Eine Piste für viele Liebhaber
Zwei Österreicher haben eine ganz besondere Beziehung zur WM-Strecke, nämlich Hannes Reichelt und Georg Streitberger.
Der eine hat sich an die Rolle des Mitfavoriten gewöhnt, der andere freut sich über die Aufnahme in den illustren Kreis: Hannes Reichelt und Georg Streitberger gehen allein schon wegen ihrer Vorliebe für die „Raubvogelpiste“in Beaver Creek unter ganz eigenen Vorzeichen in den heutigen WM-Super-G (19 Uhr MEZ). Reichelt hat im Dezember die WM-Generalprobe im Super G auf dieser Piste gewonnen. „Ja, das ist ein besonderes Rennen“, sagt Reichelt, „aber da braucht man nur in die Ergebnislisten zu schauen, um zu sehen, dass mir der Hügel da gut liegt.“Das stimmt, es war schon Rei- Michael Smejkal berichtet für die SN aus Beaver Creek chelts dritter Sieg auf der Raubvogelpiste. Er weiß auch, warum dies so ist. „Es hat nichts mit dem besonderen Schnee hier zu tun, denn sonst könnte ich ja in Lake Louise auch schnell sein. Es hat eindeutig mit der Strecke zu tun“, sagt Reichelt. „Es ist eine Strecke, in der alles drinnen ist, die Mut und Überwindung verlangt und auf der man gerade im Super G mit Köpfchen fahren muss. Und dann gibt es ganz unten die Kompression, die eigentlich meist die entscheidende Stelle ist.“
Reichelt ist für Abfahrt und Super G gesetzt, diesen Bonus genießt sonst nur Matthias Mayer. Was ist für ihn die größere Herausforderung auf dieser Strecke, der Super G oder die Abfahrt? „Wenn jemand in beiden Disziplinen auf dem gleichen Niveau fahren kann, dann ist es eindeutig der Super G. Das hat mit den Übergängen und Geländekuppen zu tun, die schwierig zu fahren sind und was man auch nicht testen kann, weil es kein Training gibt. Darum entscheiden Gefühl und Intuition.“
Auf diesen Passagen ist eine saubere Technik gefragt und das ist genau das, was Georg Streitberger an Reichelt bewundert. „Wenn ich mir etwas von ihm abschauen kann, dann diese technisch saubere Fahrweise“, sagt Streitberger, „ich habe ja eher einen schlampigen Stil.“Auch Streitberger hat hier schon gewonnen, noch mehr Auftrieb gibt ihm aber der sechste Platz im Dezember. „Ich bin zu diesem Zeitpunkt nicht gut Ski gefahren und habe am Material herumgetestet und kein richtiges Set-up gefunden. Dann bin ich hierhergekommen und es hat alles wieder geklappt.“Nun passt auch wieder das Set-up, was er mit Rang drei in Kitzbühel unterstrichen hat. „Ja, es geht eindeutig aufwärts, ich habe ein gutes Gefühl und die Formkurve stimmt auch.“Daher fällt der Name Streitberger immer öfter bei den Medaillenkandidaten. Für den Pinzgauer kein Problem. „Lieber bin ich Favorit als gar nicht dabei.“
Bei einer WM oder einem anderen Großereignis war er noch nie in dieser Rolle. „Auch gut, ich nehme es gern“, sagt er und misst dem Ganzen keine große Bedeutung bei. „Eine WM ist doch nur ein normales Rennen unter großem Medieninteresse.“
Im Mittelpunkt des Medieninteresses steht Mittwoch aber nicht nur der ÖSV, sondern auch das gastgebende US-Skiteam. Dank Titelverteidiger Ted Ligety hat man fünf Startplätze, einen bekommt Bode Miller, zwei gehen dann an die Abfahrtssieger Steven Nyman und Travis Ganong, dazu kommt Andrew Weibrecht. Unter diesen Vorzeichen ist ein US-Team noch selten angetreten, es ist der erste Test, wie man damit bei der Heim-WM umgehen wird. Ligety ist dreifacher Weltmeister von Schladming und seither nicht mehr ganz in der Erfolgsspur. Das weiß auch er, aber er sagt: „Wenn es einen Ort gibt, wo ich das Triple von Schladming wiederholen kann, dann hier.“Die Liebe zu dieser Piste ist offenbar kein österreichisches Privileg.