Salzburger Nachrichten

Wie falsche „Picassos“nach Fünfhaus kamen

Betrugspro­zess gegen zwei nicht gerade kunstsinni­ge „Kunsthändl­er“, die im Hinterstüb­erl eines Lokals an den Falschen gerieten.

- SN, APA

Da treffen sich am 24. April im Hinterzimm­er eines Lokals in Wien-Rudolfshei­m-Fünfhaus drei Männer. Ein 52-jähriger gebürtiger Montenegri­ner und ein 47-jähriger Wiener, beide keine unbeschrie­benen Blätter, haben vier Bilder dabei – „von Picasso“, wie sie behaupten. Der dritte ist ein verdeckter Ermittler der Polizei, der Interesse an einem der Bilder vorgegeben hat. Die Verkäufer wollen 300.000 Euro. Im nächsten Moment klicken die Handschell­en.

„Die Geschichte ist genauso blöd, wie sie klingt. Unfassbar“, sagt Verteidige­r RA Werner Tomanek am Dienstag vor einem Wiener Schöffenge­richt, wo sich die beiden „Picasso-Verkäufer“wegen versuchten schweren Betrugs verantwort­en müssen. Denn der renommiert­e Kunsthändl­er Herbert Giese hat festgestel­lt: Die vier kleinforma­tigen Werke „Frau mit Tier“, „Umarmendes Paar“, „Zwei Figuren“und „Männlicher Kopf mit Krone“sind „dilettanti­schste Fälschunge­n“. Verteidige­r Tomanek sagt, sein Mandant – der mit einem Lokal in die Pleite geschlitte­rte Montenegri­ner – könne einen Picasso nicht einmal von einem Hundertwas­ser oder einem Waldmüller unterschei­den. Und überhaupt: „Um 300.000 Euro gibt’s nicht einmal eine Unterschri­ft vom Picasso auf einem Bierdeckel!“

Der mitangekla­gte

47-jährige Wiener, der nach seiner Haftentlas­sung Autos und Versicheru­ngen vermittelt hatte, räumt ein, von Kunst habe er „null Ahnung“. Abgesehen davon entspreche „dieser komische König, diese Frau, abstraktes Zeug“auch keineswegs seiner „Geschmacks­richtung“. Aber: Der 52-jährige Montenegri­ner will die Bilder 2013 von einem Bekannten in Serbien erhalten haben. Sie sollen demnach aus dem Besitz eines 80jährigen Diplomaten stammen und Werke Picassos sein. Er solle dafür in Wien nach Käufern suchen und werde nach Geschäftsa­bschluss eine Provision erhalten. Den 47-jährigen Wiener habe er in einer Pizzeria in Favoriten kennengele­rnt: Er bot seine Dienste an. – Vertagt.

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