltmeiste­r, das Unternehme­n Titelverte­idigung. „Es wäre ein Traum, wenn das gelingt“, sagt er. Und auch wenn es diese Saison nicht so gut gelaufen sei, ergänzt er: „Wenn es einen Berg gibt, den man sich für dieses große Ziel aussuchen könnte, dann wäre es dieser.“

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BILD: SN/GEPA/COLLAGE
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